Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
Trocken und warm.«
»Vergewaltigt mich nicht.«
»Kein Wort mehr von Vergewaltigung. Fieber kann viele Arten von Schrecknissen erwecken. Ruh dich jetzt aus.«
Ich werde nicht urteilen. Nicht einmal über mein Leben. Ich werde es nicht tun … es gibt Schwäche auf der Welt. Alle Arten von Schwäche. Alle Arten …
Mit der jetzt bewusstlosen Frau auf den Armen trat Spinnock Durav nach draußen und schaute sich um. Gestalten auf allen Seiten, manche mit Kapuzen, andere barhäuptig im Regen, der an ihnen allen hinunterlief.
»Sie ist krank«, sagte er zu ihnen. »Sie muss geheilt werden.«
Niemand antwortete.
Er zögerte und sagte dann: »Der Sohn der Dunkelheit wird über eure … Schwierigkeiten in Kenntnis gesetzt werden.«
Sie drehten sich um, verschmolzen mit dem grauen Regen. Binnen weniger Augenblicke war Spinnock allein.
Er machte sich auf zur Stadt.
Der Sohn der Dunkelheit wird in Kenntnis gesetzt werden … aber er weiß es bereits, oder? Er weiß es, aber er überlässt alles … wem? Mir? Domänenser? Dem Erlöser?
»Übermittle der Priesterin meine Grüße.«
Ihr also, diesem zerbrechlichen Ding in meinen Armen. Ich werde mich um sie kümmern, denn in ihr liegt die Antwort.
Bei den Göttern, die Antwort worauf?
Vorsichtig im glitschigen Schlamm und Matsch einen Fuß vor den anderen setzend, ging er den Weg zurück. Die Nacht wartete.
Und aus den Tiefen seiner Erinnerung stiegen die Fragmente eines alten Gedichts auf. »Der Mond regnet nicht, sondern er weint.« Ein Fragment, ja, das musste es sein. Leider konnte er sich nicht an den Rest erinnern, und so musste er sich mit der Zeile zufriedengeben – obwohl sie in Wirklichkeit alles andere als beruhigend war.
Ich könnte Endest fragen – ach, nein, der ist ja gerade gar nicht da. Dann vielleicht die Hohepriesterin. Sie kennt alle unsere Gedichte, die jemals geschrieben wurden, und das einzig und allein, um sie alle zu verhöhnen. Immer noch.
Die Worte verfolgten ihn, verspotteten ihn mit ihrer Doppeldeutigkeit. Er zog es vor, wenn die Dinge einfach und geradlinig waren. Stabil wie heldenhafte Skulpturen – diese Monumente aus Marmor und Alabaster, die einer bestimmten großen Person gewidmet waren, die, wenn die Wahrheit bekannt wurde, nicht einmal annähernd so groß war, wie geglaubt oder behauptet wurde, und auch gar nicht so aussah wie das weiße polierte Gesicht über dem gottgleichen Körper – oh, der Abgrund soll mich holen, genug davon!
Nachdem der Tiste Andii das Lager mit der halb toten Hohepriesterin in den Armen verlassen hatte, humpelte der kahlköpfige, kleine, krummbeinige Priester in seiner völlig durchnässten wollenen Robe zu Gradithan. »Hast du das gesehen?«
Der ehemalige Soldat grunzte. »Ich bin ganz schön in Versuchung gekommen, weißt du. Die Spitze eines Schwerts, so richtig von hinten rein in seinen Schädel. Dieser scheißegezeugte Tiste-Andii-Bastard – was im Namen des Vermummten denkt der sich eigentlich dabei, einfach so hierherzukommen?«
Der Priester – ein Priester irgendeines unbekannten Gottes von irgendwo aus dem Süden, Bastion vielleicht – machte ts, ts, ts und sagte dann: »Die Sache ist die, Urdo …«
»Halt deine verdammte Klappe! Diesen Rang gibt es nicht mehr. Für niemanden. Hast du verstanden? Kümmere dich nicht um das Arschloch, das glaubt, er wäre der Einzige, der noch übrig ist, so dass er den Titel benutzen kann, als wenn es sein verdammter Name oder so was wäre. Kümmere dich nicht um ihn, denn er wird schon bald für all das bezahlen.«
»Meine demütige Entschuldigung, Herr. Worauf ich hinauswollte – sie ist jetzt weg.«
»Ja und?«
»Sie war die Augen des Erlösers – seine Ohren, sein alles in der Welt der Sterblichen –, und jetzt ist dieser Tiste Andii gekommen und hat sie mitgenommen. Was bedeutet, dass wir tun können … äh … was uns gefällt.«
Bei diesen Worten lächelte Gradithan langsam. Dann sagte er leise und leichthin: »Und was haben wir bis jetzt getan, Mönchratt?«
»Solange sie hier war, hat immer die Möglichkeit bestanden, dass der Umnachtete zu seiner heiligen Rolle erwacht. Jetzt brauchen wir uns über keinen von ihnen mehr Sorgen zu machen.«
»Ich habe mir eigentlich nie Sorgen gemacht«, sagte der ehemalige Urdomen halb knurrend. »Kriech zurück in deine Höhle und nimm dir mit, auf wen auch immer du scharf bist – wie du sagst, uns kann jetzt nichts mehr aufhalten.«
Nachdem die grässliche Kreatur davongehuscht war, winkte
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