Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
brennen all die alten Wunden also immer noch, ja?«
»Alte Wunden tun nichts zur Sache, Janath. Ihr müsst gehen.«
»Was? Gibt es irgendwelche Gerüchte, dass ich zu irgendetwas nicht imstande wäre?«
»Nein, ich meine es ernst. Es kann von nun an jederzeit Ärger geben. Hier.«
»Und wo soll ich hingehen?«
»Ihr müsst Kontakt zu Euren gelehrten Freunden aufnehmen - zu denen, die noch übrig sind. Findet einen, dem Ihr vertrauen könnt…«
»Tehol Beddict - also wirklich. Ich habe keine Freunde unter meinen Kolleginnen und Kollegen - und es gibt gewiss keinen einzigen, dem ich vertrauen kann. Du weißt ganz offensichtlich nichts über meinen Beruf. Wir zermalmen mit Selbstverständlichkeit Schnäbel zwischen unseren Zähnen. Jedenfalls - was für Ärger meinst du denn? Diese Wirtschaftssabotage, die du begangen hast?«
»Bagg sollte wirklich lernen, den Mund zu halten.«
Sie betrachtete ihn auf eine höchst beunruhigende Weise. »Weißt du, Tehol Beddict, ich habe dich nie für einen Repräsentanten des Bösen gehalten.«
Tehols Brust schwoll, und er strich sich die Haare zurück.
»Wirklich beeindruckend, aber ich bin nicht überzeugt. Warum tust du das alles? Bist du in der Vergangenheit so schlimm verletzt worden, dass dieser Schmerz nun alles andere erdrückt? Ist da irgendein schreckliches Verlangen nach Rache, als Antwort auf ein grässliches Trauma in deiner Jugend? Nein, das interessiert mich wirklich.«
»Das Ganze war natürlich Baggs Idee.«
Sie schüttelte den Kopf. »Versuchs noch einmal.«
»Es gibt alle möglichen Arten von Bösem, Janath.«
»Ja, aber deine Tat wird zur Folge haben, dass Blut vergossen wird. Viel Blut.«
»Gibt es einen Unterschied zwischen Blut, das vergossen wird, und Blut, das langsam und entsetzlich im Laufe eines verkürzten Lebens voller Belastungen, Elend, Kummer und Verzweiflung aus einem herausgepresst wird - und das alles im Namen eines gestaltlosen Gottes, den niemand heilig zu nennen wagt? Noch nicht einmal, wenn sie das Knie beugen und die Litanei der heiligen Pflichten herunterbeten?«
»Gute Güte«, sagte sie. »Nun, das ist eine interessante Frage. Gibt es einen Unterschied? Vielleicht gibt es keinen, vielleicht ist er nur graduell. Aber das macht dich trotzdem wohl kaum moralisch überlegen, oder?«
»Ich habe nie behauptet, dass ich moralisch überlegen wäre«, sagte Tehol. »Was mich an sich schon von meinem Feind unterscheidet.«
»Ja, das verstehe ich. Und natürlich bist du entschlossen, diesen Feind mit seinen eigenen Mitteln zu vernichten, indem du seine eigene heilige Schrift benutzt; um sie kurz gesagt dazu zu verwenden, sich selbst zu töten. Du stehst am wahren Ende des Abhangs, auf dem dein Feind hockt. Oder sollte ich sagen, >an den er sich klammert Nun, dass du solche Abgründe in dir trägst, überrascht mich jetzt nicht wirklich, Tehol. Diesen Charakterzug habe ich schon vor langer Zeit in dir gesehen. Aber trotzdem - diese Blutrünstigkeit? Ich kann es immer noch nicht verstehen.«
»Das hat wahrscheinlich etwas mit Euren Lektionen über Pragmatismus zu tun.«
»Jetzt aber … wie kannst du es wagen, mit dem Finger auf mich zu zeigen? Wahrer Pragmatismus würde dich in diesem besonderen Fall zu großem Reichtum und der Belohnung in Form von Müßiggang fuhren, zur äußersten Ausnutzung des Systems. Der perfekte Schmarotzer, und was das ganze mindere Volk angeht, die Armen und die Einfältigen, die fallengelassenen Versager, die in jeder Gasse hocken - die haben eben Pech gehabt. Du verfügst zweifellos über das notwendige Talent und die Genialität, und in der Tat, wenn du jetzt der reichste Bürger dieses Imperiums wärst, der umgeben von einer Armee von Leibwächtern und mit fünfzig Konkubinen im Stall in einem gewaltigen Anwesen lebt, wäre ich nicht im Geringsten überrascht.«
»Nicht überrascht«, sagte Tehol, »aber vielleicht trotzdem ein bisschen enttäuscht?«
Sie schürzte die Lippen und schaute weg. »Nun, das ist etwas anderes, Tehol Beddict. Etwas, über das wir aber jetzt nicht reden.«
»Wenn Ihr es sagt, Janath. Jedenfalls … also, in Wirklichkeit bin ich der reichste Mann in diesem Imperium. Dank Bagg natürlich, meinem Strohmann.«
»Aber du lebst in einer Bruchbude.«
»Ihr verunglimpft mein Domizil? Ihr - ein nicht zahlender Gast! Ich bin zutiefst verletzt, Janath.«
»Nein, das bist du nicht.«
»Nun, die Hennen sind es, und da sie kein Letherii sprechen …«
»Reichster Bürger oder
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