Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Kruppe macht sich Sorgen, was die morgendliche Gazette verkünden wird!«
»Sie sollte verdammt nochmal lieber nichts verkünden«, fauchte Flamm wütend und sah dabei gleichzeitig entsetzt und streitlustig aus.
»Nun, meine gesegneten Freunde«, sagte Kruppe, wobei er flüchtig mit den Händen wedelte, was dennoch wie eine große Geste wirkte, »wir müssen dieses Debakel für heute Nacht beenden! Grässliche Umstände liegen in der Luft. Kruppe spürt gewaltige Ereignisse, die unverzüglich … unmittelbar bevorstehen. Ein Geschmack in der Luft, ein Flattern im Wind, ein Flackern des Laternenlichts, ein Wogen in wässrigen Bierpfützen, ein Poltern auf der Treppe … klappernd öffnet sich die Vordertür – ho! Noms und Blumen! Messer und Blutende! Gesichter, kreidebleich und bestürzt! Hinfort von Kruppes Tisch, ihr jüngsten Plüschhäschen eines planlosen Zusammentreffens! Mich erwartet ein höchst kostbares Wiedersehen!«
Zu dem Zeitpunkt, da sie den Eingang des Phoenix erreichten, stützte Rallick sich schwer auf Schlitzer. Bei den Göttern, wenn ich ihn getötet habe – meinen Freund – ihr Götter, nein…
Er stieß die Tür auf und schleppte Rallick mehr oder weniger hinein.
Und sah Mira hinter dem Tresen. Irilta stand neben ihr. Und da, zu seiner Linken, mitten im Schritt erstarrt und ihn aus weit aufgerissenen Augen anstarrend …
»Salli! Rallick ist verletzt – wir brauchen ein Zimmer – und Hilfe …«
Plötzlich zog Mira Schlitzer den Assassinen aus den Armen. »Beim Atem des Vermummten, er ist in Stücke geschnitten!«
»Es tut mir leid …«, setzte Schlitzer an.
Aber jetzt war Irilta da, legte ihm Hände, die nach Bier und gehacktem Knoblauch rochen, ums Gesicht. Ihre Lippen ragten plötzlich groß vor ihm auf, als sie ihm einen Kuss auf den Mund gab, wobei ihre Zunge sich kurz in ihn hineinwand wie ein Wurm, der in eine Höhle kroch.
Schlitzer wich zurück, und hatte plötzlich Salli in den Armen, die ihn fest packte – richtig fest mit Armen, die nach einem Dutzend oder mehr Jahren mit Tabletts und Bierkrügen erstaunlich stark waren –, so fest, dass ihm die Luft aus der Lunge gedrückt wurde.
»Er wird’s überleben«, verkündete Mira, die über Rallick kauerte, der hinter dem Tresen auf dem Fußboden lag. »Wenn wir erstmal die Blutung gestillt haben. So, wie das aussieht, muss er von drei oder vier Mann angegriffen worden sein.« Sie richtete sich auf, legte den blutigen Dolch auf den Tresen. Eine Menge sammelte sich, und Köpfe neigten sich, um die in der Fremde hergestellte Waffe genauer in Augenschein zu nehmen.
»Malazanisch!«, zischte jemand.
Schlitzer entzog sich Sallis Armen und schob sich durch die Menge. »Macht Platz! Rührt das Messer nicht an! Es gehört mir.«
»Dir?«, wollte Irilta wissen. »Was soll das bedeuten, Crokus?«
»Er hat sich von hinten an mich rangeschlichen, ganz leise – wie ein Meuchelmörder. Ich dachte, ich müsste mich verteidigen – es war alles ein Versehen – bist du dir sicher, dass er wieder in Ordnung kommen wird, Mira?«
»Du bist doch der dürre Dieb, der sich vor ein paar Jahren dauernd hier rumgedrückt hat«, sagte ein Mann, dessen Gesichtszüge Schlitzer vage vertraut schienen, und der ihn abwechselnd ungläubig und vorwurfsvoll ansah.
»Crokus, hat Irilta gesagt«, fügte der Mann neben ihm hinzu. »Der hat in der Nacht, als der Mond runtergekommen ist, irgendwas gemacht, hab’ ich gehört. Hat ’ne Säule umgeworfen oder so was. Du erinnerst dich doch, Flamm, oder?«
»Ich hab’ es mir zum Prinzip gemacht, mich nur an das zu erinnern, woran ich mich erinnern muss, Leff. Allerdings bleibt manchmal auch anderes Zeug hängen. Wie auch immer, er war ein Taschendieb, einer von Kruppes Jungs.«
»Tja, jetzt ist er keiner mehr, oder?«, sagte Leff und fletschte andeutungsweise die Zähne. »Jetzt ist er ein Assassine der Gilde!«
»Nein, das bin ich nicht!«, rief Schlitzer – und fühlte sich schlagartig wieder wie der ungelenke Junge, der er Jahre zuvor gewesen war. Wütend über sein glühend heißes Gesicht drehte er sich zu Mira um. »Wo sind all die anderen? Ich meine …«
Mira hob eine Hand – an der ein bisschen was von Rallicks Blut klebte – und sagte: »Er wartet, Crokus. An seinem üblichen Tisch – geh schon. He«, rief sie der Menge zu, »lasst ihn durch! Geht zurück an eure Tische!«
Tja, da hatte er wohl prompt mir nichts, dir nichts alles durcheinandergebracht, dachte Schlitzer. Seine
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