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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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onyxschwarzen Augen, und sie konnten sich zu einer knochigen Faust ballen, wenn das erwünscht war, oder sie konnten mit Gift zustoßen – und warum nicht beides?
    Auch er trug Steine. Um sie auf die Leprakranken zu werfen, an denen er vorbeikam, und dann zu lachen, als sie zusammenzuckten oder vor Schmerz aufschrien, und ihre fruchtlosen Flüche beflügelten seine Schritte den ganzen Weg die Straße entlang.
    Derweil hatte die Sonne überall auf dem Hang des Hügels ihr Werk vollbracht, und so füllte der Junge seine Tasche mit zundertrockenem Dung für das Herdfeuer heute Abend. Vornübergebeugt wie ein alter Mann wanderte er hierhin und dorthin. Diese Beute würde die-Frau-die-nicht-seine-Mutter-war erfreuen, die Frau, die ihn bemutterte, wie eine Mutter es sollte – auch wenn, das muss gesagt werden, ihr etwas Wesentliches fehlte, ein mütterlicher Instinkt, der die zwingende Erkenntnis in ihr hätte erwachen lassen, dass ihr adoptierter Sohn in großer Gefahr war –, und während der Sack, den er mit sich herumschleppte, sich mehr und mehr füllte, dachte er daran, eine Pause zu machen und sich ein Weilchen auszuruhen, ja, dort oben auf der Hügelkuppe. So dass er hinaus auf den See schauen und die schönen Segel der Feluken und Fischerboote betrachten konnte.
    So dass er seinen Geist schweifen lassen konnte – oh, Erinnerungen bestehen aus Augenblicken wie diesem.
    Und leider auch aus demjenigen, der bald kommen würde.
    Aber gewährt ihm diese Augenblicke der Freiheit, die angesichts ihrer Seltenheit so kostbar sind. Neidet ihm dieses Geschenk der Gleichgültigkeit nicht.
    Es könnte schließlich sehr gut der letzte Tag sein, an dem er eine solche Freiheit genießt.
    Unten auf dem Pfad am Fuß des Hügels hat Snell sein Opfer erspäht. Die Spinnen am Ende seiner Handgelenke öffneten und schlossen ihre schrecklichen schwarzen Beine. Und wie ein Monster, das aus Vergnügen Ziegen den Hals umdreht, steigt er nach oben, den Blick fest auf den kleinen Rücken und den zerzausten Kopf am Rande der Hügelkuppe gerichtet.
    In einem Tempel, der langsam überflutet wurde, saß ein Trell, vollkommen mit Blut bedeckt, das allmählich trocknete und schwarz wurde, und mit genug Mitgefühl in seiner Seele, um eine ganze Welt zu umspannen, doch er saß da mit Augen aus Stein. Wenn man nichts weiter tun kann, als einfach nur durchzuhalten, dann bedeutet zu leiden, ein Unwetter zu überstehen, das kein Gott lindern kann.
    Das filigrane Muster einer an ein Spinnennetz erinnernden Tätowierung überzog seine braune Haut unter dem Blut. Die tätowierten Fäden schmerzten wie heiße Drähte, die um seinen Körper, seine Gliedmaßen gewickelt waren; die überall um ihn herumgewickelt waren und sich mit jedem Zittern, das ihn überlief, ein bisschen enger zusammenzuziehen schienen.
    Er war jetzt dreimal mit Brands Blut, dem Blut der Schlafenden Göttin, bemalt worden. Das Netz erwies sich als Strang des Widerstands, ein Netz, das ihn in seinem Innern gefangen hielt und verhinderte, dass er das gesegnete Geschenk der Göttin in sich aufnehmen konnte.
    Er würde durch Brands Tor gehen, in die geschmolzenen Feuer der Unterwelt, und die Priester hatten alles dafür vorbereitet, doch jetzt schien es, als würden sie keine Möglichkeit finden, seinen sterblichen Körper zu schützen. Was konnte er dann tun?
    Nun, er könnte von hier fortgehen, von diesem Ort mit seinen geduckten, trübseligen Priestern. Könnte nach einer anderen Möglichkeit suchen, um erst einen Kontinent und dann einen Ozean zu überqueren. Er könnte es vielleicht auch in einem anderen Tempel versuchen, könnte versuchen, mit einem anderen Gott oder einer anderen Göttin einen Handel abzuschließen. Er könnte …
    »Wir haben dich enttäuscht, Mappo Runt.«
    Er sah zu dem Hohepriester hinüber und bemerkte dessen gequälten Blick.
    »Es tut mir leid«, fuhr der alte Mann fort. »Das Netz, das dich einst geheilt hat, erweist sich als überaus … selbstsüchtig. Es beansprucht dich für sich – Ardatha tritt ihre Beute niemals ab. Sie hat dich gefangen, aus Gründen, die niemand außer ihr selbst kennt. Ich glaube, sie ist voller Hass.«
    »Dann werde ich das hier abwaschen«, sagte Mappo und stand auf; er spürte, wie die Kruste aus geronnenem Blut aufriss und ihm Haare ausrupfte. Das Netz schickte schrecklichen Schmerz durch ihn hindurch. »Diejenige, die mich in Ardathas Namen geheilt hat, ist hier in der Stadt – ich glaube, ich hätte sie zuerst aufsuchen

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