Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
schlicht unvermeidlich war – ein Stoß oder Knurren zu viel und er würde wahrscheinlich die Klingen ziehen und anfangen, sich den Weg durch die Menge freizuhauen, und dann würde er keine andere Wahl haben, als aus Darujhistan zu fliehen, wenn er nicht riskieren wollte, von einem der Galgen auf dem Hohgalgenhügel zu baumeln. Also machte Grantl, sobald er das Ständetor südlich des Borthenparks hinter sich gelassen hatte und die Rampe ins Hafenviertel hinuntergeschritten war, einen Umweg durch enge, gewundene Gässchen und von Abfall übersäte, zwischen Gebäuden hindurchführende Durchgänge.
Die paar Gestalten, denen er unterwegs begegnete, beeilten sich, ihm aus dem Weg zu gehen, als würde ihr Selbsterhaltungstrieb dafür sorgen, dass sie sich kleinlaut wegduckten.
Er wandte sich einer etwas breiteren Gasse zu, nur um festzustellen, dass sie mehr oder weniger von einer großen Kutsche blockiert war, die aussah, als wäre sie in einen Aufstand geraten – was Grantl daran erinnerte, dass das Fest noch immer im Gange war –, doch als er näher trat und dabei über verdorrte, abgetrennte Gliedmaßen und Lachen aus langsam trocknendem Blut steigen musste, und als er das gähnende Loch in der Kutsche sah, wo eigentlich die Tür hätte sein sollen, und in ihrem Innern dunkelgrauen, reglosen Nebel fand, als er die Pferde sah, deren Fell immer noch von getrocknetem Schweiß und Schaum verkrustet war – die ganze Sauerei war unbewacht und anscheinend davor gefeit, ausgeplündert zu werden –, wurde ihm klar, dass das eine der verdammten Kutschen der Trygalle Handelsgilde war, die berühmt-berüchtigt dafür waren, unvermittelt auf unerklärliche Weise und ausnahmslos von Gewalt begleitet irgendwo anzukommen.
Darüberhinaus war die Trygalle mit ihrem unerhörten Anteilseigner-System lästigerweise ein eindeutiger Rivale der stadteigenen Karawanengilde. Über ein solches System hätte die Karawanengilde schon vor langer Zeit nachdenken sollen, obwohl – wenn das, was Grantl gehört hatte, auch nur annähernd der Wahrheit entsprach – die Schwundquote der Trygalle-Anteilseigner schrecklich hoch war – höher als irgendein geistig gesunder Karawanenwächter es je akzeptieren würde.
Andererseits, wenn er die Sache überdachte … hier war er, der einzige Überlebende von Siriks Karawane, und trotz der Räte, die er jetzt mit sich herumtrug, war sein finanzieller Ertrag buchstäblich nichts im Vergleich zu den Profiten, die der Kelyk Sirik einbringen würde, vor allem jetzt, wo er seine Wagenlenker nicht bezahlen musste. Natürlich würde er neue Wagen kaufen und die instandsetzen lassen müssen, die Grantl abgeliefert hatte, aber einen Teil dieser Kosten würde die Versicherung auffangen.
Als er um die Kutsche herumging, konnte er sie sich ein bisschen genauer ansehen, was ihn zu dem etwas säuerlichen Schluss kommen ließ, dass die Trygalle die verdammten Dinger auf eine Weise baute, dass sie praktisch alles abwettern konnten. So wie die hier, die versengt und verbeult war, als hätten die großen Bären der Ebene mit ihren Krallen auf sie eingeschlagen, die angebissen und angenagt war, deren grelle Bemalung sich schälte, als wäre sie mit Säure bespritzt worden. Das Ding war so mitgenommen wie ein Kriegswagen.
Er ging an den Pferden vorbei. Und drehte sich fünf Schritte weiter überrascht um. Er war so nah an den Tieren vorbeigangen, dass sie in Panik hätten ausbrechen müssen – sie brachen immer in Panik aus. Selbst diejenigen, die er gebrochen und an seinen Geruch gewöhnt hatte, zitterten unkontrolliert unter ihm, bis die schiere Erschöpfung ihre Furcht dämpfte. Aber die hier … er machte ein finsteres Gesicht, sah einem der Führpferde in die Augen und fand dort nichts als stumpfsinnige Gleichgültigkeit.
Kopfschüttelnd setzte Grantl seinen Weg fort.
Verdammt seltsam. Andererseits könnte er mit einem von diesen Pferden eine Menge anfangen.
Noch besser – wie wäre es mit einem toten? Einem, das so tot ist wie Gisp?
Der Gedanke brachte ihn zurück zu gewissen Unannehmlichkeiten, über die er in diesem Augenblick nicht großartig nachdenken wollte. Wie etwa darüber, warum ich den Toten Befehle erteilen kann.
Er kam zu dem Schluss, dass er zu alt war, um noch irgendwelche neuen Begabungen bei sich zu entdecken.
Das kleine Lederboot aus Seehundfell tanzte in dem Spalt zwischen den beiden Handelsbarken gefährlich auf und ab und war in Gefahr, zwischen ihnen zermalmt zu werden, ehe ein
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