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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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heran und will unsere Stimmen im Rat kaufen. Naturgemäß haben wir mehr davon, wenn wir die Narren zappeln lassen, so dass sie uns einen Gefallen nach dem anderen tun … bis wir vielleicht eines Tages zu dem Schluss zu kommen, dass wir so viel von ihnen besitzen, dass es sich lohnt, sie zu fördern. In der Zwischenzeit werden wir natürlich außerhalb des Rates einfach nur reicher und erlangen mehr Einfluss. Und die Götter wissen – mit dem da können wir so richtig verdammt reich werden.«
    »Er ist nicht der Typ, der die Hure für den Zuhälter spielt, Hanut.«
    Ein Stirnrunzeln, das Widerwillen ausdrückte. »Das ist wohl kaum ein angemessener Vergleich, Gorlas. Du vergisst, dass du der Jüngste und der mit dem geringsten Einfluss von uns bist.«
    Derjenige, der zufälligerweise die Frau besitzt, die ihr beide in eurem Bett haben wollt. Werft mir nicht die Huren und Zuhälter vor, wo ihr doch genau wisst, was ihr für sie bezahlen würdet. Solche Gedanken blieben hinter seinem vorübergehend einsichtigen Gesichtsausdruck wohl verborgen. »Dann wird er das Spiel nicht spielen. Er will unbedingt in den Rat und garantiert uns im Gegenzug seine Unterstützung, wenn wir uns daran machen, die älteren Ratsmitglieder und ihre verknöcherten Traditionen beiseitezuschieben und wirklich die Macht zu übernehmen.«
    Shardan brummte. »Das scheint mir eine vernünftige Abmachung zu sein, Hanut. Ich bin müde, ich brauche ein bisschen Schlaf.« Er stand auf und löschte dabei die Kerze vor sich auf dem Tisch. »Hanut, ich kenne etwas Neues, wo wir zum Frühstücken hingehen können.« Er lächelte Gorlas an. »Ich bin nicht unhöflich, wenn ich dich nicht einlade, mein Freund. Vielmehr nehme ich an, dass deine Frau sich wünschen wird, dich heute Morgen mit einem gemeinsamen Frühstück zu begrüßen. Der Rat trifft sich schließlich erst heute Nachmittag. Genieß die Zeit, wenn du kannst.«
    »Ich werde euch beide hinausbegleiten«, antwortete er, ein Lächeln im Gesicht.
    Die Magie, mit der Lady Challice Vidikas vertraut war, gehörte größtenteils zur nutzlosen Sorte. Natürlich hatte sie als Kind Geschichten über gewaltige und schreckliche Zauberei gehört – und hatte sie nicht mit eigenen Augen Mondbrut gesehen? Damals, in jener Nacht, als die fliegende Festung so tief gesunken war, dass ihre raue Unterseite beinahe die höchsten Dächer gestreift hatte … Drachen waren am Himmel gewesen, und im Osten hatte es einen Sturm gegeben, von dem es hieß, er wäre grimmige Magie, aus irgendeinem dämonischen Krieg draußen in den Gadrobi-Hügeln geboren, und dann war da schließlich noch der wirre Wahnsinn hinter dem Anwesen von Lady Simtal gewesen. Aber nichts von alledem hatte sie direkt betroffen. Bisher hatte sie ihr Leben wie die meisten Menschen gelebt, und das Einzige, das irgendwie mit Magie zu tun gehabt hatte, war die gelegentliche Fürsorge eines Heilers gewesen. Alles Magische, was sie besaß, war eine Ansammlung von verzauberten Gegenständen, die für nichts anderes gedacht waren, als zu bannen und zu erheitern.
    Eines dieser Objekte lag jetzt vor ihr, auf ihrem Toilettentisch: eine Halbkugel aus beinahe vollkommenem Glas, in der eine Nachbildung des Mondes schwamm, die so hell leuchtete wie das Original am Nachthimmel. Die Einzelheiten seiner Oberfläche waren exakt, zumindest auf die Zeit bezogen, da das Gesicht des richtigen Mondes gut zu sehen gewesen war, statt so verschwommen und ungewiss zu sein wie jetzt.
    Ein Hochzeitsgeschenk, erinnerte sie sich, auch wenn sie vergessen hatte, von wem es stammte. Vermutlich von einem der nicht ganz so widerwärtigen Gäste – vielleicht jemand, der einen Sinn für Romanzen im altmodischen Sinn hatte. Ein Träumer, ein aufrichtiger Gratulant. Wenn sie wollte, dass es nachts im Zimmer richtig dunkel war, musste die Halbkugel abgedeckt werden, denn sie leuchtete so hell, dass man dabei lesen konnte. Doch Challice behielt das Geschenk trotz dieser Unannehmlichkeit, ja, sie achtete sogar darauf, dass es immer in ihrer Nähe war.
    Hatte das womöglich etwas damit zu tun, dass Gorlas es verachtete? Hatte es etwas damit zu tun, dass es ihr zwar einst eine bestimmte Verheißung geboten, sich mit der Zeit aber in das Symbol von etwas ganz anderem verwandelt hatte? Ein winziger Mond, ja, der ach so ungemein hell leuchtete, und doch musste er hierbleiben, war gefangen und konnte nirgendwo hingehen. Ein Mond, der sein Leuchtfeuer wie einen Hilfeschrei ausschickte, voller

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