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Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens

Titel: Das Spiel Der Götter 13. Im Sturm Des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ruckte noch ein bisschen weiter vor, die Kiefermuskeln spannten sich so sehr, dass sie darauf wartete, einen Knochen oder Zahn zerbrechen zu hören, und dann wandte er sich ab. »Und was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Sorg dafür, dass die verdammten Narren anfangen zu schöpfen, Yedan. Wir liegen immer tiefer im Wasser, die nächste Woge wird über uns hinwegrollen.«
    Doch sie wusste, dass es bereits zu spät war. Egal, welche großen Pläne für das Überleben ihres Volkes sie tief in ihrem Herzen genährt hatte - sie waren jetzt zu nichts zerstoben. In diesem einen Sturm. Es war Wahnsinn gewesen, diese an der Küste entlangkriechende Fähre vom Gestade hinaus aufs Meer zu werfen, auch wenn es nur eine einzige wirklich gefährliche Stelle gab … diese hier, nördlich der Insel der Dritten Jungfrau, auf der Leeseite der Schnüffelinsel. Der einzige Meeresstreifen, der wirklich zum westlichen Ozean hin offen ist.
    Plötzlich war die stürmische Brise wieder da, schlug wie eine Faust gegen die Backbordseite der Fähre. Ein Mast brach, das Segel bauschte sich kugelrund auf, dann rissen die Schote, und wie ein großer Flügel flog das Segel davon und zog den Mast mit sich. Ein paar unglückliche Gestalten an Deck wurden vom Tauwerk mitgeschleift und über Bord geschleudert. Ein zweiter Mast stürzte um. Dieser war schwer genug, um sein Segel mitzunehmen. Weitere schrille Schreie mischten sich in das Geheul des Sturms.
    Die Fähre schien nach unten zu sacken, als wäre sie kurz davor, in die Tiefe zu sinken. Yan Tovis merkte plötzlich, dass sie die Leinen so fest gepackt hielt, als könnten die sie losreißen und in den Himmel tragen - als könnten sie sie von all dem hier wegbringen. Die Königin befiehlt. Ihr Volk stirbt.
    Zumindest werde ich mich zu meiner …
    Ein Ruf von Yedan Derryg, der nach vorne, aufs Deck und mitten hinein in das dort herrschende Chaos gegangen war. Ein Ruf, der zu ihr durchdrang.
    Und dann sah sie es. Zwei gewaltige Schiffe hatten sich von achtern an sie herangeschoben, auf jeder Seite eins, wogend wie keuchende Ungeheuer auf der Jagd; schon ihre Segel ließen die Fähre, die zwischen ihnen dahinschlingerte, klein aussehen. Das Schiff an Backbord fing die wilden Sturmböen ab, und schlagartig richtete die Fähre sich inmitten des kabbeligen Wassers wieder auf.
    Yan Tovis starrte zu dem Schiff hinüber; sie sah Gestalten um die Ballisten herumlaufen, mit denen die Längsseite des Schiffrumpfs bestückt war, sah andere, die große Taurollen zur Reling schleppten.
    Piraten? Jetzt?
    Die Mannschaft des Schiffes an Steuerbord machte mehr oder weniger das Gleiche, wie sie mit zunehmender Sorge beobachtete.
    Aber es waren die Schiffe, die ihr am meisten Angst einjagten. Denn sie erkannte sie.
    Schiffe der Verender. Wie haben sie sie genannt? Ach, ja, Kriegsthrone. Sie erinnerte sich nur zu gut an jene Schlacht - an die peitschende Zauberei, die Wellenberge zerfetzte, an die Detonationen, bei denen Galeeren der Edur direkt vor ihren Augen aufhörten zu existieren. An die Schreie der ertrinkenden Seeleute…
    Die Bailisten schickten ihre wuchtigen Bolzen auf die Reise, doch die Geschosse beschrieben einen hohen Bogen, flogen im Abstand von zwei oder drei Mannshöhen quer über das Deck. Und hinter ihnen schlängelten sich Taue her. Die Geschosse waren praktisch gleichzeitig von beiden Schiffen abgeschossen worden. Sie sah, wie die Bolzen die fadenscheinigen Segel zerrissen und durch die Takelage glitten, und dann tauchten die kopflastigen Geschosse ins Meer zwischen den Schiffen.
    Sie sah, wie die Taue sich spannten. Sie spürte den knirschenden Biss der Bolzen, als sie wieder aus dem Wasser kamen und ihre Widerhaken sich tief in die Bordwände der Fähre gruben.
    Und während der Wind sie alle weitertrieb, rückten die Kriegsthrone näher.
    Mächtige Seetangbündel wurden heruntergelassen, um zu verhindern, dass die Schiffsrümpfe gegeneinanderschlugen.
    Seeleute von den Schiffen der Verender kletterten nun über die Taue - viele von ihnen aufrecht, hielten trotz des hohen Seegangs auf schier unmögliche Weise das Gleichgewicht - und sprangen mit weiteren Taurollen und Werkzeugen auf das Deck der Fähre.
    Die zusätzlichen Taue wurden an Relingsstützen und Verstrebungen befestigt.
    Eine gerüstete Verenderin löste sich aus der Menschenmenge auf dem Hauptdeck und kam aufs Achterdeck, wo Yan Tovis stand.
    Die Frau benutzte die Handelssprache, als sie sagte: »Euer Schiff sinkt, Kapitän.

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