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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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    Endest Silann hatte veranlasst, dass die Kadaver-Aale für nächste Woche bei einem neuen Lieferanten bestellt wurden, da das Fischerboot des letzten von etwas, das zu groß für sein Netz war, in die Tiefe gezogen worden war und er all seine Leute verloren hatte. Unglücklicherweise war das Nachtwasser nicht nur einfach ein unbeleuchtetes Stück Meer in der Bucht. Es war Kurald Galain, eine echte und wahrscheinlich unergründlich tiefe Manifestation des Gewirrs, und gelegentlich begaben sich unerwünschte Tiere in die Wasser der Bucht von Korall. Irgendetwas war nun dort unten und zwang die Fischer dazu, Haken und Leinen statt Netzen zu benutzen. Dass sie diese Methode überhaupt anwenden konnten, war nur möglich, weil die Aale voller Entsetzen nach oben gestiegen waren und nun zu Zehntausenden die Wasseroberfläche zum Schäumen brachten. Die meisten Aale, die an Bord gezogen wurden, waren nur noch Stümpfe.
    Endest Silann, der auf seinem Weg ins Andii-Viertel war, befand sich nun südlich des Grauen Hügels, wo die Straßenlaternen seltener wurden. Typischerweise waren nur wenige Tiste Andii auf den Straßen. Niemand saß auf den Stufen, die zu den Mietshäusern führten, niemand lehnte sich in den Marktbuden über den Verkaufstresen, um Waren anzupreisen oder einfach nur die Passanten zu betrachten. Im Gegenteil, die wenigen Gestalten, die Endests Pfad kreuzten, waren alle irgendwohin unterwegs, wahrscheinlich zum Haus eines Freundes oder Verwandten, um dort an einem der wenigen noch verbliebenen gesellschaftlichen Rituale teilzunehmen. Oder sie waren auf dem Heimweg von derlei Prüfungen, so spärlich wie der Rauch eines ersterbenden Feuers.
    Keiner der Tiste Andii begegnete Endest Silanns Blick, wenn sie geisterhaft an ihm vorbeihuschten. Dies war natürlich mehr als die übliche Gleichgültigkeit, aber er hatte sich daran gewöhnt. Ein alter Mann musste ein dickes Fell haben, und war er nicht bei weitem der Älteste? Mit Ausnahme von Anomander Dragnipurake.
    Doch Endest konnte sich an seine Jugend erinnern, konnte sich selbst sehen – auch wenn die Vision im Laufe vieler Jahre verschwommen geworden war –, wie er in einer wilden Nacht, in der Stürme am Himmel wüteten, den Fuß auf diese Welt setzte. Oh, die Stürme in jener Nacht, das kalte Wasser im Gesicht … diesen Augenblick kann ich immer noch sehen.
    Sie standen vor einer neuen Welt. Die Wut seines Lords ebbte ab, ganz langsam, tröpfelte zu Boden wie der Regen. Blut strömte aus einer Schwertwunde in Anomanders linker Schulter. Und in seinen Augen war ein Ausdruck …
    Endest seufzte, während er die ansteigende Straße hinaufschritt, aber es war ein ungleichmäßiger, rauer Seufzer. Zu seiner Linken befand sich der Geröllhaufen des alten Palasts. Ein paar zerklüftete Mauern erhoben sich da und dort, und Räumtrupps hatten Wege in die Trümmer gebahnt, hatten Steine und den einen oder anderen Balken geborgen, der nicht verbrannt war. Das ohrenbetäubende Geräusch, mit dem das Bauwerk in sich zusammengestürzt war, zitterte immer noch durch Endests Knochen, und er wurde langsamer, streckte eine Hand aus, um sich gegen eine Mauer zu lehnen. Der Druck kehrte zurück, und er biss die Zähne so fest zusammen, dass seine Kiefergelenke knirschten. Ein stechender Schmerz schoss durch seinen Schädel.
    Bitte nicht schon wieder.
    Nein, das würde nicht genügen. Jene Zeit war vorbei und erledigt. Er hatte überlebt. Er hatte alles getan, was sein Lord ihm befohlen hatte, und er hatte nicht versagt. Nein, dies würde ganz und gar nicht genügen.
    Endest Silann stand jetzt mit schweißüberströmtem Gesicht und fest zusammengekniffenen Augen da.
    Niemand begegnete jemals seinem Blick, und das war der Grund. Diese … Schwäche.
    Anomander Dragnipurake hatte seine knapp zwei Dutzend überlebenden Gefolgsleute an den Strand einer neuen Welt geführt. Hinter der lodernden Wut in seinen Augen war auch Triumph gewesen.
    Dies, sagte sich Endest Silann selbst, war es wert, sich daran zu erinnern. War es wert, sich daran festzuhalten.
    Wir nehmen die Bürde an, wie wir es müssen. Wir setzen uns durch. Und das Leben geht weiter.
    Eine neue Erinnerung nahm in seinen Gedanken Gestalt an. Der unerträgliche Druck der Tiefe, das Wasser, das von allen Seiten drückte. »Du bist mein letzter Hohemagier, Endest Silann. Kannst du das für mich tun?«
    Ins Meer, mein Lord? Tief ins Meer?
    »Kannst du das tun, alter Freund?«
    Ich werde es versuchen, mein

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