Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
werden.
»Es ist besser, wenn du jetzt gehst«, sagte sie mit gepresster Stimme. »Komm zurück, wenn die Welt untergeht, Grantl.«
»Ich dachte an die Trygalle Handelsgilde.«
Ihr Kopf ruckte herum. »Bist du verrückt? Willst du unbedingt sterben?«
»Vielleicht will ich das.«
»Dann geh mir aus den Augen. Mach weiter, lauf davon und sorge dafür, dass du draufgehst.«
»Deine Schüler sehen aus, als würden sie gleich aus den Latschen kippen«, bemerkte Grantl. »Immer und immer wieder Ausfallschritte zu wiederholen, ist für niemanden einfach – ich habe so meine Zweifel, ob auch nur einer von denen morgen noch einen Schritt laufen kann.«
»Kümmere dich nicht um sie. Wenn du wirklich daran denkst, bei der Trygalle anzumustern, sag es geradeheraus.«
»Ich dachte, du würdest es mir ausreden.«
»Warum sollte ich? Du hast dein Leben, genauso, wie ich meines habe. Wir sind nicht verheiratet. Wir sind noch nicht einmal ein Liebespaar …«
»Hast du auf dem Gebiet irgendwelche Erfolge gehabt, Stonny? Jemand könnte …«
»Hör auf damit. Hör mit dem ganzen Kram auf. Jedes Mal, wenn du von einem miesen Auftrag zurückkommst, bist du so. Voller Mitleid und verdammt nah dran, vor Scheinheiligkeit zu triefen, während du wieder und wieder versuchst, mich zu überreden.«
»Wozu?«
»Menschlich zu sein. Aber damit bin ich fertig. Stonny Menackis ist schon vor Jahren gestorben. Was du jetzt vor dir siehst, ist eine Diebin, die eine Schule betreibt, in der irgendwelchen Wichteln mit Pisse in den Adern nichts beigebracht wird. Ich bin nur hier, um irgendwelchen Narren ihre Münzen aus der Tasche zu ziehen. Ich bin nur hier, um ihnen vorzulügen, dass ihr Sohn – oder ihre Tochter – auf dem besten Weg ist, ein meisterhafter Duellant zu werden.«
»Dann wirst du es mir also nicht ausreden, bei der Trygalle anzuheuern.« Grantl wandte sich zum Torbogen um. »Ich sehe, dass ich hier nichts Gutes bewirke. Es tut mir leid.«
Aber sie streckte eine Hand aus und hielt ihn am Unterarm fest, als er gehen wollte. »Tu’s nicht«, sagte sie.
»Was soll ich nicht tun?«
»Glaub mir, Grantl, sich nach dem Tod zu sehnen, ist nichts Gutes.«
»Schön«, sagte er und ging.
Tja, er hatte es wieder einmal verbockt. Das war leider nichts Neues. Ich sollte Jagd auf Snell machen, ihn ein- oder zweimal kräftig durchschütteln. Ihm zumindest einen solchen Schrecken einjagen, dass er sich in die Hose scheißt. Ihn dazu bringen, auszuspucken, wo er seinen Schatz vergraben hat. Kein Wunder, dass er so gerne auf der Schwelle sitzt. Um alles im Auge zu behalten, nehme ich an.
Nach wie vor kam Grantl immer wieder auf diese unerfreulichen Wahrheiten zurück, auf das Leben, das er so eifrig verschwendete, auf die Sinnlosigkeit all der Dinge, um die er sich sorgte – nun, das stimmte nicht ganz. Da war der Junge, aber andererseits … konnte es wohl kaum viel wert sein, gelegentlich die Rolle eines Onkels zu spielen, oder? Welche Lebensweisheiten konnte er weitergeben? Nicht sehr viele, wenn er auf die Trümmer seines bisherigen Lebens zurückblickte. Seine Freunde waren tot oder verschollen, seine Gefolgsleute verrotteten alle in der Erde, und sonst gab es nur noch die Aschehaufen vergangener Schlachten und der Jahrzehnte, die er damit verbracht hatte, sein Leben zu riskieren, um die Besitztümer anderer Leute zu schützen, Leute, die reich wurden, ohne irgendetwas Wertvolles zu riskieren. Oh, Grantl mochte einen Preis für seine Dienste verlangen, er mochte seine Auftraggeber gelegentlich sogar bluten lassen, und warum auch nicht?
Was – wenn er sich’s recht überlegte – der Grund war, weswegen die ganze Geschichte mit der Trygalle Handelsgilde ihm allmählich immer sinnvoller erschien. Ein Anteilseigner war genau das, jemand, der einen Anteil an dem Unternehmen hatte und von seinen eigenen Anstrengungen profitierte, ohne dass hinter den Kulissen ein fetter Narr mit schweißfeuchten Händen wartete.
Bedeutete das, sich nach dem Tod zu sehnen? Wohl kaum. Viele Anteilseigner überlebten, und die schlauen achteten darauf auszusteigen, bevor es zu spät war, wohlhabend genug auszusteigen, um ein Anwesen kaufen und sich in ein Leben voller wonnigem Luxus zurückziehen zu können. Oh, das war genau das, was er wollte, oder? Na ja, wenn man nur eine Sache gut kann und mit der dann aufhört, was bleibt dann noch übrig, außer nichts zu tun?
Und das Ganze dann mit einem wehleidigen Akolythen Treachs, der jede Nacht an
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