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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Patriotisten, die irgendjemanden verprügelt hatten, und auf die dann zwanzig Umstehende losgegangen waren. Vielleicht war nichts von all diesen Dingen geschehen; vielleicht waren sie alle geschehen.
    Der Aufruhr hatte den halben Markt auf dieser Seite der Stadt zerstört. Er hatte dann auf die Elendsviertel nordwestlich der Docks übergegriffen, wo er - wenn man nach den Rauchsäulen ging - noch immer ungehindert tobte.
    Die Garnison war auf die Straße gestürmt und hatte eine brutale Befriedungskampagne begonnen, die anfangs unterschiedslos gewesen war, aber schließlich ihre Hauptzielrichrung in einem wilden Angriff auf die Ärmsten von Drene fand. In der Vergangenheit hatten sich die Armen - die nun mal richtige Opfer waren - leicht von ein paar eingeschlagenen Schädeln einschüchtern lassen. Aber dieses Mal nicht. Sie hatten genug gehabt - und sie hatten sich gewehrt.
    In der Luft dieses Morgens konnte Venitt Sathad immer noch den Schock riechen - deutlich beißender als der Rauch, kälter als irgendein Kleiderbündel, in dem immer noch ein paar Stücke eines Menschen stecken mochten -, den Schock der Wachen, die schrien, weil sie tödliche Wunden erlitten hatten, der gerüsteten Schläger, die in die Enge getrieben und dann von einem rasenden Mob in Stücke gerissen worden waren. Und schließlich den Schock des unehrenhaften Rückzugs der Stadtwachen zu ihren Unterkünften.
    Sie hatten natürlich nicht ihre Sollstärke gehabt. Zu viele waren mit Bivatt unterwegs, auf dem Feldzug gegen die Ahl. Und sie waren arrogant gewesen, ermutigt durch die Art, wie solche Dinge jahrhundertelang abgelaufen waren. Diese Arroganz hatte sie blind für das gemacht, was da draußen vorgegangen war - und was gerade geschah.
    Die eine Einzelheit, die bei Venitt Sathad hängen blieb, die wie ein Holzsplitter in entzündetem Fleisch steckte, den auch noch so viel Wein nicht wegspülen konnte, war, was den Tiste Edur geschehen war.
    Nichts.
    Der Mob hatte sie in Ruhe gelassen. Das war außergewöhnlich. Unerklärlich. Beängstigend.
    Nein, stattdessen hatte ein halbes Tausend gröhlender, tobender Bürger Letur Anicts Anwesen gestürmt. Natürlich waren die persönlichen Wachen des Repräsentanten allesamt Elitesoldaten - rekrutiert aus jeder letheriischen Kompanie, die jemals in Drene stationiert gewesen war -, und der Mob war zurückgeschlagen worden. Es hieß, es lägen haufenweise Leichen vor den Mauern des Anwesens.
    Letur Anict war zwei Tage zuvor nach Drene zurückgekehrt, und Venitt Sathad vermutete, dass der Repräsentant auf das, was sich da auf so unerwartete Weise Bahn gebrochen hatte, genausowenig vorbereitet gewesen war wie die Garnison. In Abwesenheit von Aufseher Brohl Handar verwaltete Letur die Stadt und die umliegende Region. Was für Berichte seine Agenten ihm bei seiner Rückkehr auch immer geliefert haben mochten, sie waren wahrscheinlich voller Befürchtungen gewesen, aber dürftig, was genaue Angaben anging - genau die Art von Informationen, die Letur Anict hasste und die er samt und sonders nicht ernst nehmen würde. Außerdem sollten sich die Patriotisten im Rahmen ihrer ständigen, Entsetzen verbreitenden Aktionen um solche Dinge kümmern. Ein paar Verhaftungen mehr, ein paar Leute, deren Verschwinden auffiel, die Beschlagnahmung von Besitz.
    Rautos Hivanar, sein Herr, hatte die Vorzeichen des heraufziehenden Chaos’ natürlich bemerkt. Tyrannische Kontrolle war abhängig von einer Vielzahl häufig ungleichartiger Kräfte, die das gesamte Spektrum von Wahrnehmung bis zu offener Bösartigkeit umfassten. Das Gefühl der Macht musste überall vorhanden sein, um die Illusion von Allwissenheit zu erzeugen und zu bewahren. So viel verstand Beaufsichtiger Karos Invictad immerhin, aber der Schläger in seinen roten Seidengewändern war nicht in der Lage zu verstehen, dass es Schwellen gab, und dass diese Schwellen zu überschreiten - mit immer brutaleren Aktionen, mit Paranoia und Angst, die sich wie ein steigendes Fieber ausbreiteten - bedeutete mitzuerleben, wie die Illusion zerbarst.
    Ganz egal, wie unterdrückerisch ein Regime auch sein mag, an irgendeinem Punkt wird die Bürgerschaft die gewaltige Macht in ihren Händen erkennen. Die Mittellosen, die Schuldner, die bedrängte Mittelschicht - oder kurz gesagt: die unzähligen Opfer. Kontrolle war ein Taschenspielertrick, und gegen hunderttausend ungehorsame Bürger hatte sie keine echte Chance. Dann war das Spiel mit einem Schlag aus.
    Dieses Mal war die

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