Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
sich, Spin.«
Er starrte ihren makellosen Rücken an, den eleganten Schwung ihres Rückgrats, die sanfte Rundung ihrer Hüften, die sich – wie er wusste – weich und kühl anfühlten. An der Haltung ihrer Schultern ließ sich entweder kurzzeitige Sättigung oder eine schon länger anhaltende Müdigkeit erkennen. »Unser Lord lässt dich grüßen.«
Sie drehte sich um und schaute auf ihn herunter, zog überrascht die Brauen hoch. »Tut er das? Das wäre das erste Mal.«
Spinnock runzelte die Stirn. Ja, das wäre es. Daran habe ich überhaupt nicht gedacht. »Ich werde bald fortgehen.«
Ihr Blick wurde härter. »Warum behandelt er dich so? Als wenn du ihm gehören würdest, als wenn er mit dir machen könnte, was er will.«
»Ich stehe an seiner statt.«
»Aber du bist nicht der Sohn der Dunkelheit.«
»Nein, das stimmt.«
»Eines Tages wirst du an seiner statt sterben.«
»Das werde ich.«
»Und dann wird er einen anderen Narren finden müssen.«
»Ja.«
Sie starrte düster zu ihm herunter, drehte sich dann um und stand rasch auf. Schwarze Haut, die im Licht der Laternen schimmerte – jetzt war nichts Jungenhaftes mehr an dieser Gestalt, nur noch Kurven und weiche Flächen. Spinnock lächelte. »Ich werde dich auch vermissen.«
Sie seufzte, ein leises Zeichen ihrer Kapitulation. Und als sie ihn wieder ansah, war nichts Verhülltes in ihren Augen. »Wir tun, was wir können.«
»Ja.«
»Nein, du verstehst es nicht. Der Tempel – meine Priesterinnen. Wir versuchen das Gleiche wie Anomander Rake, suchen nach einem Halt, nach Bedeutung, nach einem Ziel. Er glaubt, es könnte in den Streitereien unbedeutenderer Wesen gefunden werden – bei den Menschen und all ihrem armseligen Gezänk. Er irrt sich. Wir wissen es, und er weiß es auch. Der Tempel hat sich für einen anderen Weg entschieden, Spin. Unser Ziel ist die Wiedergeburt unseres Tores, die Rückkehr von Mutter Dunkel in unser Leben, unsere Seele.«
»Ja. Und?«
Irgendetwas in ihrer Miene fiel in sich zusammen. »Wir scheitern genauso wie er. Wir wissen es, und er weiß es. Der Sohn der Dunkelheit schickt mir keine Grüße.«
Dann … er hat ›Priesterin‹ gesagt.
Aber er hat nicht die hier gemeint. Spinnock setzte sich auf, griff nach seinen Kleidern, die auf dem Fußboden lagen. »Hohepriesterin«, sagte er, »was kannst du mir über den Kult des Erlösers erzählen?«
»Was?«
Er schaute auf, verwundert über die Besorgnis in ihren Augen. Nach einem Moment schüttelte er den Kopf. »Nein, ich bin nicht an Vergebung interessiert. Die T’lan Imass anzunehmen, hat den Mann getötet – was würde es für seine Seele bedeuten, wenn er uns annimmt?«
»Darüber denke ich nicht nach, Spin. Oh, auf seine Weise war er wunderbar – trotz des Blutes, das aufgrund seiner Tat unnötigerweise vergossen wurde … war er immer noch … wunderbar. Wenn du nicht von unseren Bürden sprichst, dann verstehe ich deine Frage nicht.«
»Dieser Kult ist neu. Was für eine Form wird er annehmen?«
Sie seufzte erneut, was überaus bemerkenswert und ein weiterer Beweis für ihre Erschöpfung war. »Wie du sagst, er ist in der Tat noch sehr jung. Und wie bei allen Religionen wird seine Form – seine Zukunft – sich in dem finden, was jetzt geschieht, in diesen ersten Augenblicken. Und das ist ein Grund zur Sorge, denn obwohl sich Pilger versammeln und Geschenke bringen und beten, ist nichts organisiert. Es ist nichts ausformuliert worden – keine Glaubenslehre, und das ist etwas, das alle Religionen brauchen.«
Er rieb sich das Kinn, dachte nach und nickte dann.
»Warum interessiert dich das?«
»Ich weiß nicht recht, aber ich schätze deinen fachkundigen Rat.« Er machte eine Pause, starrte auf die Kleider in seinen Händen hinunter. Er hatte etwas vergessen, etwas Wichtiges – was mochte es sein?
»Ich habe mich nicht geirrt«, bemerkte sie, während sie ihn immer noch beobachtete. »Du bist nicht du selbst, Spin. Bist du endlich dazu gekommen, deinem Lord seine Forderungen übelzunehmen?«
»Nein.« Vielleicht, aber das ist es nicht wert, darüber nachzudenken – der Fehler wäre schließlich meiner. »Mir geht es gut, Hohepriesterin.«
Sie schnaubte. »Niemandem von uns geht es gut, Spin«, sagte sie und wandte sich ab.
Als sein Blick auf den Boden fiel, sah er sein Schwert und seinen Gürtel dort liegen. Natürlich – er hatte sein Ritual vergessen. Er hob die Waffe auf, und während die Hohepriesterin sich ihre Gewänder überwarf, trug
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