Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
werden sehen.«
»Im Süden geschieht etwas.«
Sie wackelte zustimmend mit dem Kopf. »Etwas, oh, ja, etwas, ja. Sind die Priesterinnen schon in einer wilden Orgie? Der Sturz, der alles beantwortet! Oder, genauer, der die Notwendigkeit von Antworten für einige Zeit verschiebt, eine Zeit entsprechender Glückseligkeit, zweifellos. Aber dann … kehrt die Realität zurück. Verdammte Realität, verdammt soll sie sein, in den Abgrund mit ihr! Zeit für einen anderen Sturz!«
»Die Reise hat deine Laune verschlechtert, Scharteke.«
»Es liegt nicht in meiner Natur zu trauern. Tatsächlich verachte ich es sogar. Ich lästere dagegen! Mein Schließmuskel explodiert deswegen! Und doch, was zwingt Ihr mir auf – mir, Eurer alten Kameradin, Eurer geliebten Dienerin?«
»Das ist nicht meine Absicht«, antwortete er. »Offensichtlich fürchtest du das Schlimmste. Sag mir, was haben deine Verwandten gesehen?«
»Oh, sie sind überall verstreut, da und dort, immer hoch über den belanglosen Machenschaften der Oberflächenkrabbler. Wir sehen zu, wie sie mal in diese Richtung krabbeln und mal in jene. Wir sehen zu, wir lachen, wir singen ihre Geschichten unseren Schwestern und Brüdern vor.«
»Und?«
Sie duckte den Kopf, richtete ein Auge auf die turbulenten schwarzen Wassermassen unter ihnen. »Eure Dunkelheit, Meister, erzeugt heftige Stürme.«
»Das tut sie.«
»Ich werde hoch über die wogenden Wolken fliegen, in reine Luft und Kälte.«
»Und das sollst du auch, Scharteke, das sollst du.«
»Es gefällt mir nicht, wenn Ihr großzügig seid, Meister. Wenn sich dieser sanfte Blick in Eure Augen stiehlt. Es ist nicht an Euch, Mitgefühl zu zeigen. Steht hier, ja, ungesehen, unerkennbar, damit ich dies in meinem Geist behalten kann. Lasst mich an das Eis wahrer Gerechtigkeit denken, die Art, die niemals zerbricht – hört, ich höre die Glocken da unten! Wie gewiss diese Musik ist, wie wahr der Schrei des Eisens.«
»Du bist heute überaus poetisch, Scharteke.«
»So wettern Große Raben gegen Trauer, Meister. Und jetzt – was wollt Ihr, was soll ich tun?«
»Endest Silann ist am tiefen Fluss.«
»Wohl kaum allein, sollte ich annehmen.«
»Er muss zurückkehren.«
Sie schwieg einen Moment, den Kopf zur Seite geneigt. Dann sagte sie: »Zehn Glockenschläge sind erklungen.«
»Zehn.«
»Dann werde ich mich auf den Weg machen.«
»Flieg wahrhaftig, Scharteke.«
»Ich bete, dass Ihr denen, die Ihr liebt, das Gleiche sagt, wenn die Zeit kommt, Meister.«
Er lächelte. »Dazu besteht keine Notwendigkeit.«
Kapitel Elf
Wer bist du zu beurteilen, ob sie alt ist
Oder jung, und ob sie den Eimer hebt
Oder ihn in diesen Brunnen hinunterlässt?
Und ist sie hübsch oder schlicht wie ungefärbtes Leinen
Ist sie ein Segel, das im Sommerwind dahingleitet
Leuchtend wie ein Jungfrauenauge über blauen Wogen?
Schwingt ihr Gang vor Freude und Verheißungen
Von belebenden Träumen, als könnte die Erde singen
Fruchtbar wie fröhliche Schmetterlinge auf einem Blumenfeld
Oder ist dieser Sattel schlaff gedehnt worden in Kaskaden
Von reifen Früchten und reitet nicht mehr durch
Blühende Obstgärten? Wer bist du dann, dass du
In anmaßendes Eisen das Geheimnis sperrst
Das uns dort zum Leben ruft, wo der
Übersprudelnde Eimer schwebt, immer zwischen dunklen Tiefen
Und chorischem Sonnenschein balancierend – sie ist eine wunderschöne Frau
Und auch dies ist ein krimineller Aufruf, und
Nichts Wertvolles lässt sich in deinem Blick finden
Der wenig mehr tut, als dieses ausgefranste Seil
Zu dehnen – also schäm dich
Zurückweisung reißt grausame Wunden und sie
Geht weg oder kommt näher, innerlich kriechend
Wage es nicht, von Angemessenheit zu sprechen, wage es nicht
Einem grausamen Urteil nachzugeben, wenn ich hier zuschauend sitze
Und all die Überlegungen zwischen Wimpernschlägen
Die Menge zu heftiger Verachtung einladen, und sieh
Das schwindende Segel, das für immer an dir vorbeigleitet
Wie es ihr Privileg ist, dort auf dem Meer der Blumen
Während alle süßen Düfte in ihrem Kielwasser wirbeln –
Sie werden dich niemals erreichen – und das ist
Gleichgewicht, das ist Maß, das ist die Beobachtung
Von Fremden, die ihre Tränen verbergen
Wenn sie sich abwenden
Junge Männer vor eine Mauer
Nekath aus Einaugkatz
E s gibt keinen reineren Künstler, oder es hat niemals einen reineren Künstler gegeben als ein Kind, das frei ist, sich etwas auszumalen. Dieser Haufen verstreuter Stöcke im
Weitere Kostenlose Bücher