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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Es zeigte auf die Gasse hinter dem Haus und den Hof der jenseitigen Weinhandlung. »Ich will nichts«, sagte sie. »Ein Bett und eine Schüssel warmes Wasser. Kein Feuer, kein Essen.«
    »Wie Ihr wünscht, Mylady«, sagte die Magd. Es klang wie: Mach doch, was du willst.
    Nachdem sie bekommen hatte, was sie erbeten hatte, befreite Janet sich mit einiger Mühe aus ihrem kompliziert geschnürten Hochzeitskleid. Sie wusste, sie hätte versuchen müssen, die Flecken auszuwaschen, aber ihr war jeglicher Antrieb abhandengekommen. Sie stieg auf das hohe Bett und schloss die geschmackvollen, dunklen Samtvorhänge. Dann lag sie mit brennenden Augen da, zerschunden, unglücklich und todmüde, aber unfähig zu schlafen, und lauschte den Geräuschen dieses fremden Hauses. Schritte auf der Galerie, ein Frauenlachen, fernes Klappern von Töpfen und Zinngeschirr. Anheimelnde Laute. Aber ihr konnten sie keine Geborgenheit geben, wusste sie. Was immer nun aus ihr werden würde, was immer Waringham mit ihr zu tun gedachte, eins war gewiss: Sie würde unter Feinden und darum in Einsamkeit leben. Vermutlich bis ans Ende ihrer Tage. Natürlich hatte ihr Bruder ihr aufgetragen, Waringhams Vertrauen zu gewinnen, um möglichst viel über seine und die Pläne der Lancastrianer zu erfahren. Doch sieglaubte nicht, dass sie das konnte. Ihr Gemahl war kein Dummkopf, so viel hatte sie schon herausgefunden, und würde ihr niemals anders als mit Argwohn begegnen. Wie jeder, der ihm angehörte.
    Als es dunkel wurde, kehrte Stille ein, weil der Haushalt sich in der Halle zu Tisch begab. Zu spät erkannte Janet, dass es ein Fehler gewesen war, auf das Essen zu verzichten. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts zu sich genommen, und nun war sie ausgehungert. Dennoch verhalf ihre Erschöpfung sich schließlich zu ihrem Recht, die Ruhe tat ein Übriges, und Janet schlummerte ein.
    Das Quietschen einer Tür weckte sie. Sie fuhr auf, und vor Schreck brach ihr der Schweiß aus. Doch die Tür zu ihrer Kammer war verschlossen, sah sie durch den Spalt der Bettvorhänge. Sie hatte das kleine Öllicht auf dem Tisch brennen lassen, um sich in der fremden Umgebung zurechtfinden zu können. Es musste im Nebenraum gewesen sein, und kaum hatte sie das erkannt, hörte sie eine Stimme durch die Bretterwand: »Ich hoffe, ich störe nicht, Mylord.« Die Magd, erkannte Janet. »Aber ich hab mir gedacht, es wär doch eine Schande, wenn Ihr Eure Hochzeitsnacht mutterseelenallein verbringen müsstet.«
    »Oh, Anabelle.« Er lachte leise. »Ich hatte ja so gehofft, dass du das denkst … Autsch.«
    »Was ist denn?«
    »Gar nichts. Ich hatte heute früh einen kleinen Zusammenstoß mit ein paar yorkistischen Finstermännern. Vielleicht … könntest du ausnahmsweise mal ein bisschen behutsam mit mir sein.«
    Anabelle senkte die Stimme, sodass Janet nicht verstehen konnte, was die Magd antwortete.
    Stille, dann sehr bald darauf das Knarren eines Bettes.
    »Wo hast du denn meine Braut überhaupt einquartiert?«, hörte sie ihn fragen.
    »Gleich nebenan.«
    »Ach du Schreck. Dann lass uns leise sein.«
    »Warum? Soll sie doch denken, was sie will.«
    »Schsch. Von jetzt an wird es für uns alle in vielerlei Hinsicht wichtig sein, den Anschein zu wahren. Und Diskretion.«
    »Nicht meine starke Seite, Mylord.«
    »Nein, ich weiß.« Er lachte wieder. Es war ein schönes Lachen – tief, warm und voller Frohsinn –, und Janet hasste ihn für seine Unbeschwertheit. Er tat so, als habe man ihm ebenso übel mitgespielt wie ihr, aber er war ein Mann. Sein Leben war nicht zu Ende. Nicht er war derjenige, der fortan in Einsamkeit und Furcht würde leben müssen.
    Sie zog sich ein Kissen über den Kopf, um die Geräusche aus dem Nebenraum auszusperren, aber es nützte nicht viel.

Waringham, April 1462
    Obwohl seine Braut
     ihm von Herzen gleichgültig war, erfreute es Julian doch auf seltsame Weise, dass Waringham sich bei ihrer Ankunft am nächsten Tag von seiner allerbesten Seite zeigte: Der weite Himmel über Kent strahlte so blau, als wolle er vorgeben, überhaupt nicht zu wissen, was ein ordentlicher englischer Landregen war. Auf den Hügeln nickten Narzissen in den sattgrünen Wiesen, und selbst die sonst eher langweiligen Schafherden waren dank der Lämmer ein erquicklicher Anblick.
    »Bedauerlicherweise hat meine Burg keine separaten Wohngebäude mit Kemenaten, Madam«, erklärte er Janet, während sie im Innenhof absaßen. »Zwei meiner Vorfahren wollten eines bauen, beide Male

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