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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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kurzfristig überrascht. Aber natürlich , sagte er sich dann, schließlich ist er der Sohn der Dunkelheit. Sie mögen ihn ruhig den Geisterkönig nennen, aber ich bezweifle, dass es irgendetwas in Schwarz-Korall gibt – und sei es die kleinste Kleinigkeit –, das er nicht weiß. Sie werden das nicht beachten, bis sie einen schrecklichen Fehler machen, und dann wird es zu spät sein. »Domänenser, ja. Der Umnachtete.«
    Ein leichtes Lächeln glitt über Anomander Rakes Gesichtszüge. »Itkovian war ein ganz besonders außergewöhnlicher Mann. Dieser neue Kult interessiert mich, und ich bin mir nicht sicher, ob er ihm gefallen hätte. Er hat sich selbst als Soldaten betrachtet – als einen gescheiterten, was das angeht; der Untergang von Capustan hat ihn völlig zerstört.« Er machte eine kurze Pause, hing ganz offensichtlich irgendwelchen Erinnerungen nach, und fuhr dann fort: »Sie waren nichts weiter als eine Söldnerkompanie, und zwar keine besonders große – nicht so etwas wie die Karmesingarde. Ich wage sogar zu behaupten, die Karmesingarde hätte es nicht geschafft, Capustan zu halten.«
    Spinnock Durav sagte nichts, aber er blieb achtsam. Er war damals nicht da gewesen. Eine weitere Reise im Auftrag seines Lords. Ich musste ausgerechnet einen Drachen jagen. Gespräche wie die, die er am Ende seiner Reise gefunden hatte, waren es nicht wert, wiederholt zu werden.
    »Er konnte jedem vergeben – außer sich selbst.«
    Kein Wunder, dass du ihn gemocht hast.
    Anomander Rake seufzte. »Ich kann dir nicht sagen, wie lange du brauchen wirst, Spinnock. Vielleicht so lange, wie du es schaffst.«
    Als die Bedeutung dieser Bemerkung in Spinnock Durav einsickerte, spürte er einen uncharakteristischen Anflug von Unbehagen. Wütend auf sich selbst legte er langsam die Hände auf die Armlehnen des Stuhls, schloss die Finger um das glatte Holz und hoffte, dass er sich nichts hatte anmerken lassen. Das ist das, was ich tue und tun werde. Bis zu meinem Ende. Sie ist jung, so jung – oh, es ist sinnlos, über … über irgendetwas von alledem nachzudenken. Überhaupt über sie nachzudenken. War er in der Lage, den Kummer aus seinem Blick zu halten? Welche Gedanken – welche Zweifel – rauschten jetzt durch seinen Lord, während er seinen alten Freund beobachtete? Spinnock Durav fühlte sich plötzlich besiegt. Er warf Anomander Rake einen Blick zu.
    Der Herrscher von Schwarz-Korall starrte stirnrunzelnd auf seine kokelnden Stiefel hinunter.
    Also, wie lange hat er so dagesessen? »Ich habe es immer … geschafft, Lord.«
    »Ja, das hast du. Ich bin neugierig. Was quält Domänenser so?«
    »Ich vermute, es ist eine Glaubenskrise.« Ein Leben wie beim Kef Tanar, immerzu von einem Pfad zum nächsten springen. Er macht es so gut, dieser Mann, den ich in unseren Kriegen auf dem Miniaturschlachtfeld noch nie besiegt habe – nicht ein einziges Mal in zehntausend Jahren. Aber ich kann bei dir bleiben, Lord, zumindest bis hierhin. »Er macht seine tägliche Wallfahrt nicht mehr. Bei denen, die dort draußen leben, sind … Erwartungen entstanden. Die er, wie es scheint, nicht erfüllen kann.«
    »Du bist vorsichtig, Spinnock Durav. Das passt gar nicht zu dir.«
    »Ich kenne noch nicht alle Einzelheiten.«
    »Aber du wirst sie erfahren.«
    »Letzten Endes ja.«
    »Und was dann?«
    Spinnock sah Rake an. »Ich werde tun, was getan werden muss.«
    »Dann solltest du dich am besten beeilen.«
    Oh, ja, jetzt verstehe ich.
    »Der Erlöser ist ein ziemlich hilfloser Gott«, sagte Anomander Rake nach einiger Zeit. »Unfähig, sich zu verweigern, unfähig zu geben. Ein Meeresschwamm, der das ganze Meer verschluckt. Dann das nächste und dann noch eins. Kann es einfach immer so weitergehen? Wenn Itkovian nicht wäre, könnte ich mir das nicht vorstellen.«
    »Ist das eine Art von Glauben, Lord?«
    »Vielleicht ist es das. Ist seine Fähigkeit zu vergeben tatsächlich unendlich groß? Die Schmerzen und die Schuld der anderen für alle Ewigkeit auf sich zu nehmen? Ich muss zugeben, dass ich ein paar ernsthafte Schwierigkeiten mit den fundamentalen Grundsätzen dieses Kults habe – oh, wie ich gesagt habe, ich habe Itkovian, den Schild-Amboss der Grauen Schwerter, sehr bewundert. Ich verstehe sogar bis zu einem gewissen Punkt seine Geste in Bezug auf die Kron T’lan Imass. Was allerdings den Erlöser angeht … ich kann nicht anders, ich muss mich einfach über einen Gott wundern, der so bereitwillig die Verbrechen und moralischen

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