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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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grandiose Rückkehr. Alles. Als er am Tresen vorbeiging, streckte er einen Arm aus und nahm sich sein Messer, ohne Mira in die Augen zu sehen. Und dann, als die Menge ihm Platz machte, sah er …
    Da, an dem gleichen Tisch wie immer, saß der kleine rundliche Mann mit den fettigen Haaren und dem strahlenden, engelhaften Lächeln. Schmutzige, mit Rüschen besetzte Manschetten, ein verblichenes, fleckiges rotes Wams. Eine glänzende Kanne auf der von Bierpfützen übersäten Tischplatte und zwei Trinkkrüge.
    Nur ein Dieb. Ein Taschendieb. Einer, der die Schlafzimmer junger Mädchen ausraubt. War ich nicht der Atemlose? Ein naiver, blauäugiger Narr. Oh, Kruppe, schau dich nur an. Wenn überhaupt irgendjemand sich nicht geändert hat, dann du.
    Schlitzer fand sich am Tisch wieder, ließ sich auf den wartenden Stuhl fallen und griff nach dem Bierkrug. »Ich habe meinen alten Namen abgelegt, Kruppe. Ich heiße jetzt Schlitzer. Passt besser zu mir, meinst du nicht auch?« Aber warum habe ich dann das Gefühl, weinen zu müssen? »Vor allem nach dem, was ich gerade Rallick angetan habe.«
    Kruppe zog die Brauen hoch. »Kruppe fühlt mit dir, oh, ja, das tut er. Das Leben stolpert weiter – obwohl die Ausnahme kein anderer als Kruppe höchstpersönlich ist, für den das Leben tanzt . Wie merkwürdig, dass so eine Tatsache so vielen gegen den Strich geht; kann sich denn die eigene Existenz als ausreichend für diese Art feindseliger Entrüstung erweisen? Scheint so, oh, ja, ziemlich sicher. Es gibt immer welche, mein teurer Freund, für die ein Zwinkern eine Beleidigung und ein Lächeln eine Stichelei ist. Für die Humor allein schon ein Grund zum Misstrauen ist, als wenn zu lachen hinterhältige Verachtung wäre. Teurer Schlitzer, sag Kruppe, glaubst du, dass wir alle gleich sind?«
    »Gleich? Nun …«
    »Eine lobenswerte Vorstellung, da können wir beide zustimmen, ja? Doch« – er hob einen ziemlich schmutzigen Finger – »ist es nicht wahr, dass wir alle schon von einem Jahr zum anderen zu so großen Veränderungen fähig sind, dass unser gegenwärtiges Selbst auf keine vernünftige Weise als gleich mit unserem früheren Selbst betrachtet werden kann? Wenn die Regel schon nicht auf unser eigenes Leben – das Leben eines jeden Einzelnen – anwendbar ist, wie können wir dann hoffnungsvoll zu glauben wagen, dass sie insgesamt zutrifft?«
    »Kruppe, was hat das alles …«
    »Vor einigen Jahren hätten wir eine solche Diskussion nicht geführt, oder, Schlitzer, der einst Crokus genannt wurde? Kruppe sieht, und er sieht sehr gut. Er sieht sowohl Leid als auch Weisheit. Schmerz und immer noch offene Wunden. Liebe, die gefunden und wieder verloren wurde. Eine gewisse Verzweiflung, die sich immer noch im Kreise dreht wie eine Münze – auf welche Seite wird sie fallen? Fragen, die bis jetzt noch unbeantwortet sind, eine Zukunft, die bis jetzt noch nicht entschieden ist. Und deshalb, mein alter, nun zurückgekehrter Freund, lass uns trinken und auf diese Weise die nächsten paar Augenblicke an ein kameradschaftliches Schweigen abtreten.« Und mit diesen Worten griff Kruppe nach seinem Krug und hob ihn in die Höhe.
    Seufzend tat Schlitzer es ihm gleich.
    »Auf die sich drehende Münze!«
    Und er erbleichte. »Bei den Göttern hienieden, Kruppe!«
    »Trink, mein Freund! Trink die unbekannte und unerkennbare Zukunft in tiefen Zügen!«
    Und das tat er.
    Die Scheibe hatte aufgehört, sich zu drehen; milchiges Wasser tröpfelte an ihren Seiten hinunter und sammelte sich in der Rinne, die sie umgab. Die hellen Laternen waren weit heruntergedreht worden, tauchten den Raum in sanftes Licht, und sie ging jetzt zu ihrem Bett, trocknete sich die Hände mit einem Handtuch ab.
    In einem oder zwei Tagen würde sie den Brennofen anheizen.
    Es war spät, und dies war nicht die rechte Zeit für die bedrückenden, überladenen Gedanken, die jetzt aufzusteigen und ihren müden Geist in Beschlag zu nehmen drohten. Bedauern hat einen bestimmten Geschmack – es schmeckt schal, und alle Tassen Tee auf der Welt vermögen diesen Geschmack nicht wegzuspülen.
    Das Kratzen an der Tür ließ sie herumwirbeln – zweifellos irgendein Betrunkener, der vor der falschen Haustür stand. Sie war nicht in der Stimmung zu reagieren.
    Jetzt Knöchel, die mit gedämpfter Dringlichkeit klopften.
    Tissera warf das Handtuch auf den Boden, rieb sich gedankenverloren das schmerzende Handgelenk, nahm eines der schwereren Rührhölzer vom Glasiertisch und ging zur

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