Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
auf, wirkte plötzlich unruhig. Noch immer weigerte er sich, ihr in die Augen zu sehen. »Ich weiß es nicht. Sie werden nicht glücklich sein.«
    »Ich glaube, ich werde dich allein gehen lassen, Schlitzer«, sagte Scillara. »Ich werde mit Barathol und Chaur über die nächtlichen Märkte und so wandern – da ist doch irgendein Fest im Gange, oder? Das klingt einladend. Was mein Treffen mit deinen Freunden angeht, hat das auch noch einen oder zwei Tage Zeit.«
    Er sah sie an. »Bist du dir sicher? Du musst nicht …«
    »Ich bin mir sicher«, unterbrach sie ihn. »Du brauchst diese Nacht für dich. Du wirst jede Menge Fragen beantworten müssen, und da müssen wir die Dinge nicht noch zusätzlich komplizierter machen, indem ich dabei bin.«
    »In Ordnung.« Auch wenn er sich alle Mühe gab – seine Erleichterung war spürbar. »Aber komm morgen da hin. Alle wissen, wo das Phoenix ist, du brauchst also nur zu fragen.«
    »Natürlich«, sagte sie und erhob sich von der Bettkante. »Ich mache mich am besten auf die Suche nach Barathol, damit er nicht ohne mich loszieht.«
    »Es muss bald dämmern.«
    »Das tut es, Schlitzer. Möge die Lady dich heute Nacht ziehen.«
    »Danke.« Aber er war mit den Gedanken schon woanders.
    Als sie losging und dabei gezwungen war, das verdammte Maultier zur Seite zu schieben, sagte sich Scillara, dass der Schmerz, den sie verspürte, nicht gerechtfertigt war. Er hatte in ihren Armen Trost gefunden, weil niemand anderes da gewesen war. Liebe war nicht im Spiel gewesen. War kein einziges Mal erwähnt worden, das Wort war noch nicht einmal in jenen trägen, schläfrigen Augenblicken geflüstert oder gemurmelt worden, nachdem sie sich geliebt hatten. Sie hatten sich gegenseitig Befriedigung, Trost und ein behagliches Gefühl verschafft. Und jetzt – nun ja, jetzt war diese Zeit vorbei. Schlitzer winkte ein Wiedersehen mit seinen Freunden – mit jener alten Welt, in der er gewusst hatte, wo sein Platz war. Es war schwierig genug, dass er vielleicht nicht mehr an diesen Platz passen würde – die übergewichtige, Pfeife rauchende ehemalige Hure an seiner Seite zu erklären, würde ihn nur in Verlegenheit bringen.
    Sie blieb gleich hinter der Luke stehen, als ihr klar wurde, dass er sie verändert hatte. Als hätte sie ein bisschen was von seiner Unsicherheit aufgenommen, von seinem Mangel an Selbstvertrauen. Sie spürte ihr normales, dreistes und forderndes Selbst nicht mehr. War nicht mehr so schnell mit einem spöttischen Grinsen bei der Hand, nicht länger gegen die Launen dieses verdammten Lebens gewappnet. Hier, ein Dutzend Schritte von der größten Stadt entfernt, die sie jemals gesehen hatte, war weder der rechte Ort noch die rechte Zeit für so eine Schwäche.
    Nun, Barathol, der verlässliche Barathol konnte ihre Bedürfnissen erfüllen. Zumindest einige Zeit lang.
    Als sie auf das Hauptdeck hinaustrat, fand sie sich in der Mitte eines heraufziehenden Sturms. Die Bhokarala drängten sich auf der zum Hafen gelegenen Reling, huschten auf ihr hin und her, während am anderen Ende des Fallreeps ein Schreiber des Hafenmeisters mit einem halben Dutzend Stadtwachen stand, die in eben diesem Augenblick ihre Knüppel zogen und sich bereit machten, auf das Schiff zu stürmen.
    Barathol und Chaur waren gerade aus der Ladeluke geklettert, und der Schmied begann, sich durch die kreischenden, spuckenden Affen zu schieben.
    Sie verstand seinen Wunsch nur allzu gut zu vermeiden, dass die Situation vollkommen aus dem Ruder lief. Bosheit war nicht unbedingt die besonnenste Frau, die Scillara bisher kennengelernt hatte. Ein ungünstig verlaufender Wortwechsel konnte nur zu leicht dazu führen, dass ein wütender Drache den Hafen und die halbe Stadt dahinter verwüstete. Und alles nur wegen eines Missverständnisses über Hafengebühren.
    So viel zu einer unauffälligen Ankunft.
    Scillara beeilte sich, versetzte ein paar Bhokarala einen Tritt, um sie aus dem Weg zu schaffen, und griff nach ihrer Geldbörse.
    Ein Schlag traf ihn seitlich am Kopf, er rollte sich weg und hielt, plötzlich hellwach, auf einmal beide Messer in den Händen; die Klingen schabten über die rauen Bodenfliesen unter ihm. Er stieß mit der Schulter gegen eine Mauer und blinzelte in die Düsternis.
    Eine große Gestalt stand über ihm, in den zerfetzten Überresten einer Rüstung aus schwarzem Leder und gebändertem Eisen; vielfach aufgesprungene grüne Haut gewährte den Blick auf matt schimmernde gebrochene Rippen. Ein

Weitere Kostenlose Bücher