Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
»Danke, Skin.«
»Wofür?«
»Wir werden uns an ihnen vorbeischleichen.«
»Und dabei Clip mitschleppen?«
»Ja.«
»Das wird nicht einfach werden – tatsächlich könnte es sich sogar als unmöglich erweisen. Wenn diese Stadt der Tempel ist, und die Macht des Sterbenden Gottes den Priestern Gaben gewährt, dann werden sie spüren, dass wir uns nähern, ganz egal, was wir tun.«
»Wir sind Kinder der Dunkelheit, Skintick. Lass uns sehen, ob das immer noch etwas zu bedeuten hat.«
Desra nahm ihre Hand von Clips Stirn. »Ich hatte Unrecht. Es geht ihm schlechter.« Sie richtete sich auf und sah Aranatha an. »Was ist mit ihnen?«
Ein träges Blinzeln. »Sie kommen zurück. Unversehrt.«
Irgendetwas stimmte nicht mit Aranatha. Sie war zu ruhig, zu … leer. Desra hatte ihre Schwester immer für fad gehalten – oh, sie schwang ein Schwert mit vollendeter Eleganz, war eine so kalte Mörderin wie alle anderen von ihnen, wenn die Notwendigkeit es erforderte –, aber in ihr war eine Art tiefgreifender Gleichgültigkeit. Die sich oft inmitten von Unglück und Chaos auf sie senkte, als könnte die Welt sie mit ihrem heftigeren Durcheinander bewusstlos schlagen.
Was sie in Desras Augen unzuverlässig machte. Sie musterte Aranatha noch einen Augenblick länger, ihre Blicke begegneten sich, und als ihre Schwester lächelte, machte Desra ein finsteres Gesicht und drehte sich zu Nenanda um. »Hast du im Schankraum irgendwas zu essen gefunden? Oder zu trinken?«
Der Krieger stand an der Vordertür, die er mit einer Hand aufhielt. Bei Desras Frage warf er einen Blick nach hinten. »Viel, als wenn sie gerade gegangen wären – oder vielleicht war es auch eine Lieferung, so ähnlich wie die, die wir auf der Straße bekommen haben.«
»Dann muss irgendjemand vernünftiges Essen anbauen«, sagte Kedeviss. »Oder dafür sorgen, dass es von anderen Städten gekauft wird oder so was.«
»Sie haben für uns eine Menge Schwierigkeiten auf sich genommen«, bemerkte Nenanda. »Und das bereitet mir ein ungutes Gefühl.«
»Clip stirbt, Aranatha«, sagte Desra.
»Ja.«
»Sie kommen zurück«, verkündete Nenanda.
»Nimander wird wissen, was zu tun ist«, sagte Desra.
»Ja«, sagte Aranatha.
Sie flog einmal im Kreis, hoch über der Stadt, und selbst ihre übernatürliche Sehkraft hatte Mühe mit der ewigen Dunkelheit da unten. Kurald Galain war ein überaus fremdartiges Gewirr, selbst in diesem diffusen, geschwächten Zustand. Als sie direkt über den massigen Körper der schlafenden Silanah hinwegflog, keckerte Scharteke einen ironischen Gruß. Natürlich reagierte der karmesinrote Drache nicht merklich, doch die Matriarchin der Großen Raben wusste genau, dass Silanah sie über sich hinwegfliegen spürte. Und gestattete zweifellos, in blitzartig aufzuckenden Bildern, die Vision von zuschnappenden Kiefern, die dann Knochen und Federn zermalmten, während köstliche Flüssigkeiten spritzten – Scharteke keckerte erneut, dieses Mal lauter, und wurde mit einem Zucken des langen, schlangenförmigen Schwanzes belohnt.
Sie glitt weiter zu einem Aufwind vom Rand der Klippe und stieß dann durch ihn steil hinunter zu dem Balkon mit dem niedrigen Geländer.
Er stand alleine, etwas, das sie in letzter Zeit schon kannte. Der Sohn der Dunkelheit verschloss sich wie eine Onyxblume, während die Glockenschläge Mitternacht verkündeten, Schlag um Schlag bis zum zwölften und letzten, und dann pflegten da nichts als Echos zu sein, bis selbst diese verschwanden und Stille zurückließen. Sie breitete die Flügel aus, um ihren Sturzflug abzubremsen; noch immer kam die Feste schnell näher. Ein Wirbel aus schlagenden Schwingen, und sie landete auf der steineren Mauer. Ihre Krallen gruben sich in den Granit.
»Und – ändert sich der Ausblick jemals?«, fragte Scharteke.
Anomander Rake blickte nach unten, betrachtete sie einige Zeit.
Sie öffnete den Schnabel, um ein paar Herzschläge lang stumm zu lachen. »Die Tiste Andii sind kein Volk, das zu plötzlichen Freudenausbrüchen neigt, oder? Zu so was wie einem Tanz in die Dunkelheit? Zu einem wilden, freudigen Umherhüpfen in die Zukunft? Könnt Ihr Euch vorstellen, dass unsere Flucht von seinem faulenden Fleisch nicht voller verzückter Freude war? Vergnügen daran, geboren zu sein, Freude daran, lebendig zu sein? Oh, mir sind die Fragen an Euch ausgegangen – in der Tat, es ist eine traurige Zeit.«
»Versteht Baruk, Scharteke?«
»Das tut er. Mehr oder weniger. Vielleicht. Wir
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