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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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warteten. Er musste sich entschuldigen. Er musste Demut zeigen. Er musste geloben, sich zu bessern, und meinen, was er sagte. Aber er konnte nichts von alldem. Je länger das Schweigen sich hinzog, desto trotziger wurde seine Miene.
    »Du bist ein hoffnungsloser Fall, Bübchen«, eröffnete Lucas Durham dem Jungen. »Nicht wert, deinem Bruder die Schuhe zu binden.«
    Roland blinzelte. Seinen toten Bruder zu erwähnen gehörte zu den wenigen Dingen, mit denen man zu ihm durchdringen konnte. Der Effekt war allerdings meist das Gegenteil dessen, was man damit zu erreichen erhoffte. Roland machte auf dem Absatz kehrt, und als er die Hand an die Tür legte, sagte Julian: »Wenn du jetzt gehst, sind wir fertig miteinander. Überleg es dir.«
    Für ein paar Atemzüge stand der Junge reglos. Dann, ganz langsam und zögerlich, ließ er die Hand sinken und drehte sich schließlich wieder zu Julian um.
    Der erhob sich lustlos und nickte seinen Freunden zu. »Wenn ihr so gut sein wollt.«
    Frederic, Tristan und Lucas standen auf.
    »Stell eine Liste zusammen, was erledigt werden muss«, bat Julian seinen Steward. »Ich nehme an, wir müssen außerplanmäßig schlachten, um unsere Gäste zu beköstigen, nicht wahr? Kümmere dich darum. Morgen ist Markt in Sevenelms. Was wir hier nicht bekommen, können wir dort noch beschaffen. Sorg dafür, dass die Mägde alle Kammern herrichten, die Betten beziehen und so weiter. Ich denke, Edward geben wir die Schlafkammer meiner Eltern.«
    Die drei Ritter lachten leise. Die Bettvorhänge in diesem Gemach waren mit einem roten Rosenmuster bestickt. Seit Kate nach Waringham zurückgekehrt war, bewohnte sie diesen Raum, aber Julian war zuversichtlich, seine Schwester werde sich gern bei ihren Töchtern einquartieren, wenn auch nur die geringste Chance bestand, dass eine Nacht in ihrem Lancaster-Bett dem Thronräuber Albträume bescherte.
    Julian wandte sich an Lucas. »Würdest du dafür sorgen, dass im Stall und im Burghof Platz für die Pferde geschaffen wird? Und du sei so gut und stell eine Speisenfolge zusammen, Tristan. Da du der Höfischste von uns allen bist, scheinst du mir am besten geeignet. Sprich mit der Köchin. Das Essen ist gewiss das Wichtigste. Und der Wein, natürlich. Ich komme später in die Küche hinunter.«
    Die drei Ritter nickten willig. Mit einem letzten verächtlichen Blick auf Roland gingen sie hinaus.
    Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, nahm Julian vor seinem bockigen Knappen Aufstellung und ohrfeigte ihn links und rechts. Nicht die wenigsten ihrer Unterhaltungen begannen mit diesem unerfreulichen Ritual. Nur nützte es niemals etwas.
    Allmählich war Julian ratlos. Er wusste einfach nicht, was er noch tun sollte, um den Jungen Respekt und Gehorsam zu lehren. Er hatte alles versucht, Prügel und Milde, Strenge und Verständnis, Arrest und größtmögliche Freiheit – nichts hatte gefruchtet. Roland Neville, befürchtete Julian, war tatsächlich ein hoffnungsloser Fall, wie Lucas gesagt hatte.
    »Ich warte auf deine Entschuldigung, Roland.«
    »Ich weiß.«
    »Wie war das?«
    »Ich weiß, Mylord.«
    Immerhin. Julian nahm wieder am Tisch Platz und wies auf den Weinkrug, der darauf stand. Eigentlich war er nicht durstig. Aber hier ging es ja auch gar nicht um Durst, sondern um Dienst.
    Roland rang einen Moment mit sich. Dann trat er näher,schenkte ihm ein, und nachdem er den Krug wieder abgestellt hatte, machte er sogar einen kleinen Diener.
    »Warum höre ich sie dann nicht?«, fragte Julian.
    »Weil ich nichts getan habe, wofür ich mich entschuldigen müsste. Nur mal kurz die Hände gewärmt. Das könnt Ihr mir doch nicht verbieten.«
    Julian schüttelte langsam den Kopf. »Darum geht es überhaupt nicht. Du hast meine Anordnung missachtet. Das tust du andauernd. Und so kann es nicht weitergehen. Meine Geduld mit dir ist nicht grenzenlos, weißt du.«
    »Tatsächlich nicht?«, fragte Roland bitter. »Gut!«
    Julian ließ ein paar Atemzüge verstreichen. Dann fragte er: »Wäre es dir lieber, ich würde dich anderswo in die Knappenausbildung schicken?«
    Voller Argwohn sah der Junge ihn an. »Was soll die Frage?«
    »Antworte einfach. Ich habe dich genommen, um deiner Mutter einen Gefallen zu tun. Aber ich weiß, dass du dich hier nie besonders wohl gefühlt hast. Das einzig Interessante an Waringham sind die Gäule, und du hast nicht viel für Pferde übrig …«
    »Das stimmt überhaupt nicht …«
    »Herrgott noch mal, unterbrich mich nicht,

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