Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Udinaas zu werfen. »Nein Forcht! Tut ihm nichts!«
»Freisprecherin …«
Auch die anderen waren jetzt wach, standen ringsum auf…
»Tut ihm nichts!« Ich habe ihm heute Nacht schon genug angetan. »Forcht Sengar … Udinaas, er hatte das Recht…« Oh Abtrünniger, rette mich. »Er hatte das Recht«, wiederholte sie; ihr Hals fühlte sich an, als wäre er von jenem ersten Schrei innerlich zerrissen. »Ich - hört zu, tut es nicht, Forcht, Ihr versteht nicht. Ich … ich habe etwas getan. Etwas Schreckliches. Bitte …«, sie hatte sich jetzt aufgesetzt, sprach zu ihnen allen, »bitte - es war mein Fehler.«
Udinaas schob ihr Gewicht zur Seite, und sie schürfte sich einen Ellbogen auf, als er unter ihr hervorkletterte. »Lasst es wieder Tag werden, Silchas Ruin«, sagte er.
»Die Nacht…«
»Lasst es wieder Tag werden, verdammt! Wir haben genug geschlafen - lasst uns weiterziehen, fetzt gleich!«
Zu Seren Pedacs Erstaunen begann der Himmel wieder heller zu werden. Was? Wie?
Udinaas war bei seinen Decken, mühte sich, sie zusammenzurollen und in seinen Rucksack zu stopfen. Auf seinen von Wind und Wetter gezeichneten Wangen sah sie Tränen glitzern.
Oh, was habe ich getan. Udinaas …
»Du verstehst zu viel«, sagte Clip in dem für ihn typischen singenden, knappen Tonfall. »Hast du gehört, was ich gesagt habe, Udinaas?«
»Hau ab, und besorg’s dir selbst«, murmelte der Sklave.
»Lass ihn in Ruhe, Clip«, sagte Silchas Ruin. »Verglichen mit uns, ist er nichts weiter als ein Kind. Und er wird weiterhin seine kindischen Spiele spielen.«
Während Ascheschwaden herabsanken, um ihre Seele zu begraben, wandte Seren Pedac sich von ihnen allen ab. Nein, das Kind bin ich. Immer noch. Immer.
Udinaas…
Zwölf Schritt entfernt saß Kessel, die Beine unter den Körper gezogen, und hielt die Hand von Verblichener, dem Gespenst eines Andii, und in diesem Griff war weder Wärme noch Kälte. Sie betrachtete die anderen, während das Licht allmählich noch heller wurde, um einen neuen Tag zu beginnen.
»Was sie einander alles antun«, flüsterte sie.
Verblicheners Hand schloss sich fester um die ihre. »Das ist, was es bedeutet zu leben, Kind.«
Sie dachte darüber nach. Über die Worte des Geists, die Müdigkeit, die in ihnen mitgeschwungen hatte, und nach langer Zeit nickte sie schließlich.
Ja, das ist, was es bedeutet zu leben.
Es machte all das, von dem sie wusste, dass es kommen würde, ein bisschen erträglicher.
In den von Abfällen übersäten Straßen von Drene hing der Geruch von altem Rauch bitter in der Luft. Schwarze Flecken zierten die Hausmauern. Überall lagen Stücke von Geschirr herum, das von umgestürzten Karren gefallen war, als ob es in der Nacht zuvor glasierte Scherben geregnet hätte. Blutbefleckter Stoff - die zerfetzten und zerrissenen Überreste von Tuniken und Hemden - wurde von der heißen Sonne geschwärzt. Gleich jenseits des einsamen Tischs, an dem Venitt Sathad saß, war das Chaos ringsum nicht zu übersehen, das der Aufruhr zurückgelassen hatte, der sich in der Abenddämmerung des vorangegangenen Tages entzündet hatte.
Der Besitzer der Schankbude kam aus dem im Schatten liegenden Alkoven herausgehinkt, der als Küche und Lagerraum diente. Er trug ein zersplittertes Tablett mit einer weiteren staubigen Flasche Wein aus Blaurose. Der fassungslose Ausdruck war noch nicht aus den Augen des alten Mannes gewichen, was seinen Bewegungen etwas merkwürdig Ungelenkes verlieh, als er die Flasche vor Venitt Sathad auf den Tisch stellte, sich verbeugte und dann wieder zurückzog.
Die wenigen Passanten, die an diesem Morgen auf dem Platz vorbeigekommen waren, hatten alle ihre merkwürdig verstohlenen Schritte kurz verlangsamt, um zu Venitt herüberzustarren - nicht weil er, wie er wusste, eine auf irgendeine Weise denkwürdige oder beeindruckende Erscheinung gewesen wäre, sondern weil die Tatsache, dass er, der Diener Rautos Hivanars, hier saß, ein leichtes Frühstück zu sich nahm und nun teuren Wein trank, einen Anblick bürgerlicher Ruhe bot. Solch ein Anblick erschütterte und traf jetzt diejenigen, die das Chaos der vergangenen Nacht überstanden hatten, als würde die Szene von ihrem ganz eigenen Wahnsinn beleuchtet.
Der Beginn des Aufruhrs verschwand in einer Wolke aus hundert Gerüchten. Die Verhaftung eines Geldverleihers. Ein überteuertes Essen und ein Streit, der außer Kontrolle geraten war. Ein plötzlicher Mangel an diesem oder jenem. Zwei Spione der
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