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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ausgesetzt war. Die Leere würde langsam verschwinden – wenn derjenige, der beobachtet wurde, sich schließlich umdrehte und ihrem Blick begegnete – und würde stattdessen etwas Hartem, Unnachgiebigem Platz machen, das gegen jegliche Vernebelung immun war. Unverwandt und immer schärfer werdend schien dieser Blick das Opfer schließlich zu durchbohren wie Nägel, die in Holz getrieben wurden. Und dann würde sie beiläufig wegsehen, ohne Rücksicht auf das klopfende Herz, das bleiche Gesicht und die Schweißtropfen auf der Stirn, und derjenige, der diesem Blick ausgesetzt gewesen war, hatte nur zwei Möglichkeiten: diese Frau zu fürchten, oder sie mit einem so wilden, fordernden Verlangen zu lieben, dass es einem das Herz brechen konnte.
    Nimander fürchtete Kedeviss. Und liebte sie zugleich. Er war nie gut darin, Entscheidungen zu fällen.
    Wenn Kallor den Blick spürte – und Nimander war sich sicher, dass das der Fall war –, nahm er ihn gleichgültig hin und zog es stattdessen vor, seine Aufmerksamkeit auf den leeren Himmel und die leere Landschaft um sie herum zu richten. Wenn er nicht gerade schlief oder aß. Ein unangenehmer Gast, bestimmend und gebieterisch. Er kochte niemals und machte sich auch nicht die Mühe, hinterher seinen Teller zu waschen. Er war ein Mann, der sechs Bedienstete hatte.
    Nenanda war dafür, den alten Mann mit Steinen und Dungbrocken davonzujagen, aber Nimander fand etwas an diesem Bild fehl am Platz, als wäre es so absurd, so unmöglich, dass es nicht einmal in seiner Vorstellung etwas zu suchen hatte.
    »Er wird schwächer«, sagte Desra neben ihm.
    »Ich glaube, wir sind bald da«, antwortete Nimander. Sie waren genau südlich von Sarn, das einst eine ziemlich große Stadt gewesen war. Die Straße, die hinführte, war auf ihrer ganzen Länge besiedelt gewesen; hinter Ställen, Läden und Gaststätten lagen Bauernhöfe mit schmalen, langgezogenen Grundstücken. Die paar Anwohner, die noch da waren, waren ein verarmter Haufen, so unruhig wie geprügelte Hunde; sie hackten den harten Boden, der zu lange brachgelegen hatte – zumindest bis sie die Reisenden auf der Hauptstraße sahen, denn dann ließen sie ihre Hacken fallen und rannten davon.
    Die an der T-Kreuzung zurückgelassenen Vorräte waren sorgsam in Holzkisten verpackt, und der ganze Stapel war mit einer Plane abgedeckt, deren Ecken angepflockt waren. Reife Früchte, kandierter, mit Salz bestäubter Bruchzucker, dicke Scheiben dunkles Brot, Streifen getrockneter Aal, verdünnter Wein und drei Sorten Käse – wo all das herkam, war ein Rätsel angesichts des erbärmlichen Zustands der Bauernhöfe, an denen sie vorbeigekommen waren.
    »Er würde uns töten ohne mit der Wimper zu zucken«, sagte Desra, den Blick jetzt auf Kallor gerichtet.
    »Skintick sieht es genauso.«
    »Was für ein Mann ist er?«
    Nimander zuckte die Schultern. »Ein unglücklicher. Wir sollten weiterziehen.«
    »Warte«, sagte Desra. »Ich glaube, wir sollten Aranatha dazu bringen, nach Clip zu sehen.«
    »Aranatha?« Er sah sich um und entdeckte sie schließlich: Sie saß am schrägen Straßenrand auf dem Boden, die Beine unter sich wie ein Fächer zusammengefaltet, und pflückte Blumen. »Warum? Was kann sie tun?«
    Desra schüttelte den Kopf, als wäre sie nicht in der Lage, ihre Gründe mitzuteilen. Oder wollte es nicht.
    Seufzend sagte Nimander: »Dann geh zu ihr und frag sie.«
    »Es muss von dir kommen.«
    Warum? »Also schön.« Er setzte sich in Bewegung, ging das Dutzend Schritte, das ihn zu Aranatha brachte. Als sein Schatten auf sie fiel, schaute sie auf und lächelte.
    Ein Lächeln, dem es so sehr an Zurückhaltung, an Schüchternheit oder ironischem Widerwillen mangelte wie diesem hier, erschien ihm immer als ein Zeichen von Wahnsinn. Aber die Augen über dem Lächeln waren dieses Mal alles andere als ausdruckslos. »Spürst du mich, Nimander?«
    »Ich weiß nicht, was du damit meinst, Aranatha. Desra möchte gerne, dass du Clip untersuchst. Ich weiß nicht warum«, fügte er hinzu, »da ich mich nicht erinnern kann, dass du über irgendwelche besonderen Heilerfähigkeiten verfügst.«
    »Vielleicht will sie Gesellschaft«, sagte Aranatha und stand anmutig auf.
    Und ihre Schönheit traf ihn wie ein Schlag ins Gesicht, wie sie jetzt so dicht vor ihm stand, ihr Atem so warm und so merkwürdig dunkel. Was geschieht mit mir? Erst Kedeviss und jetzt Aranatha.
    »Bist du in Ordnung, Nimander?«
    »Ja.« Nein. »Mir geht es gut.« Was

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