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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Absichten. Darum fürchtete sie nun, sie selbst sei möglicherweise mitsamt ihrem Widerstand zerbrochen. Ihre ganze Welt. Nichts war mehr so, wie sie es gekannt hatte.
    Diese neue, fremde Welt nahm sie wie durch dünne Nebelschwaden wahr, als ihr braver Wallach Waringham durch eine Toreinfahrt in den Hof einer Stadtvilla folgte. Es war kein prächtiges Haus, und der Hof war ein Gewirr aus Pächterhäusern, Werkstätten und Nebengebäuden.
    Aus einem, das wohl eine Bäckerei war, kamen eine fette Frau, ein spindeldürres Männlein und ein paar Kinder gelaufen, gleichzeitig traten zwei Mägde aus dem Haupthaus. Sie umringten die Ankömmlinge mit strahlenden Gesichtern und gratulierten zur Hochzeit.
    Waringham hob eine große, schmale Hand, um sie zum Schweigen zu bringen, und ließ sich aus dem Sattel gleiten. »Es besteht kein Anlass zum Jubeln«, eröffnete er ihnen brüsk. »Lady Janet und ich sind gegen unseren Willen vermählt worden, und ich zumindest habe nicht die Absicht, irgendwem etwas anderes vorzuheucheln. Trotzdem ist sie vor Gott und der Welt nun Countess of Waringham, also seid höflich zu ihr, aber passt auf, was ihr in ihrer Gegenwart redet, denn sie ist Yorkistin.« Er drückte einem der Bäckersöhne die Zügel in die Hand und wandte sich an die hübschere der beiden Mägde. »Anabelle, sei so gut, richte die beste Gästekammer für Lady Janet her und nimm dich ihrer an.«
    Damit verschwand er im Haus.
    Lucas Durham trat zu Janet, nahm mit der Linken die Zügel ihres Pferdes und reichte ihr die Rechte. »Erlaubt mir, Mylady.«
    Janet konnte weder Spott noch Häme in seinem Lächeln entdecken. Also legte sie die Linke in seine Hand, stützte sich unauffällig darauf und saß ab. Kaum stand sie am Boden, legte er ihr seinen leichten Sommermantel um die Schultern. »Blutauf Eurem Kleid«, flüsterte er ihr ins Ohr und trat gleich darauf einen Schritt zurück.
    Janet hielt sich einen Moment am Steigbügel fest, um zu warten, bis der Schwindel verging, starrte zu Boden und fragte sich, wann die Demütigungen dieses Tages ein Ende nehmen würden.
    Die Magd, Anabelle, knickste eher nachlässig vor ihr. »Wenn Ihr mir folgen wollt, Mylady.« Sie sah der neuen Dame des Hauses nicht ins Gesicht, und ihr Ausdruck war abweisend.
    Daran werde ich mich wohl gewöhnen müssen, fuhr es Janet durch den Kopf. Sie hatte keine Vorstellung, wie ihre Zukunft unter diesen Menschen, diesen Lancastrianern aussehen würde. Welche Schrecken ihr noch bevorstanden. Waringham hatte angedeutet, dass er kein Interesse an ehelicher Zweisamkeit mit ihr habe, doch wer konnte sagen, wie er darüber dachte, wenn er betrunken war? Im Augenblick kam es ihr vor, als wäre es ihr gleich. Vielleicht war alles an Furcht und Entsetzen, was ein Mensch empfinden konnte, für diesen Tag aufgezehrt. Sie fühlte sich seltsam dumpf. Alles, was sie wollte, war allein sein. Sich irgendwo verkriechen und sich nicht mehr rühren. Und vielleicht zeigte Gott ihr ja Gnade und ließ sie morgen früh nicht wieder aufwachen.
    »Soll ich Euer Pferd auch nehmen, Sir Lucas?«, fragte der Sohn des Bäckers.
    Doch der Ritter schüttelte den Kopf und band seinen Braunen an einen Eisenring in der Mauer. »Ich reite gleich noch mal fort.«
    Janet stieg die beiden Stufen zur Haustür hoch, und die Magd wollte ihr folgen, aber der Ritter hielt sie am Arm zurück und flüsterte ihr etwas zu. Was immer es war, es gefiel Anabelle nicht. Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick, nickte dann unwillig, riss sich los und kam zur Tür, die sie Janet wortlos aufhielt.
    Die Magd führte sie eine Treppe hinauf und oben eine offene Galerie entlang. Es war ein hübsches Haus, stellte Janet ohne jedes Interesse fest, wenn auch bei weitem nicht so vornehm,wie sie es bei einem feinen Lord erwartet hätte. Vermutlich war Waringham verarmt oder ein Geizkragen, schloss sie. Ihr Bruder hatte ihr so gut wie nichts über ihn erzählt. Nur, dass sie gefälligst stolz zu sein habe, in eine so altehrwürdige Adelsfamilie einzuheiraten.
    Anabelle öffnete die dritte Tür. »Hier, Madam. Nicht sehr groß, fürchte ich, aber die Kammer hat einen Kamin, und die Nächte sind noch frisch. Wenn Ihr Euch einen Moment gedulden wollt, mache ich Feuer. Meine Schwester wird gleich kommen und Euch das Bett richten. Wollt Ihr …« Sie zögerte. Offenbar wusste sie nicht so recht, wie sie diese merkwürdige Situation handhaben sollte. »Wollt Ihr hier essen oder in der Halle?«
    Janet trat ans Fenster.

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