Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)
eine einzelne Tat schon folgenlos nennen? Nehmen wir diesen dahinhuschenden Jugendlichen mit den Armen voller Gemüse, die Schreie von dem Verkaufsstand ein Stück hinter ihm, den abschätzenden Blick eines Wächters, der dreißig Schritt entfernt ist und die geringe Wahrscheinlichkeit abwägt, den Bengel zu erwischen. Ist diese Tat unbedeutend? Mitnichten! Sie führt dazu, dass hungrige Mäuler gefüttert werden und Augen stolz leuchten, und vielleicht führt sie auch zu ein paar Münzen weniger für den Straßenhändler, aber es sieht danach aus, als hätte der ganze Gewinn sowieso zu nichts anderem gedient, als den Krug eines betrunkenen Ehemannes zu füllen, und von daher könnte der Scheißkerl genausogut verdursten, wenn es nach ihr ginge! Das von Geburt an schwache Herz eines Wächters schlägt weiter, ist nicht bei einer anstrengenden Verfolgung quer über den überfüllten Marktplatz geplatzt, und daher lebt er ein paar Wochen länger, genug, um seine zwanzig Dienstjahre vollzukriegen und so seiner Frau und seinen Kindern eine Rente zu sichern. Und natürlich muss auch der letzte Kuss erst noch kommen, der Kuss, der ganze Bände voller Zuneigung und den ganzen Rest verspricht.
Die Töpferin in der Hütte hinter dem Stand, deren Hände und Unterarme mit Ton beschmiert und glitschig sind, träumt, ja träumt von den Jahren, in denen ein Leben noch dabei war, Gestalt anzunehmen, als jeder Druck einer Fingerspitze eine tiefe Spur über eine zuvor glatte Oberfläche gezogen hat, als sich dadurch die Zukunft geändert hat, die Vergangenheit neu erschaffen wurde – und war das nicht ebensosehr Zufall wie Planung? Obwohl Absicht einen Weg ritzen konnte, obwohl die kleinen Wellen, die nach oben und unten und auswärts geschickt wurden, mittels jahrzehntelanger Erfahrung erahnt werden konnten – war das Ergebnis tatsächlich jemals vorhersagbar?
Oh, natürlich hat sie nichts von alledem gedacht. Ein Schmerz in ihrem linken Handgelenk hat alle Gedanken ausgelöscht, die über diesen Schmerz hinausgehen – darüber, ihn beständig wahrzunehmen und was er bedeuten mochte und was für einen Kräutersud sie kochen sollte, um ihre Beschwerden zu lindern – und wie könnten solche Bedenken folgenlos sein?
Was ist mit dem kleinen Mädchen, das vor Corbs fraulichen Reizen sitzt und in die trübsinnigen Augen eines Ochsen im Joch starrt, während ihre Mutter drinnen weilte, und zwar schon fast einen Glockenschlag lang, obwohl Mutter natürlich Onkel-Doruth-der-ein-Geheimnis-war zu Besuch hatte, was besser war als ein Ochse, der nichts anderes tat als stöhnen? Das riesige, sanfte, dunkle, ach so dunkelbraune Auge starrte zurück, und in beide Richtungen zu denken war offensichtlich, aber was dachte der Ochse, außer dass das Joch schwer und der Karren sogar noch schwerer war und dass es schön wäre, sich hinzulegen, und worüber konnte das Kind nachdenken, außer über den Rindfleischeintopf, und daher wurde keine kleine Philosophin geboren, obwohl in den kommenden Jahren … nun ja, da würde sie ihren eigenen Onkel-der-ein-Geheimnis-war haben und so wie ihre Mutter alle Früchte der Ehe mit nur wenigen belanglosen Kernen genießen.
Und was ist mit der Sonne oben am Himmel, aus der fröhliches Licht geradezu herausbirst, um in ihm die wundersame Stadt zu baden, als wolle sie alle Dinge weihen, die Folgen haben? Groß ist die Notwendigkeit – und so plötzlich, so drängend –, nach oben zu greifen, die Finger um die feurige Kugel zu schließen, sie in die Nacht und ihre ausgebreitete Dunkelheit zurückzuziehen – und zurück! –, dorthin, wo alle Arten von wichtigen Dingen die Himmel haben erzittern lassen, ebenso wie die Wurzeln der Erde … oder zumindest beinahe.
Dann also zurück, fordert der kleine, rundliche Mann, denn dies ist seine Erzählung, sein Wissen; sein Schrei Seid meine Zeugen! hallt noch immer nach … und nach. Die Nacht, in der viele ankommen, die Taten der Ankömmlinge, während auch die Nacht ankommt! Lasst uns nichts vergessen, was Folgen hat. Lasst nichts, das keine Folgen hat, als solches gelten, und wer könnte sich jetzt auch nur vorstellen, dass es so etwas gibt, während er oder sie sich mit einem weisen Nicken an den Dieb, den Händler, den Wächter erinnert. Die Töpferin und das Kind und der Ochse und Onkel Doruth mit seinem Gesicht zwischen den Beinen der Frau eines anderen Mannes, die alle am folgenden Tag kommen werden (Entschuldigung!).
Achtet auch auf denjenigen, der diese
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