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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Lord.
    Doch das Meer hatte Mondbrut gewollt, oh ja, mit wildem, unbarmherzigem Hunger. Es hatte tobend auf die steinernen Wände eingehämmert, hatte die Himmelsfestung mit seiner alles zermalmenden Umarmung bedrängt, und am Ende hatten seine dunklen, wirbelnden Legionen sich nicht mehr zurückwerfen lassen.
    Oh, Endest Silann hatte sie alle gerade lange genug am Leben gehalten, doch die Mauern waren im gleichen Moment zusammengebrochen, da sein Lord die letzten Machtreserven der Himmelsfestung beschworen hatte, um sie aus den Tiefen aufsteigen zu lassen, um sie, ja, wieder hinauf in den Himmel steigen zu lassen.
    So schwer, die Last, so gewaltig …
    Über den Punkt hinaus verletzt, an dem eine Genesung noch möglich gewesen wäre, war Mondbrut bereits tot, so tot wie Endest Silanns eigene Macht. An jenem Tag sind wir beide ertrunken. Sind wir beide gestorben.
    Tosende Kaskaden aus schwarzem Wasser stürzten in die Tiefe, ein Regen aus steinernen Tränen, oh, wie Mondbrut weinte. Risse weiteten sich, der innere Donner des Zusammenbruchs der Schönheit …
    Ich hätte mit Mondbrut gehen sollen, als er sie schließlich hat wegtreiben lassen, ja, das hätte ich tun sollen. Hätte über den bestatteten Toten kauern sollen. Mein Lord ehrt mich für mein Opfer, aber jedes seiner Worte ist wie Asche, die auf mein Gesicht herabrieselt. Beim Abgrund hienieden, ich habe das Zerbrechen eines jeden einzelnen Zimmers gespürt! Die Spalten, die geborsten sind, waren Schwerthiebe in meine Seele, und wie wir geblutet haben, wie wir gestöhnt haben, wie wir mit unseren tödlichen Wunden innerlich zusammengebrochen sind!
    Der Druck würde nicht nachlassen, denn er war jetzt in ihm. Das Meer wollte Rache, und es konnte ihn jetzt angreifen, wo immer er sich befand. Hybris hatte einen Fluch überbracht, hatte seiner Seele ihr Zeichen eingebrannt. Ein Brandmal, das zu schwären begonnen hatte. Er war zu gebrochen, um weiter dagegen ankämpfen zu können.
    Ich bin jetzt Mondbrut. In der Tiefe zermalmt, unfähig, die Oberfläche zu erreichen. Ich sinke, und der Druck steigt. Und wie er steigt!
    Nein, dies würde nicht genügen. Keuchend stieß er sich von der Mauer ab und stolperte weiter. Er war kein Hohemagier mehr. Er war nichts. Ein einfacher Kastellan, der sich Sorgen über die Vorräte für die Küche und Nahrungsmittel machte, über Wachschichten und Holzklafter für die Feuerstellen. Wachs für die gelbäugigen Kerzenmacher. Kalmartinte für die fleckigen Schreiber …
    Wenn er jetzt vor seinem Lord stand, sprach er von belanglosen Dingen, und dies war sein Erbe, war alles, was ihm noch geblieben war.
    Aber habe ich nicht mit ihm auf jenem Strand gestanden? Bin ich nicht der Letzte, der noch übrig ist, um diese Erinnerung mit meinem Lord zu teilen?
    Der Druck ließ allmählich nach. Und wieder einmal hatte er die Umarmung überlebt. Und das nächste Mal? Das konnte niemand sagen, aber er glaubte nicht, dass er all das noch viel länger aushalten konnte. Den Schmerz, der seine Brust zusammendrückte, das Donnern in seinem Schädel.
    Wir haben ein neues Angebot für Kadaver-Aale gefunden. Das werde ich ihm sagen. Und er wird lächeln und nicken, und vielleicht wird er mir eine Hand auf die Schulter legen. Ein sanftes, vorsichtiges Drücken, leicht genug, um sicherzustellen, dass nichts bricht. Er wird mir seine Dankbarkeit ausdrücken.
    Für die Aale.
    Es zeugte vom Mut und der inneren Kraft des Mannes, dass er niemals geleugnet hatte, ein Domänenser der Pannionischen Domäne gewesen zu sein und in der Tat dem verrückten Tyrannen in jener Feste gedient zu haben, die nun nur noch ein Geröllhaufen war und kaum einen Steinwurf hinter der Kolkschenke lag. Dass er an dem Titel festhielt, war keinesfalls der Beweis für irgendeine fehlgeleitete, manische Loyalität. Der Mann mit den ausdrucksvollen Augen hatte einen Sinn für Ironie, und wenn gelegentlich ein anderer menschlicher Bewohner der Stadt Anstoß daran nahm, dass er sich auf diese Weise vorstellte – nun, der Domänenser konnte auf sich aufpassen, und das war ein Erbe, das keinen Grund zur Scham bot.
    So viel und kaum mehr – das war alles, was Spinnock Durav über den Mann wusste, abgesehen von seiner beeindruckenden Begabung für das Spiel, das sie nun spielten: ein altes Spiel der Tiste Andii, das unter dem Namen Kef Tanar bekannt und mittlerweile unter der Bevölkerung von Schwarz-Korall weit verbreitet war und das – so hatte er zumindest gehört – darüberhinaus

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