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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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ihr Lied wurde plötzlich wild, als sie auf die beiden Tiste Andii zuzumarschieren begannen.
    »Und ich stehe hier und habe gedacht, man würde uns in Ruhe lassen«, sagte Nimander. »Wenn wir weglaufen, werden wir sie nur zum Gasthaus führen.«
    »Das stimmt, aber wir sollten es schaffen, das Tor zu halten, immer zwei von uns, wenn wir uns gegenseitig ablösen.«
    Nimander war der Erste, der ein Geräusch hinter ihnen hörte, und er wirbelte herum, während sein Schwert aus der Scheide zischte.
    Kallor.
    Der alte Krieger kam auf sie zu. »Ihr habt sie aufgeweckt«, sagte er.
    »Wir haben nur die Stadt ein bisschen besichtigt«, sagte Skintick, »und obwohl dieser Ort ziemlich übel ist, haben wir unsere Meinung für uns behalten. Ohnedies haben wir gerade darüber gesprochen, was wir jetzt tun sollen.«
    »Ihr könnt euch stellen und kämpfen.«
    »Das könnten wir«, stimmte Nimander ihm zu und warf einen Blick nach hinten, auf den Mob. Er war jetzt noch fünfzig Schritt entfernt und kam schnell näher. »Oder wir könnten uns aus dem Staub machen.«
    »Sie sind jetzt tapfer«, bemerkte Kallor, ging an ihnen vorbei und zog sein beidhändiges Schwert. Während er vorwärtsschritt, schwang er die schlichte, mitgenommene Waffe in Schleifen über dem Kopf, ein paar Durchläufe, als wollte er seine Schultern lockern. Plötzlich sah er überhaupt nicht mehr sehr alt aus.
    »Sollen wir ihm helfen?«, fragte Skintick.
    »Hat er um Hilfe gebeten, Skin?«
    »Nein, du hast recht, das hat er nicht.«
    Sie sahen zu, wie Kallor direkt in die Vorderseite des Mobs hineinmarschierte.
    Und schlagartig zerplatzte der Mob förmlich, Menschen stoben auseinander, drängten sich zur Seite, während das Singen sich in bestürztes Jammern verwandelte. Kallor zögerte einen Augenblick, bevor er weitermarschierte. Inmitten eines Korridors, der sich jetzt vor ihm geöffnet hatte, um ihn durchzulassen.
    »Er will nur den Altar sehen«, sagte Skintick, »und er ist nicht derjenige, an dem sie sich stören. Zu schade«, fügte er hinzu, »es wäre vielleicht interessant gewesen, den alten Dachs kämpfen zu sehen.«
    »Lass uns zurückgehen, so lange sie abgelenkt sind«, sagte Nimander.
    »Wenn sie uns lassen.«
    Sie drehten sich um und gingen los, in einem gleichmäßigen, gemütlichen Tempo. Nach vielleicht einem Dutzend Schritten drehte Skintick sich halb um. »Sie verfolgen uns nicht«, sagte er. »Die Botschaft scheint klar, Nimander. Wenn wir zum Altar wollen, müssen wir durch sie durch.«
    »So sieht es aus.«
    »Dann werden die Dinge noch übel werden.«
    Ja, das würden sie.
    »Sag, was glaubst du, werden Kallor und der Sterbende Gott sich nett unterhalten? Ein paar Bemerkungen über das Wetter austauschen. In Erinnerungen an die guten alten tyrannischen Tage schwelgen, als alles noch ein großer Spaß war. Damals, als das Blut noch roter, sein Geschmack noch süßer war. Was glaubst du?«
    Nimander sagte nichts; stattdessen dachte er an die Gesichter in dem Mob, die schwarzen Flecken rings um ihre Münder, die dunklen Höhlen ihrer Augen. In Lumpen gekleidet, vor Dreck starrend, kaum Kinder unter ihnen, als wenn der Kelyk sie alle gleich machen würde, ungeachtet des Alters, ungeachtet jeder Art von Bereitschaft, sich der Welt und den Anforderungen des Lebens zu stellen. Sie tranken, und sie hungerten, und die Gegenwart war die Zukunft, bis der Tod diese Zukunft stahl. Ein direkter Weg. Keine Sorgen, keine Ziele, keine Träume.
    Würde irgendetwas von alldem es leichter machen, sie zu töten? Nein.
    »Ich will das nicht tun«, sagte Nimander.
    »Nein«, stimmte Skintick ihm zu. »Aber was ist mit Clip?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Dieser Kelyk ist schlimmer als eine Seuche, weil seine Opfer ihn in ihr Leben einladen, und dann ist ihnen ihr eigenes Leiden gleichgültig. Und natürlich drängt sich die Frage auf – haben wir irgendein Recht dazu, zu versuchen, dem ein Ende zu machen? Es zu zerstören?«
    »Vielleicht nicht«, gab Nimander zu.
    »Aber da ist noch eine andere Sache, und die heißt Barmherzigkeit.«
    Er warf seinem Cousin einen harten Blick zu. »Wir töten sie alle zu ihrem eigenen Besten? Hol uns der Abgrund, Skin …«
    »Nicht sie – natürlich nicht. Ich dachte an den Sterbenden Gott.«
    Oh … nun. Ja, er konnte sehen, wie das gehen würde, wie es dies hier tatsächlich erträglich machen würde. Wenn sie zum Sterbenden Gott gelangen konnten, ohne vorher hunderte seiner Gläubigen abschlachten zu müssen.

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