Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Vorhang beiseite und beugte sich in den Raum. Die Streifen in seinem Gesicht sahen wie frisch aufgemalt aus, so dunkel waren sie, und seine Augen glühten wie Kerzenflammen. Als er jetzt lächelte, entblößte er Reißzähne.
    Bedek winkte. »Grantl! Komm rein, alter Freund! Sieh nur, Myrla bereitet gerade ein Festmahl vor!«
    »Dann komme ich ja genau zur rechten Zeit«, erwiderte der große Mann und trat ein, »denn ich habe geräuchertes Pferdefleisch mitgebracht.« Er entdeckte Harllo und winkte den Jungen zu sich. »Der hier sollte ein paar Muskeln ansetzen.«
    »Oh«, sagte Myrla, »der sitzt nie still, nicht mal einen Augenblick. Das ist sein Problem.«
    Snell machte ein finsteres Gesicht, krabbelte rückwärts und starrte Grantl voller Hass und Furcht an.
    Grantl packte Harllo und klemmte ihn sich unter den Arm, obwohl er kräftig zappelte, während er die zwei Stufen zur Feuerstelle nahm und Myrla ein in Jute eingeschlagenes Päckchen reichte.
    Bedek beäugte Grantl. »Ich bin froh, dass du es wieder hierhergeschafft hast«, sagte er leise. »Hab’ davon gehört, was am Tor und in Sorgenstadt passiert ist – verdammt, aber ich wollte, ich wäre nicht so … nutzlos.«
    Grantl setzte Harllo wieder ab und seufzte. »Kann schon sein, dass die Tage vorbei sind, an denen du mit Karawanen reiten konntest, aber das macht dich nicht nutzlos. Du ziehst eine nette Familie groß, Bedek, eine nette Familie.«
    »Ich ziehe gar nichts groß«, murmelte Bedek, und Harllo kannte diesen Tonfall, kannte ihn nur zu gut, und es mochte Tage, vielleicht sogar eine Woche dauern, bis Onkel Eins wieder aus dem dunklen, tiefen Loch klettern würde, in dem er jetzt war. Das Problem war, Bedek mochte diesen Ort, mochte die Art, wie Myrla ihn umhegte, lauter zärtliche Berührungen und Umarmungen und leise gemurmelte Worte, und es würde so weitergehen, bis es Nacht wurde, und dann würden sie Geräusche in ihrem Bett machen, und am nächsten Morgen, tja, da würde Bedek lächeln.
    Wenn Myrla so war, wenn sie nur Augen für ihren Mann und sonst nichts und niemanden hatte, dann fiel es allerdings Harllo zu, sich um die Mädchen zu kümmern und alles zu tun, was notwendig war, und – was am schlimmsten war – es bedeutete auch, dass niemand Snell zurückhielt. Die Prügel würden dann ziemlich übel werden.
    Myrla konnte nicht viel arbeiten, nicht seit dem letzten Kind, als sie irgendetwas in ihrem Bauch verletzt hatte, und jetzt wurde sie furchtbar schnell müde, und allein schon dieses glorreiche Abendessen, das sie gerade zubereitete, würde dafür sorgen, dass sie hinterher erschöpft war und Kopfschmerzen hatte. Wenn sie konnte, flickte sie Kleider, aber das war in letzter Zeit nicht mehr allzu oft der Fall, was Harllos Beutezüge über die örtlichen Märkte nur noch wichtiger machte.
    Er hielt sich dicht bei Grantl, der jetzt Onkel Bedek gegenübersaß und einen Krug mit Wein zum Vorschein gebracht hatte, und das hielt Snell erstmal einige Zeit fern, was die Dinge nachher natürlich nur noch schlimmer machen würde, aber das war in Ordnung. Man konnte sich seine Familie schließlich nicht aussuchen, und auch nicht seine Cousins und Cousinen, niemanden. Sie waren da, und so war es nun einmal.
    Außerdem konnte er morgen ganz früh aufbrechen, so früh, dass Snell noch nicht wach sein würde, und er könnte die Stadt verlassen, immer weiter am Seeufer entlang, wo die Welt sich in die Ferne erstreckte, wo hinter den Hütten und Buden die Hügel waren, mit nichts als Ziegen und Hirten, und hinter denen war nichts weiter als leeres Land. Dass es so etwas geben könnte, ließ in Harllo eine leise, flüsternde Stimme erwachen, die von Möglichkeiten sprach – von Möglichkeiten, die zu benennen oder in Worte zu fassen er nicht hoffen konnte, die aber alle da draußen in einem zukünftigen Leben waren, das zwar verwaschen und geisterhaft wirkte – aber trotzdem wie ein Versprechen war. Dieses Versprechen leuchtete so hell wie Grantls Augen, und es war eines, an dem Harllo sich festhielt, wenn Snells Fäuste auf ihn niederprasselten.
    Bedek und Grantl sprachen über die alten Zeiten, als sie beide für die gleichen Karawanen gearbeitet hatten, und es kam Harllo so vor, als ob die Vergangenheit – eine Welt, die er nie gesehen hatte, weil sie vor der Vergewaltigung existiert hatte – ein Ort großer Taten war, ein Ort, der vor Leben brodelte, wo die Sonne heller schien und keine Nebelschwaden den Mond verhüllten, und wo Menschen

Weitere Kostenlose Bücher