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Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition)

Titel: Das Spiel der Götter 14: Die Stadt des blauen Feuers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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Haare, eine rote Knollennase, eine vorstehende Unterlippe, eine gewaltige Statur und genügend Muskeln für zwei oder drei Torvald Noms. Der Narr strickte, und seine Lippen bewegten sich, als er mit gerunzelter Stirn Maschen zählte.
    Und da war die schreckliche Katze und tapste genau auf ihn zu.
    Torvald machte leise die Tür zu.
    Er hätte das Ding erwürgen sollen.
    Er hörte einen brummigen Fluch aus dem Korridor, und dann polterten Schritte die Stufen hinunter.
    Er machte die Tür wieder auf und sah hinaus. Der Wächter war weg, das Strickzeug lag auf dem Boden – und ein Faden führte die Treppe hinunter.
    Ha! Schlaue Katze! Tja, also … sollte er ihr wieder begegnen, würde er ihr einen Kuss geben – aber noch nicht einmal annähernd irgendwohin, wo sie sich selbst leckte, denn es gab für alles eine Grenze, und alle Stellen, an denen eine Katze sich selbst lecken konnte, waren nicht die, auf die er sie küssen würde.
    Torvald zog rasch die Tür hinter sich zu und schlich auf Zehenspitzen den Korridor entlang. Ein vorsichtiger Blick die breite Treppe hinunter. Wo auch immer die Katze mit dem Wollknäuel hingerannt sein mochte, sie war außer Sichtweite, genau wie der Wächter. Er wandte sich der verzierten Doppeltür direkt hinter dem verlassenen hölzernen Stuhl zu.
    Abgeschlossen?
    Ja.
    Er zog den Dolch und schob die schmale Klinge zwischen die Türen.
    Kunstvolle Verzierungen bedeuteten häufig, dass man weniger Sorgfalt auf den nötigen Mechanismus gelegt hatte, und auch dieses Schloss folgte der Regel, denn er spürte, wie der Riegel sich hob. Von unten erklangen Schritte. Er zog die Tür auf und schlüpfte schnell hindurch, kauerte sich erneut hin. Ein Vorzimmer, eine Art Arbeitszimmer, in dem eine einzige Laterne mit weit heruntergedrehtem Docht ein schwaches Licht auf den Schreibtisch und die darauf verteilten Papyrusblätter warf. Und hinter dem hochlehnigen Polsterstuhl, der am Schreibtisch stand, eine zweite kleinere, ziemlich schmale Tür.
    Torvald Nom schlich auf Zehenspitzen darauf zu.
    Beim Schreibtisch blieb er kurz stehen und löschte die Laterne. Dann wartete er, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten und ging anschließend noch tiefer in die Hocke, um sich den Spalt unter der Tür zum Schlafzimmer genauer anzusehen – und war erfreut, dass da keinerlei Lichtschimmer war. Er stellte sich vor die getäfelte Tür mit ihren Blattgoldeinsätzen, die in der Düsternis matt wirkten. Hier gab es kein Schloss. Die Angeln schienen gut geölt zu sein. Ganz langsam schob er die Tür auf.
    Und schloss sie drinnen wieder leise hinter sich.
    Leise Atemzüge von dem großen Himmelbett. Dann ein Seufzen. »Süßes Köderfischchen, bist du es?«
    Die flüsternde, heisere Stimme einer Frau, und jetzt konnte er hören, wie sich im Bett jemand bewegte.
    »Wer ist es dieses Mal … der nächtliche Jäger? Oooh … der macht Spaß – ich werde meine Augen zumachen und ganz viel winseln, wenn du mir drohst und sagst, dass ich still sein soll. Beeil dich, ich liege hier, wie gelähmt. Es ist jemand in meinem Zimmer!«
    Torvald Nom zögerte, aufrichtig hin- und hergerissen zwischen Notwendigkeit und … nun ja, Notwendigkeit.
    Er knotete das Seil auf, das er als Gürtel benutzte. Und sagte leise und mit zischender Stimme: »Als Erstes – der Schatz. Wo ist er, Frau?«
    Sie keuchte. »Das ist eine gute Stimme! Eine neue! Oh, der Schatz! Du weißt, wo er ist, du schreckliche Kreatur! Genau hier, zwischen meinen Beinen!«
    Torvald verdrehte die Augen. »Den meine ich nicht. Der andere.«
    »Und wenn ich es dir nicht sage?«
    »Dann werde ich mir dich zu Willen machen.«
    »Oh! Ich sage nichts! Bitte!«
    Verdammt, diese Sache würde er bestimmt vermasseln. Es war ausgeschlossen, dass sie nicht merken würde, dass er nicht derjenige war, der zu sein er vorgab, selbst wenn der wiederum vorgab, jemand anderes zu sein. Wie konnte er das Problem lösen?
    »Dreh dich auf den Bauch. Und jetzt geh auf Hände und Knie. Ja, genau so.«
    »Du bist ja schlimmer als ein Tier!«
    Torvald blieb am Fußende des Betts stehen. Schlimmer als ein Tier? Was meinte sie damit? Kopfschüttelnd kletterte er auf das Bett. Das krieg ich doch im Leben nicht hin.
    Eine kurze Zeit später. »Köderfischchen! Das neue Elixir? Bei den Göttern, das ist atemberaubend! Nun ja, da darf ich dich in Zukunft wohl nicht mehr Köderfischchen nennen, was? Das kommt mir eher vor wie … ein Lachs! Der sich flussaufwärts kämpft!

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