Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens
Spitze übernahm. Trantalo vermutete, dass er abkommandiert werden würde, um das Tor zu bewachen oder so was, sobald sie beim Fort angekommen waren. Er war damit mehr als zufrieden.
Auf dem schmalen Pfad, der zum Fort führte, verblasste das Sonnenlicht nun rasch. Kurz zuvor hatten sie die Große Küstenstraße verlassen, und hier, auf diesem weniger wichtigen Weg, waren die Böschungen steiler, fast brusthoch, wären sie zu Fuß unterwegs gewesen und nicht geritten, und von herabhängenden Wurzeln gesäumt. Die Bäume rückten auf beiden Seiten so dicht heran, dass ihre Zweige sich über den Köpfen der Reiter beinahe ineinander verschränkten. Um eine Biegung des Pfades herum erhaschte Trantalo einen ersten Blick auf die Palisade, deren grobe Stämme - die noch den größten Teil ihrer Rinde trugen - ungleichmäßig geneigt und eingesunken waren. Ein halbes Dutzend heruntergekommener Außengebäude kauerte sich links an einen Hain aus Erlen und Birken, und ein Wagen mit Ladepritsche und einer gebrochenen Achse stand gleich rechts vom Tor im hohen Gras.
Vor dem Eingang zügelte Trantalo sein Pferd. Das Tor war offen. Die einzige Tür, aus Schösslingen und einem Z-förmigen Rahmen aus Bohlen gezimmert, war weit zu einer Seite geschoben und dort belassen worden; an ihrem unteren Ende hatten sich Grasbüschel verfangen. Der Krieger konnte den dahinterliegenden Innenhof sehen, der merkwürdig unbelebt war. Als er hörte, dass seine Kameraden herangaloppiert kamen, trieb er sein Pferd vorwärts, bis er die rauchfleckige Fassade des eigentlichen Forts ausmachen konnte. Kein Licht. Alle senkrechten, schlitzartigen Fenster waren dunkel. Und die Eingangstür stand sperrangelweit offen.
»Warum zögerst du, Trantalo?«, fragte Estav, als er herangeritten kam.
»Preda«, sagte Trantalo und erfreute sich einmal mehr an diesen neuen letheriischen Titeln, »das Fort sieht verlassen aus. Vielleicht sind wir zum falschen geritten …«
»Das hier ist Fort Boarai«, bestätigte einer der Krieger hinter Estav. »Ich war schon mal hier.«
»Und ist es immer so ruhig?«, fragte Estav und zog eine Braue hoch - auf eine Weise, die Trantalo nur zu gut kannte.
»Beinahe«, sagte der Krieger und stellte sich vorsichtig in den drehbaren letheriischen Steigbügeln auf, um sich umzusehen. »Es sollten mindestens zwei Fackeln brennen, eine auf dem Wagen da vorne, und die andere mitten im Innenhof.«
»Keine Wachen?«
»Zumindest eine sollte da sein - vielleicht ist er gerade auf der Latrine …«
»Nein«, sagte Estav. »Es ist niemand hier.« Er lenkte sein Pferd an dem von Trantalo vorbei und ritt durch das Tor. Trantalo folgte ihm.
Die beiden Brüder näherten sich den Stufen, die zum Vordereingang der steinernen Festung führten.
»Estav, auf den Stufen ist was Nasses.«
»Stimmt. Du hast ein gutes Auge, Bruder.« Der Krieger vom Stamm der Benada saß mit offensichtlicher Erleichterung ab und reichte die Zügel seines Pferds Trantalo, ehe er auf die Stufen zuschritt. »Blutspuren.«
»Vielleicht eine Meuterei?«
Die übrigen Edur hatten ihre Pferde in der Obhut eines Mannes zurückgelassen und schwärmten nun über den Innenhof aus, um in den Ställen, der Schmiede, dem Kerker und dem Brunnenhaus nachzusehen.
Estav stand am Fuß der Eingangstreppe, den Blick auf den Boden gerichtet. »Jemand ist nach draußen gezogen worden«, sagte er, während er die Blutspuren betrachtete.
Trantalo sah, wie sein Bruder den Kopf hob und zum Stall hinüberblickte. Dann gab er plötzlich ein ersticktes Geräusch von sich und setzte sich schlagartig hin.
»Estav?«
Trantalo blickte über den Innenhof - genau in dem Moment, als vier Krieger zusammenbrachen. Plötzlich ertönten Schreie von den dreien unweit der Ställe, als etwas wie ein Felsen mitten zwischen sie segelte.
Ein heller, feuriger Blitz. Ein derbes krachendes Geräusch. Die drei wurden rücklings zu Boden geschleudert. Und während eine kleine Wolke aufstieg, setzten die Schreie ein.
Trantalo zog die Füße aus den Steigbügeln, schwang ein Bein über den Pferderücken, glitt herunter und ließ sich in die Hocke sinken. Sein Mund war zundertrocken. Das Herz hämmerte ihm so laut in der Brust, dass er sich von dem Getrommel halb taub fühlte. Er zog sein Schwert und eilte zu seinem Bruder.
»Estav?«
Sein Bruder saß da, die Beine achtlos wie ein Kind weit von sich gestreckt, während die Hände auf dem schlammigen Boden ruhten. Etwas ragte aus seiner Brust. Eine Art
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