Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
ich sie besuche. Da ist noch etwas anderes. Ich muss zu ihr gehen, und ich weiß noch nicht einmal, warum.
Aber er weiß es.
Spinnock Durav stellte fest, dass er allein in dem kleinen Zimmer saß. Das Feuer war zu glühender Holzkohle heruntergebrannt. Es roch nach verbranntem Leder.
Die Hohepriesterin des Tempels des Dunkels hatte ihre Haare sogar noch kürzer geschnitten, was sie auf verstörende Weise jungenhaft wirken ließ, als sie ihn auf den Rücken stieß und mit der ihr eigenen Begierde bestieg. Normalerweise hätte er jetzt angefangen, sie zu bremsen, hätte er ihr auf eine Weise Widerstand geleistet, die ihrer Ungeduld getrotzt und ihr Vergnügen verlängert hätte. Dieses Mal ließ er sie allerdings gewähren. Das spielte alles keine Rolle. Seit jene unbekannte Macht Kurald Galain hatte erbeben lassen, waren alle Priesterinnen völlig außer sich vor Begierde gewesen und hatten männliche Tiste Andii in den Tempel und die Räume mit den üppigen Betten gezwungen. Wenn die Gerüchte stimmten, war sogar gelegentlich ein Mensch für die gleiche notwendige Erforschung hereingezerrt worden.
Aber fleischliche Genüsse lieferten keine Antworten, und vielleicht war dies alles so etwas wie eine metaphorische Offenbarung dieser nackten Wahrheit, eine, die weit über den Tempel und die Vorschriften der Priesterinnen hinausging. Doch wollte er etwa keine Antworten von Salind? Von der jungen menschlichen Frau, die nicht mehr als zwanzig Jahre alt sein konnte? Von einer anderen Hohepriesterin?
Er hatte zu viel gesehen, hatte zu lange gelebt. All die Dinge, die sie noch vor sich hatte, all die Erfahrungen, die noch auf sie warteten, gehörten zu ihrem Alter dazu und sollten – wenn überhaupt – tatsächlich nur von jemandem mit ihr geteilt werden, der in einem ähnlichen Alter war. Er hatte nicht den Wunsch, ein Mentor zu sein, denn der Schüler wächst bald darüber hinaus, einen zu benötigen (wenn der Mentor seine Aufgabe gut erfüllt), und dann ist der Mentor derjenige, der gegen die Vorstellung von Ebenbürtigkeit oder dagegen, übertroffen zu werden, wettert. Doch die Vorstellung war noch aus sehr viel weiterreichenden Gründen unmöglich. Sie würde ihn niemals übertreffen. Stattdessen würde sie allzu schnell altern, und die Gefühle ihres Lebens – eines so gekappten Lebens – könnten es niemals mit seinen aufnehmen.
Korlat hatte nicht gezögert, sich mit dem malazanischen Sergeanten Elster einzulassen – Spinnock hatte die tragische Geschichte gehört, die so eng mit der Eroberung von Schwarz-Korall und dem Untergang der Pannionischen Domäne verknüpft war. Und weshalb Korlat und ihr Bruder Orfantal immer noch fort waren. Nichtsdestotrotz … Elster war ein Mann in den späten Vierzigern gewesen – er hatte den größten Teil eines Lebens hinter sich gehabt. Und wer konnte schon sagen, ob die Verbindung hätte Bestand haben können? Wenn Korlat nach einer schrecklich kurzen Zeitspanne hätte mitansehen müssen, wie ihr Geliebter der Altersschwäche anheimgefallen wäre – mit gebeugtem Rücken, zitternden Händen, versagenden Erinnerungen.
Spinnock konnte sich beinahe vorstellen, wie das Ende von alledem ausgesehen hätte; wie Korlat mit gebrochenem Herzen sich einem Augenblick gegenübergesehen hätte, in dem sie ein Messer in der Hand hielt und darüber nachdachte, ob es ein Akt der Barmherzigkeit wäre, das Leben ihres Mannes zu beenden. War das etwas, auf das man sich freuen konnte? Tragen wir nicht so schon genügend Bürden?
»Wenn ich nicht dein Verlangen in meinem Nest spüren könnte«, sagte die Frau, die jetzt unter ihm lag, »würde ich annehmen, dass du gar nicht bei der Sache bist, Spinnock Durav. Wie es scheint, warst du gar nicht hier bei mir, und auch wenn es heißt, das Schwert eines Mannes würde niemals lügen, frage ich mich jetzt ernsthaft, ob das tatsächlich stimmt.«
Blinzelnd sah er ihr ins Gesicht. Ein überaus attraktives Gesicht, das einerseits zur Art ihrer Hingabe passte, andererseits aber viel zu unschuldig – zu offen – für dieses Leben ungehemmten Genusses schien. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe darauf gewartet, dass du … verschwindest.«
Sie schob sich unter ihm heraus, setzte sich auf und strich sich mit den langfingrigen Händen durch die Haare. »Daran scheitern wir in letzter Zeit«, sagte sie.
Oh, das ist dann also der Grund für deine Verzweiflung, deine Begierde.
»Es wird wiederkommen«, sagte sie. »Es muss. Etwas … ändert
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