Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Füße dann schließlich wieder aufkommen werden?
    Von den Blicken der stumpfäugigen Leprakranken vor ihren Hütten verfolgt, die alle verloren und vergessen in einem Nest voller Fliegen hockten, während besagte Fliegen mit einzigartiger Schmerzlichkeit ein Zeugnis kaltbeiniger Gleichgültigkeit ablegten, rannte der Junge weiter. Und die räudigen, halbwilden Hunde krochen heraus, um ihm einige Zeit zu folgen, schätzten mit tierischem Hunger ab, ob der hier vielleicht geschwächt war, ob er ein Ding sein könnte, das sie zur Strecke bringen konnten. Doch der Junge sammelte Steine, und wenn ein Hund ihm zu nahe kam, ließ er sie fliegen. Eingezogene Schwänze und überraschtes Jaulen, und jetzt verschwanden die Hunde wie Geister hinter auf Stelzen stehenden Hütten und in schmalen, sich windenden Gassen, die von der Hauptstraße wegführten.
    Die Sonne am Himmel beobachtete das alles mit ungerührter Allmacht und machte damit weiter, jedwede Oberfläche ihrer Feuchtigkeit zu berauben, um ihren unstillbaren Durst zu löschen. Und es gab langbeinige Vögel, die auf den Abwasserflächen gleich jenseits der Braunbachbucht herumstolzierten; ihre Schnäbel zuckten nach unten, um Flöhe und was weiß ich noch alles aufzupicken, während Echsen-Enten weiter draußen auf schwimmenden Scheißeinseln nisteten und einander im perfekten Einklang mit den Wasseruhren der Stadt und dem durchdringenden Geläut, das auf den See hinaustrieb, zischend ihre Ankündigung eines jeden Glockenschlags zuriefen, obwohl die Frage, wieso Echsen-Enten von solch einer künstlichen Einteilung der Zeit so besessen waren, selbst nach Jahrhunderten gelehrter Forschungen noch immer unbeantwortet war – nicht, dass die übelriechenden Kreaturen sich auch nur im Geringsten über die Karrieren, die sie hervorgebracht hatten, geschert hätten, da sie weitaus mehr damit beschäftigt waren, Aale aus dem suppigen Wasser herauszulocken, die ihre Eier verschlingen würden, nur um dann festzustellen, dass deren Schalen undurchdringlich für alle Arten der Verdauung waren, während die schuppigen Monstrositäten in ihrem Innern sich darauf vorbereiteten, sich den Weg freizupicken und sich dann voller Gefräßigkeit am Innenleben der Aale gütlich zu tun.
    Aber welche Bedeutung hatten diese Einzelheiten der natürlichen Welt, wenn der Junge einfach nur weiterging, mit seinen langen, von der Sonne gebleichten Haaren, die von der auffrischenden Brise wie eine Mähne bewegt wurden? Nun ja, keine andere als die, auf den Nutzen der Gleichgültigkeit hinzuweisen, unter der ein Kind – ein kleiner Junge – möglicherweise unbemerkt hindurchgehen kann, an der er frei vorbeigehen kann wie ein luftiger Samen, der auf den warmen Strömungen der Sommerluft dahintreibt. Mit einer nur ganz schwachen Erinnerung an den Traum in der Nacht zuvor (und ja, auch an den in der Nacht davor, und so weiter) – an den Traum von jenem ach so grausamen Gesicht und den ach so scharfen Augen, als wollten sie ihn mit ihren dunklen Absichten verbrennen, von dem Gesicht, das ihn möglicherweise jeden Tag mit dem genauen Gegenteil von Gleichgültigkeit verfolgt, und seht, wie tödlich diese Vergesslichkeit für ein Kind werden könnte, das jetzt auf einem schmutzigen Pfad dahineilt, der sich in die kleinen, unbedeutenden Hügel hinaufschlängelt, wo elende Ziegen sich unter den vereinzelt stehenden Bäumen versammeln.
    Denn der Segen der Gleichgültigkeit mag ununterbrochen weitergesponnen werden und dabei vorübergehend die grimmige Möglichkeit zu fluchen bieten, weil die Gabe des einen Kindes sehr wohl die Verletzung des anderen sein kann. Erübrigt deshalb einen Augenblick für das furchtsame Tier namens Snell und all seine grausamen Bedürfnisse, die ihn dazu treiben, um sich zu schlagen, den Bruder, den er niemals wollte, zu quälen. Auch er gedeiht unter besagter Gleichgültigkeit, dieser gedrungene, rundschultrige, prahlerische Tyrann, vor dem die wilden Hunde im Elendsviertel sich duckten, weil sie instinktiv erkannten, dass er einer von ihnen war, und überdies der Schlimmste von allen; während der Junge mit kraftgeschwellter Brust weiterging und sein auserwähltes Opfer mit etwas in seiner Seele verfolgte, das dieses Mal weit über ein einfaches Verprügeln hinausging, oh, ja. Das Ding in seinem Innern, es spreizte schwarze haarige Beine wie eine Spinne, seine Hände da am Ende seiner Handgelenke, sie verwandelten sich, oh, in Spinnen, ja, mit Hakenkrallen und Fängen und

Weitere Kostenlose Bücher