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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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bemerkte Icarium mit einem neuerlichen Lächeln. Sein Blick ging an ihr vorbei. »Und ja, da hinten steht er, mein ganz persönlicher Geier. Was glaubst du, Hexe - wird er zu uns kommen, wenn ich ihn herwinke?«
    Sie schüttelte den Kopf, kämpfte immer noch mit einem alles überschwemmenden Gefühl der Erleichterung und den Nachwehen des eisigen Entsetzens, das sie eben gepackt hatte und das ihre Hände selbst jetzt noch zittern ließ. »Nein, er zieht es vor, dich aus der Ferne anzubeten.«
    »Mich anzubeten? Der Mann ist verblendet. Willst du ihm das mitteilen, Samar Dev?«
    »Wie du willst, aber das wird nichts ändern, Icarium. Seine Leute … sie erinnern sich an dich, verstehst du?«
    »So, tun sie das?« Icarium blickte den Rangältesten Beurteiler aus leicht zusammengekniffenen Augen an; der Mönch hatte begonnen, sich unter der einzigartigen Aufmerksamkeit seines Gottes zu ducken.
    Bei den Geistern hienieden, warum war ich an dem Mönch eigentlich überhaupt jemals interessiert? Diese Glutfanatischer Anbetung ist kein bisschen verlockend. Da ist nichts außer blasierter Uneinsichtigkeit und den verborgenen Messern scharfen Urteilens.
    »Vielleicht«, sagte Icarium, »muss ich doch mit ihm sprechen.«
    »Er wird weglaufen.«
    »Nun, dann eben im Lager …«
    »Wo du ihn in die Ecke drängen kannst?«
    Der Jhag lächelte. »Als Beweis meiner Allmacht.«
     
    Sirryn Kanars Hochgefühl war wie ein kochender Kessel, dessen schwerer Deckel kurz davor war, sich klappernd zu heben, doch auf dem langen Weg in die Grüfte des Fünften Flügels - wo die Luft so feucht war, dass man es schmecken konnte, der Boden unter ihren Stiefelsohlen schimmelig und glitschig war und die feuchte Kälte ihnen bis in die Knochen sickerte - hatte er sich zurückgehalten.
    Dies hier würde also in den nächsten beiden Monaten das Heim von Tomad und Uruth Sengar sein, und Sirryn hätte gar nicht zufriedener sein können. Im Licht der Laternen, die die Wachen trugen, sah er mit immenser Befriedigung diesen ganz bestimmten Ausdruck auf den Gesichtern der Edur - den Ausdruck, der sich auf die Gesichter aller Gefangenen legte: eine Mischung aus betäubter Ungläubigkeit, Betroffenheit und Furcht, die immer mal wieder in den Augen aufblitzte, bis sie wieder von der dummen Weigerung, die Realität anzuerkennen, verdrängt wurde.
    Er würde sich heute Nacht sexuellen Gelüsten hingeben, das wusste er, als wenn dieser Augenblick jetzt nur die eine Hälfte eines Zwiegesprächs der Begierden wäre. Er würde gesättigt einschlafen, zufrieden mit der Welt. Seiner Welt.
    Sie gingen den untersten Korridor entlang, bis sie sein Ende erreichten. Sirryn befahl mit einer Handbewegung, Tomad in die Zelle zur Linken zu schaffen, Uruth in die gegenüberliegende. Er sah zu, wie die Edur sich nach einem letzten Blick auf ihren Mann umdrehte und begleitet von ihren drei letheriischen Wachen in die Zelle trat. Einen Augenblick später folgte Sirryn ihr.
    »Ich weiß, dass du die Gefährlichere bist«, sagte er, während eine der Wachen sich hinunterbeugte, um die Fußschelle um Uruths rechten Knöchel zu schließen. »Solange wir hier sind, gibt es hier Schatten.«
    »Ich überlasse dein Schicksal anderen«, antwortete sie.
    Er musterte sie. »Es wird dich niemand besuchen dürfen.«
    »Ja.«
    »Die Bestürzung wird vergehen.«
    Sie blickte ihn an, und er sah in ihren Augen nackte Verachtung. »An ihre Stelle«, fuhr er fort, »tritt Verzeiflung.«
    »Fort mit dir, du erbärmlicher Mann.«
    Sirryn lächelte. »Nehmt ihr den Umhang ab. Warum sollte Tomad der Einzige sein, der unter der Kälte leidet?«
    Sie stieß die Hände der Wache weg und öffnete die Schließe selbst.
    »Du warst dumm genug, den Edur das Gastgeschenk zu verwehren«, sagte er, »und daher erhältst du nun« - er machte eine Handbewegung, die die winzige Zelle mit ihrer tropfenden Decke und den feuchten Wänden umschloss - »das Gastgeschenk der Letherii. Gewährt mit dem größten Vergnügen.«
    Als sie keine Antwort gab, drehte Sirryn sich um. »Kommt«, sagte er zu seinen Wachen, »gehen wir und überlassen sie ihrer Dunkelheit.«
     
    Als ihre Schritte verhallt waren, schob Federhexe sich aus der Zelle, in der sie sich versteckt hatte. Gäste waren in ihre abgeschiedene Welt gekommen. Unwillkommene Gäste. Dies hier waren ihre Korridore. Die unebenen Steine unter ihren Füßen, die glitschigen, schmierigen, kaum eine Armlänge entfernten Wände, die feuchte Luft, der Geruch nach

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