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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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von denen fast die Hälfte Damen waren.
    Julian war nicht besonders schockiert. Ihm war es im Grunde gleich, wenn seine Gäste nicht satt wurden. Er und die Seinen hatten getan, was in der Kürze der Zeit möglich war, aber wennEdward Gründe fand, in Zukunft einen Bogen um Waringham zu machen, war es Julian nur recht.
    Es gab ein beträchtliches Durcheinander und Gedränge im Burghof, als die Gäste einritten. Julian stand am leicht erhöhten Eingang zum Bergfried und ließ den Blick über die bunt gekleideten Edelleute und kostbaren Rösser schweifen, bis er Edward in ihrer Mitte entdeckte.
    »Lasst uns gehen«, raunte er Frederic und Lucas zu. »Wenn ihr die Absicht habt, ihm den Kniefall zu verweigern, seht zu, dass kein Hastings in eurem Rücken steht.«
    Sie nickten, ihre Mienen finster, und folgten einen halben Schritt hinter Julian zur Mitte der Wiese.
    König Edward war abgesessen, und einer der Stallburschen des Gestüts, die heute zum Aushelfen auf die Burg gekommen waren, führte sein nervös tänzelndes Pferd zum Stall.
    Edward sah ihm mit leuchtenden Augen nach. »Ist das nicht ein prächtiges Tier?«, fragte er Julian zur Begrüßung.
    »In der Tat«, antwortete der Earl of Waringham steif, der den Gaul nur lange genug anschaute, um mit Erleichterung festzustellen, dass er nicht aus seiner Zucht stammte. Dann verneigte er sich knapp vor Edward. »Willkommen in Waringham, Mylord.«
    »Danke. Ich weiß, es kommt von Herzen.« Die haselnussbraunen Augen sprühten vor Mutwillen. Sie schienen niemals lange auf einem Punkt zu ruhen, und auch jetzt glitten sie bald von Julians Gesicht und schweiften über die Mauer. »Großartige Anlage. In gutem Zustand«, bemerkte der König anerkennend.
    Julian deutete ein Schulterzucken an. »Sie ist alt.« Wäre er reich gewesen, hätte er die Ringmauer mit einer zweiten, moderneren verstärkt, die nicht gleich unter der ersten Kanonenkugel zu Staub zerfiele, und jedes Gebäude im Innern abgerissen und neu gebaut, zuerst den hässlichen, düsteren, zugigen Kasten, in dem er und die Seinen zu leben verdammt waren.
    Er hatte indes nicht die Absicht, Edward seine architektonischen Wunschträume zu offenbaren. Die Gedanken des jungen Königs schienen jedoch in eine ähnliche Richtung zugehen. »Es ist seltsam, dass kaum ein Lord in England sich für modernen Burgenbau interessiert. Das kann uns noch teuer zu stehen kommen. Die Burgunder halten es ganz anders. Wart Ihr einmal dort?«
    Julian schüttelte den Kopf. »Ich war noch nie auf dem Kontinent.«
    »Wirklich nicht?«, fragte Edward erstaunt.
    »Zu jung für den Krieg«, erklärte Julian, wie immer ein wenig beschämt über diese Tatsache.
    »Oh ja, das war ich auch. Aber mein Vater schleppte meine Mutter oft mit dorthin, und darum bin ich in Rouen geboren, Waringham, könnt Ihr Euch das vorstellen? In Feindesland. Hier, kennt Ihr meine Brüder?«
    »Ja, Mylord.« Er schüttelte den beiden Knaben die Hand und hieß sie in Waringham willkommen, ehe er dem König seine beiden Ritter vorstellte. Alle fanden ein paar höfliche Worte füreinander. Ein jeder schien bemüht, den anderen all die Toten und das begangene Unrecht für den Moment vergessen zu lassen. Niemand gab einen Kommentar dazu ab, dass weder Julian noch irgendein Angehöriger seines Haushaltes Edward mit einem der Titel ansprachen, die ihm aufgrund seiner königlichen Majestät zugestanden hätten. Und trotzdem war die Atmosphäre so grau und eisig wie das Wetter.
    Allein Edwards Fröhlichkeit schien aufrichtig. Neugierig betrat er Julians Halle, lobte die Schönheit ihrer Wandbehänge, und als Julian ihm seine Schwester Kate vorstellte, versprühte der König einen solchen Charme, dass die in unmissverständlichem Schwarz gekleidete Witwe offenkundig Mühe hatte, ihre kühle Unnahbarkeit aufrechtzuerhalten.
    Viele bekannte, großteils verhasste Gesichter befanden sich in der Entourage des Königs: Lord Hastings und Black Will Herbert – der frischgebackene Earl of Pembroke – klebten an Edward wie Schatten. Julian hatte beide mit einem Nicken abgespeist, das mit bloßem Auge fast nicht wahrzunehmen war. Walter Devereux war in Herberts Gefolge, sein Bruder Thomas glücklicherweise nicht. Julian sah die Bischöfe von Durhamund Exeter, und ein wenig außerhalb des Zentrums, welches Edward bildete, entdeckte er schließlich seinen Cousin und einstigen Dienstherrn: Richard Neville, den Earl of Warwick.
    Julian steuerte auf ihn zu, ohne zu wissen, was er ihm

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