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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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frei bist, stellst du fest, dass du grau geworden bist und deine Schultern gebeugt sind und du jede Nacht zehn Glockenschläge schläfst.
    Solche und andere Gedanken gingen ihr durch den Kopf, während sie sich frisch machte und ihre Garderobe für diesen Tag auswählte. Und im Schlafzimmer nebenan hörte sie Gorlas auf dem Bett sitzen; zweifellos schnürte er seine Stiefel auf und wusste dabei nur zu gut, dass sie hier, in diesem winzigen Zimmer war, und ganz offensichtlich war es ihm gleichgültig.
    Und was würde Darujhistan ihr an diesem strahlenden Tag außerdem noch bieten? Nun, sie würde es sehen, oder nicht?
    Sie wandte sich von ihren Schülern auf dem Innenhof ab und drehte sich zu ihm um. Als ihr Blick auf ihn fiel, machte sie ein finsteres Gesicht. »Oh, du bist’s.«
    »Das ist also der neue Jahrgang? Bei Apsalars süßem Kuss, Stonny.«
    Ihre finstere Miene nahm einen gequälten Ausdruck an, und sie ging an ihm vorbei in den Schatten des Säulengangs, wo sie sich auf die Bank neben dem Torbogen setzte und die Beine weit von sich streckte. »Ich werde es nicht leugnen, Grantl. Aber mir ist da etwas aufgefallen – die Kinder der Adligen sind alle faul, übergewichtig und desinteressiert, wenn sie hier ankommen. Mit dem Schwert umgehen zu können ist etwas, das ihre Väter von ihnen verlangen, und sie finden es genauso unerträglich wie Lyra-Stunden oder Zahlen zu lernen. Die meisten von ihnen können nicht einmal die Übungsschwerter länger als fünfzig Herzschläge hochhalten, und man erwartet, dass ich hier in acht Monaten etwas aus ihnen machen kann, das mehr als Rotz wert ist. Apsalars süßen Kuss? Ja, das akzeptiere ich. Es ist Diebstahl, ganz recht.«
    »Und du schlägst dich wacker, wie ich sehe.«
    Sie strich sich mit einer behandschuhten Hand über den rechten Oberschenkel. »Du meinst, wegen der neuen Gamaschen? Sind sie nicht prächtig?«
    »Umwerfend.«
    »Schwarzer Samt sieht nicht an allen alten Beinen gut aus, weißt du.«
    »An meinen auf jeden Fall nicht.«
    »Was willst du, Grantl? Ich kann sehen, dass zumindest die Tätowierungen verblasst sind. Es heißt, du hättest förmlich geglüht, als du zurückgekommen bist.«
    »Es war ein Desaster. Ich brauche einen neuen Aufgabenbereich.«
    »Mach dich nicht lächerlich. Es ist der einzige, in dem du einigermaßen gut bist. Dummköpfe wie du müssen da draußen sein und Banditen und ähnlichen Leuten die dicken Schädel einschlagen. Wenn du anfängst, die ganze Zeit hierzubleiben, ist diese Stadt dem Untergang geweiht, und zufälligerweise lebe ich gerne hier. Von daher ist es umso besser, je schneller du wieder draußen auf den Karawanenwegen bist.«
    »Ich habe dich auch vermisst, Stonny.«
    Sie schnaubte.
    »Bedek und Myrla geht es gut, nebenbei bemerkt.«
    »Kein weiteres Wort mehr.«
    Er seufzte, rieb sich das Gesicht.
    »Ich meine, was ich sage, Grantl.«
    »Schau, ich bitte dich doch nur darum, ihnen gelegentlich einen Besuch …«
    »Ich schicke Geld.«
    »Tust du das? Das höre ich zum ersten Mal. Bedek hat nichts davon erwähnt, und wenn ich mir anschaue, wie es ihnen geht, nun ja, dann kannst du ihnen nicht viel schicken … oder nicht oft.«
    Sie starrte ihn wütend an. »Snell trifft sich mit mir vor der Tür, und die Münzen wandern direkt in seine Hände – dafür sorge ich, Grantl. Aber egal – wie kannst du es wagen? Die Adoption ist rechtskräftig, und daher schulde ich ihnen nichts, verdammt.«
    »Snell. Tja, das erklärt es vermutlich. Versuche es nächstes Mal mit Myrla oder Bedek, egal mit wem, bloß nicht mit Snell.«
    »Willst du damit sagen, dass der kleine Scheißkerl es stiehlt?«
    »Stonny, sie kommen gerade mal so über die Runden, und wenn ich darüber nachdenke, na ja, ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass du – Adoption hin oder her – nicht zulassen würdest, dass sie hungern. Niemand von ihnen, vor allem nicht dein Sohn.«
    »Nenn ihn nicht so.«
    »Stonny …«
    »Die Ausgeburt einer Vergewaltigung – ich sehe sein Gesicht in Harllos Gesicht, wenn er zu mir hochschaut. Ich sehe es klar und deutlich, Grantl.« Sie schüttelte den Kopf, weigerte sich, ihm in die Augen zu schauen. Sie hatte die Beine angezogen, presste sie eng zusammen, und all ihr prahlerisches Benehmen war dahin, als sie die Arme eng um den Oberkörper schlang. Grantl spürte, wie sein Herz erneut brach, doch er konnte nichts tun, konnte nichts sagen, um es irgendwie besser zu machen – es würde nur noch schlimmer

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