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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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der manche Dinge für ihn erledigt – so wie früher.«
    »Du meinst, sowas wie Schlitzer den Rücken zu decken? Oder ein Auge auf Coll zu haben? Und wie lange wird es wohl dauern, bis die Gilde mitbekommt, dass ich wieder da bin? Wie lange, bis sie mich zur Strecke bringen?«
    »Oh, die Gilde. Nun, ich dachte, du würdest direkt da reinmarschieren, ein paar Dutzend leblose Körper durch die Gegend werfen und deinen rechtmäßigen Platz wieder einnehmen. Wenn Vorcan zurück ist … tja, mir erscheint es offensichtlich, was getan werden muss.«
    »Das war noch nie mein Stil, Murillio.«
    »Ich weiß, aber die Umstände ändern sich.«
    »Wenn du’s sagst.«
    »Er wird zurückkommen«, sagte Murillio. »Wenn er bereit ist, mit dir zu sprechen. Vergiss nicht – er war fort und hat sich ein paar neue Wunden geholt. Tiefe Narben. Ich glaube, ein paar davon bluten immer noch.« Er machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: »Wenn Mammut nicht gestorben wäre, tja, wer weiß, was dann passiert wäre. Stattdessen ist er mit den Malazanern weggegangen, um Apsalar nach Hause zurückzubringen – oh, ich sehe, du hast keine Ahnung, wovon ich spreche. In Ordnung, dann werde ich dir die Geschichte erzählen, wie jene Nacht damals geendet hat – nachdem du weg warst. Iss bitte einfach das verdammte Dörrfleisch!«
    »Du verhandelst verdammt hart, mein Freund.«
    Und zum ersten Mal an diesem Morgen sah er Murillio lächeln.
    Ihr Geruch hing noch am Bettzeug, so süß, dass er am liebsten geweint hätte, und sogar etwas von ihrer Wärme war noch geblieben – vielleicht war das aber auch nur die Sonne, deren goldenes Licht durch das Fenster hereinströmte und die etwas beunruhigenden Geräusche der Vögel mitbrachte, die sich auf dem Baum im Hinterhof paarten. Es gibt keinen Grund, so hektisch zu sein, meine Kleinen. Ihr habt alle Zeit der Welt. Nun ja, er würde sich im Augenblick genauso fühlen, oder?
    Sie saß im äußeren Raum und arbeitete an der Töpferscheibe, ein Geräusch, das einst sein Leben erfüllt hatte, nur um zu verschwinden und jetzt, zu guter Letzt, wieder zurückzukehren. Als hätte es niemals schmutzige Verbrechen in Form von Banditentum gegeben – und die Sklaverei als angemessene Strafe –, als hätte es niemals einen fauligen Graben gegeben, in dem er neben barbarischen Teblor angekettet gewesen war. Keinen riesigen Krieger, der mittschiffs an einem Kreuz gehangen hatte, während Torvald dem Narren brackiges Wasser zwischen die aufgesprungenen Lippen geträufelt hatte. Keine magischen Stürme, keine Haie, keine verzerrten Sphären, in die man hinein- und aus denen man herauskriechen konnte. Keine Träume vom Ertrinken – nein, all das war das Leben von jemand anderem gewesen, eine Ballade, die ein halb betrunkener Barde gesungen hatte, vor so ungläubigen Zuhörern, dass sie kurz vor einem Wutanfall und bereit gewesen waren, den Idioten in Stücke zu reißen, wenn er nur noch eine einzige unwahrscheinliche Heldentat erzählen sollte. Ja, das Leben von jemand anderem. Die Scheibe drehte sich, wie sie es immer tat, und sie arbeitete mit dem Ton, gab ihm Form, Symmetrie, Schönheit. Natürlich gerieten ihre Arbeiten nach einer Liebesnacht nie wirklich gut, als wenn sie irgendetwas Essentielles verbraucht hätte, was immer es auch sein mochte, das die Kreativität nährte, und manchmal fühlte er sich deswegen schlecht. Sie hatte gelacht und den Kopf geschüttelt, hatte seine Sorgen beiseitegewischt und die Scheibe nur noch schneller gedreht.
    Auf den Regalen des äußeren Raums hatte er Dutzende von mittelmäßigen Töpfen gesehen. Sollte ihn das beunruhigen? Früher einmal mochte es das getan haben, aber jetzt nicht mehr. Er war aus ihrem Leben verschwunden, was kein Anlass für sie war, nachts lange einsam wachzuliegen oder in einer ausgedehnten Trauerphase dahinzusiechen. Menschen kamen über alles hinweg, und das sollten sie auch. Natürlich hatte sie sich Liebhaber genommen. Vielleicht hatte sie sogar immer noch welche, genauer gesagt, und es war so etwas wie ein Wunder gewesen, dass sie allein gewesen war, als er aufgetaucht war – er hatte beinahe erwartet, dass ihm ein muskelbepackter Jüngling mit zerzausten goldenen Locken und der Art von Kinn, die regelrecht um einen kräftigen Hieb bettelte, die Tür aufmachen würde.
    »Vielleicht besucht er ja gerade seine Mutter«, murmelte Torvald.
    Er setzte sich auf, schwang seine Beine aus dem Bett und stellte die Füße auf die gewobene Matte, die

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