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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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auf Möwen. Wütende Kämpfe entbrannten, Federn flogen unter Gekreische, Fellbüschel trieben wie Distelsamen in der Brise.
    Unter den inneren Hafenanlagen wanderten alte Frauen durch das Zwielicht zwischen den Pylonen und benutzten lange, dünne, mit Widerhaken versehene Schürhaken, um die kleinen, handlangen Köderfische einzusammeln, die durch das Korbgeflecht glitten und wie glänzender Regen fielen, während der Fang an Land gebracht wurde. Wenn die Ernte karg war, prügelten die alten Weiber mit den gezackten Schürhaken aufeinander ein.
    Von seinem Sitzplatz aus konnte Flamm sie sehen – eingemummte Gestalten, die sich hierhin und dorthin bewegten, während ihre Schürhaken durch den ewigen Schatten zuckten. »Ich habe geschworen, nie wieder irgendwas zu essen, was dieser See hergegeben hat«, murmelte er. »Siehst du, Großmutter droben«, fügte er heiser flüsternd hinzu, »ich erinnere mich an die Schnitte und Löcher in deinen dürren Armen. Ich erinnere mich an sie, Großmutter, und deshalb habe ich geschworen.«
    »Was war das?«, fragte Leff von unten.
    »Nichts – nur, dass wir unsere Zeit vergeuden …«
    »Hab’ Geduld, Flamm. Wir haben eine Liste. Wir haben Ärger am Hals. Haben wir nicht gehört, dass Brokul vielleicht abhauen würde?«
    »Da drüben ist ein verdammtes Durcheinander, Leff.«
    »Wir müssen uns nur auf die Reihen konzentrieren, die sich bilden.«
    »Da gibt’s keine Reihen, Leff.«
    Leff warf die Muschel über die Hafenmauer, wo sie klappernd zwischen zehntausend anderen landete. »Noch nicht«, sagte er. »Aber bald.«
    Ein kurzes Stück hinter der Gabelung bei Urs bewegten sich die mitgenommenen Überreste einer Handelskarawane Richtung Süd-Sorgenstadt. Hirten und Steinbrucharbeiter, die zu den Rabenhügeln unterwegs waren, wichen zum Straßenrand aus, blieben dann stehen und glotzten die vier versengten und rauchgeschwärzten Wagen an, die an ihnen vorbeirumpelten. Vor jedem mühte sich ein einzelnes Pferd in einem behelfsmäßigen Joch.
    Von den üblichen Wachen, die man selbst bei einer Karawane, die so klein war, wie diese hier zu sein schien, als Begleitung erwartet hätte, war nur ein Mann zu sehen, der zusammengesunken in einem Gadrobisattel saß und fast ganz unter einem staubigen Kapuzenumhang verborgen war. Direkt über den Schulterblättern des Mannes ragten die abgenutzten Griffe und Knäufe zweier Macheten aus gesäumten Schlitzen in dem verschossenen braunen Umhang. Seine Hände, die auf dem hohen Sattelhorn ruhten, steckten in fleckigen Lederhandschuhen, die praktisch in Fetzen hingen und all denen, die nahe genug waren, einen Blick auf Haut erlaubte, die fast tiefschwarz tätowiert war.
    Merkwürdige katzenartige Augen starrten aus dem Schatten der Kapuze unverwandt auf die Straße, während sich die ersten baufälligen, heruntergekommenen Hütten von Süd-Sorgenstadt, die nun den unbefestigten Weg auf beiden Seiten säumten, wie die unordentlichen Nester übergroßer aasfressender Vögel aus dem Morgennebel schälten. Feuchte Augen spähten durch Spalten und Löcher in den schiefen Wänden, als der Wächter seine ratternde Karawane vorbeiführte.
    Es dauerte nicht lange, und sie waren ganz eingetaucht in das Labyrinth mit seinen unzähligen vor dem Leben flüchtenden Bewohnern, die wie Geister aus den Schatten auftauchten, ihre schwachen Stimmen erhoben und um Münzen und etwas zu essen bettelten. Der Weg durch die schäbigen Außenbezirke der Stadt war ebenso schmal wie gewunden, was der Hauptgrund dafür war, dass nur wenige Karawanen, die aus dem Süden nach Darujhistan kamen, diese Route wählten. Und diejenigen, die sich als nicht ausreichend verteidigt erwiesen, konnten leicht der ungelinderten, verzweifelten Not zum Opfer fallen, die von allen Seiten näher rückte.
    Immer noch gut hundert Schritt südlich der Hauptstraße, die als Jatems Sorge bekannt war, schien es, als würde genau so ein Schicksal dieser unglückseligen Karawane und ihrem einzigen Wächter drohen.
    Als schmutzige Hände sich gierig nach den Speichen der Wagenräder ausstreckten und andere nach den Zügeln der Pferde griffen, warf der Mann im Kapuzenumhang einen Blick zurück auf die zunehmende Dreistigkeit und zügelte sein Pferd. Und während er das tat und sich im Sattel aufrichtete, schien er sich plötzlich auszudehnen.
    Blicke richteten sich auf ihn, lauernde argwöhnische und immer weniger zurückhaltende Blicke. Ein in Lumpen gekleideter Mann schwang sich zum Fahrer des

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