Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
versteht. Wie sie sich momentan darstellt. Und sich auch in Zukunft darstellen wird.«
»Ihr scheint zu vergessen, dass ein Krieg im Gange ist.«
»Es ist immer irgendein Krieg im Gange. Der auch nur weitere Gelegenheiten bietet, noch mehr Geld und Macht zu erringen. Kanzler, in den nächsten ein oder zwei Wochen werde ich berühmter, beliebter, mächtiger werden als selbst Ihr Euch das jemals hättet vorstellen können … oder soll ich sagen: hättet fürchten können?« Sein Lächeln wurde breiter. »Ich nehme an, die Empfindung, die Euch jetzt beherrscht, ist Furcht, aber ganz ruhig, Kanzler, ich habe Euch nicht als Nächsten auf meiner Liste. Eure Position ist sicher, und wenn diese verdammten Tiste Edur - einschließlich des Imperators - erst einmal erledigt sind, dann werden wir beide, Ihr und ich, dieses Imperium kontrollieren. Nein, Ihr werdet es klar und deutlich erkennen, genau wie alle anderen. Der Saboteur wird verhaftet. Die Münzen werden wiederbeschafft. Die Invasoren bestochen. Das Freiheitskonsortium wird ausgelöscht und die Patriotisten übernehmen die Vorherrschaft. Meine Agenten werden die inneren Angelegenheiten kontrollieren, während Ihr über die Armeen - gut bezahlte Armeen, das versichere ich Euch - und die absolute Herrschaft im Palast verfugt, versteht Ihr?«
»Was denn?«, fragte Triban Gnol trocken. »Ihr wollt den Thron gar nicht selbst?«
Eine wegwerfende Bewegung mit dem Zepter. »Ganz und gar nicht. Setzt einen Geck darauf, wenn Ihr das Verlangen danach verspürt. Oder, was noch besser wäre, bezeugt der Legende Ehre und lasst ihn leer.«
Triban Gnol faltete die Hände. »Ihr seid kurz davor, Euren Verschwörer zu verhaften?«
»Das bin ich.«
»Und was ist mit meinen Armeen?«
»Sie werden bezahlt werden. Unverzüglich.«
Der Kanzler nickte. »Beaufsichtiger«, sagte er dann, während er mit einem leichten Stirnrunzeln seine Hände betrachtete, »mir sind beunruhigende Berichte zu Ohren gekommen …«
»Ach?«
»Ja. Es scheint, als würdet Ihr - auf eine Weise, die peinlich der von Rautos Hivanar ähnelt - ebenfalls einer absonderlichen Besessenheit unterliegen.« Er blickte auf - forschend … und unschuldig. »Es soll irgendetwas mit einem Rätsel zu tun haben.«
»Wer hat Euch das erzählt?« Der Kanzler zuckte die Schultern.
Von der Röte, die Invictads rundes Gesicht kurzfristig überzog, waren einen Augenblick später nur ein paar Flecken auf den Wangen zurückgeblieben, und er zuckte die Schultern. »Eine müßige Beschäftigung. Amüsant. Eine wunderliche Herausforderung, die ich in ein paar Tagen gelöst haben werde. Im Gegensatz zu Rautos Hivanar habe ich festgestellt, dass dieses Rätsel tatsächlich meinen Geist geschärft hat, versteht Ihr. Ich habe die Welt nie klarer gesehen. Nie zuvor so sauber, so präzise, so vollkommen. Dieses Rätsel ist zu meiner Erleuchtung geworden, Kanzler.«
»Gewiss. Doch es verfolgt Euch - Ihr ruft im Schlaf…«
»Lügen! Jemand macht sich lustig über Euch, indem er Euch solche Unwahrheiten erzählt, Triban Gnol! Bin ich nicht hierhergekommen, um Euch über den bevorstehenden Erfolg meiner Pläne zu unterrichten? Jede Einzelheit trägt nun Früchte. Was Ihr hier gerade versucht, ist ebenso erbärmlich durchsichtig wie unnötig. Wie ich Euch schon gesagt habe, Ihr seid sicher. Ihr seid - und werdet es auch weiterhin sein - vollkommen unentbehrlich.«
»Ganz wie Ihr sagt, Beaufsichtiger.«
Karos Invictad wandte sich zum Gehen. »Sobald Ihr von Bruthen Tranas Rückkehr erfahrt …«
»Werdet Ihr unverzüglich unterrichtet werden.«
»Hervorragend. Ich bin erfreut.« An der Tür blieb er noch einmal stehen, drehte sich aber nicht um. »Und was den K’risnan angeht, der den Schutz des Ceda genießt …«
»Ich bin mir sicher, dass sich da etwas arrangieren lässt.«
»Ich bin doppelt erfreut, Kanzler. Nun, dann lebt wohl.«
Die Tür schloss sich. Die abscheuliche, wahnsinnige Kreatur war fort.
Abscheulich und wahnsinnig, ja, aber … jetzt der reichste Mann des Imperiums. Er würde dies vorsichtig, ja, sehr vorsichtig angehen müssen. Aber Karos Invictad hat seine eigene Schwäche enthüllt. Er ist viel zu erpicht darauf, sich zu brüsten, und viel zu schnell bereit, diesem Wunsch nachzugeben. Viel zu früh.
Der Imperator der Tausend Tode bleibt auf dem Thron.
Eine fremde Armee, die an Verhandlungen nicht interessiert ist, rückt näher.
Ein Meisterkämpfer, der ein Gott ist, wird bald sein Schwert ziehen.
Karos
Weitere Kostenlose Bücher