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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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haben.«
    Einer der Leibwächter, Siriks narbengesichtiger Hauptmann, trat vor und warf einen finsteren Blick auf die Wagen. »Hundert Mann, ja? Gegen wie viele … acht Wachen unter deinem Befehl, Grantl? Hältst du uns für Idioten? Wenn’s hundert Heimstätter gewesen wären, wärst du jetzt nicht hier.«
    »Nein, Kest, du bist kein Idiot«, räumte Grantl ein. »Du bist ein Dickschädel und ein Schläger, aber du bist kein Idiot.«
    Der Hauptmann und seine Männer wollten schon auffahren, doch Sirik hob eine zitternde Hand. »Grantl, da vorne auf dem Wagen sitzt Gisp – aber er ist tot.«
    »Das ist er. Genau wie die drei anderen.«
    »Aber … aber wie ist das möglich?«
    Grantls Schulterzucken war eher ein unheilvolles Rollen seiner gewaltigen Schultern. »Weiß ich nicht genau«, gab er zu, »aber sie haben meine Befehle befolgt – na gut, zugegeben, ich war verzweifelt und habe Dinge geschrien, die ich normalerweise nicht von mir gegeben hätte, aber da war ich schon der Letzte, der noch übrig war, und mit vier noch intakten Wagen und ebenso vielen überlebenden Pferden …« Er zuckte noch einmal die Schultern und fuhr fort: »Ich nehme jetzt meinen Lohn, Sirik. Ihr habt die Hälfte von dem Kelyk aus Bastion bekommen, den Ihr wolltet, und das ist besser als nichts.«
    »Und was soll ich mit vier untoten Wagenlenkern machen?«, kreischte Sirik.
    Grantl drehte sich um und starrte finster zu Gisp hinauf. »Geht zum Vermummten, ihr vier. Jetzt gleich.«
    Die Fahrer sackten unverzüglich in sich zusammen, rutschten oder kippten von ihren Kutschbänken. Die drei Krähen, die an Gisps Gesicht herumpickten, flogen unter empörtem Krächzen auf, ließen sich allerdings gleich wieder auf ihm nieder, um mit ihrer Mahlzeit fortzufahren, sobald der Leichnam reglos auf dem staubigen Hof lag.
    Sirik hatte sich mittlerweile ausreichend erholt, um seiner Verärgerung Ausdruck zu verleihen. »Was deine Bezahlung angeht …«
    »Meine volle Bezahlung«, unterbrach ihn Grantl. »Ich habe Euch gewarnt, dass die Wachen nicht ausreichen. Schon möglich, dass Kest kein Idiot ist, aber Ihr seid einer, Sirik. Sechzehn Männer sind deshalb gestorben, ganz zu schweigen von hundert Heimstättern. Ich werde gleich der Gilde einen Besuch abstatten, wie es vorgeschrieben ist. Wenn ich meinen vollen Lohn bekomme, werde ich meine Meinung für mich behalten. Andernfalls …«, Grantl schüttelte den Kopf. »Andernfalls werdet Ihr keine anderen Karawanenwächter mehr anheuern können. Nie mehr.«
    Mehrere Herzschläge lang konnte man an Siriks schweißnassem Gesicht erkennen, wie es in ihm arbeitete, doch schließlich trat ein resignierter Ausdruck in seine Augen. »Hauptmann Kest, bezahlt den Mann.«
    Wenig später trat Grantl auf die Straße hinaus, wo er kurz stehen blieb und zum Morgenhimmel hinaufschaute, ehe er sich auf den Heimweg machte. Trotz der Hitze hatte er den Umhang umgelegt und schlug auch die Kapuze wieder hoch. Die verdammten Zeichen auf seiner Haut glühten bei Kämpfen förmlich auf, und es dauerte Wochen, bis sie wieder zu einem geisterhaften Farbton verblassten. In der Zwischenzeit war es am besten, sich so unauffällig wie möglich zu machen. Er vermutete, dass die Bruchbude, die er sein Zuhause nannte, bereits von einer Horde Akolythen verbarrikadiert sein würde, die auf seine Rückkehr warteten. Die tigerhäutige Frau, die sich selbst zur Hohepriesterin des örtlichen Tempels ernannt hatte, hatte den wilden Kampfschrei von Trakes Todbringendem Schwert zweifellos gehört, auch wenn er in einer Entfernung von etwa neunzig Meilen draußen auf der Heimstatt-Ebene ertönt war. Und sie würde wieder fiebrig und verzweifelt förmlich darum betteln, dass er ihr seine Aufmerksamkeit schenkte.
    Aber sie und die räudigen Verlierer, die sie um ihren Tempel versammelt hatte, waren Grantl scheißegal. Er war nicht wild darauf gewesen, die Räuber zu töten, denn es machte ihm keinen Spaß, Blut zu vergießen, und er ergötzte sich auch nicht an seiner eigenen Raserei. Er hatte an jenem Tag Freunde verloren, einschließlich der letzten beiden, die seit Capustan immer bei ihm gewesen waren. Solche Wunden waren viel tiefer als die, von denen sein Körper immer noch übersät war, und es würde sehr viel länger dauern, bis sie verheilt sein würden.
    Der mit Räten prall gefüllten Börse an seinem Gürtel zum Trotz war er schlecht gelaunt und hatte wenig Lust, sich dem Gedränge auszusetzen, das auf den Hauptstraßen der Stadt

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