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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sind die Gebäude vor Fertigstellung abgebrannt. Weil wir Waringham pragmatische Leute sind, hat es danach keiner wieder versucht. Wir wohnen alle im Bergfried, da ist Platz genug.«
    Sie nickte, den Blick ein wenig gesenkt, sodass sie ungefähr auf seine Brust schaute. Das blaue Kleid, das Lucas ihr am Abend zuvor aus dem Haus seines Onkels besorgt hatte, stand ihr hervorragend, weitaus besser als das cremeweiße. Die Durhamhatten einfach ein Auge dafür, welche Farbe die richtige für eine Frau war – es war diese Gabe, die sie so märchenhaft reich und mächtig gemacht hatte. Das Taubenblau der feinen Wolle glich exakt Janets Augen, und auch wenn sie ihn nicht ansah, entging Julian die verblüffende Wirkung nicht.
    »Ihr gestattet, dass ich vorausgehe, Madam. Gebt auf den Stufen Acht. Sie sind ausgetreten und glatt. Meine Großmutter und der Bruder meines Schwagers haben sich darauf den Hals gebrochen.« Er trat durch die gewaltige zweiflügelige Tür, die Lucas und Tristan ihnen aufhielten.
    »Dann besteht ja immerhin Hoffnung, dass ich früher oder später verwitwe, Mylord«, sagte sie in seinem Rücken.
    Julian wandte blitzschnell den Kopf. Es war eine makabre Bemerkung, aber sie hätte witzig sein können, hätte sie sie nicht mit solcher Bitterkeit ausgesprochen. »Oder ich, Madam«, gab er mit einem trügerischen kleinen Lächeln zurück.
    Leichfüßig, ohne seine eigene Warnung zu beherzigen, lief er die Treppe hinauf. »Hier ist die Halle«, sagte er im ersten Obergeschoss, »Ihr könnt sie später ansehen, wenn Ihr wollt.« Erst einmal brachte er sie weiter nach oben ins Wohngemach, wo seine Schwester mit ihren beiden kleinen Töchtern am Tisch saß und ihnen Unterricht erteilte.
    Alle drei schauten auf, als die Ankömmlinge eintraten.
    »Onkel Julian, Onkel Julian!«, riefen Martha und Agnes entzückt, sprangen auf und fielen ihm um den Hals.
    Kate seufzte. »Was ist denn das für ein Benehmen, Ladys …«
    Lachend hob Julian mit jedem Arm eine seiner Nichten hoch. So viel Kummer er auch mit seinem Knappen hatte, so groß war sein Entzücken an dessen Schwestern. Sie brachten jede Menge Leben in sein Haus, aber keine Stürme.
    Er küsste sie nacheinander auf die Stirn, stellte sie wieder auf die Füße und trat zu seiner Schwester. »Die Schuld liegt wohl bei mir, wenn ich hier einfach so hereinplatze. Ich nehme an, du erinnerst dich auch noch daran, dass jede Unterbrechung des Schulunterrichts mehr als willkommen ist.«
    Kate legte ihm lächelnd die Hand auf den Arm, und dann entdeckte sie die Fremde. »Nanu?« Fragend schaute sie ihren Bruder an.
    »Tja. Darf ich vorstellen? Lady Janet, dies ist meine Schwester Kate. Kate, dies ist die Countess of Waringham.«
    »Ja, gibt es denn so etwas?« Kate war verwirrt, aber ihre Augen strahlten. Immer wenn das gelegentlich vorkam, entdeckte Julian einen Schalk an seiner Schwester, der ihm gänzlich untypisch erschien. Mit ausgestreckten Händen trat sie Janet entgegen. »Willkommen in Waringham, liebste Schwägerin!«
    Sie wollte sie umarmen, aber Julians Gemahlin trat einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. »Nein, Madam, ich glaube nicht, dass ich das bin. Und ich lege auch keinen Wert darauf.«
    »Sie ist Hastings’ Schwester«, erklärte Julian.
    Kate wich unwillkürlich zurück. »Oh, mein Gott, Julian … Hast du den Verstand verloren?«
    Er lächelte freudlos. »Ich glaube, es ist nicht ganz so, wie du annimmst. Ich erzähl’s dir später.«
    Einen Moment herrschte ein unangenehmes Schweigen. Dann legte Kate jeder ihrer Töchter eine Hand auf die Schulter und schob sie Richtung Tür. »Glück gehabt. Für heute sind wir fertig. Lauft, aber treibt euch nicht wieder stundenlang im Gestüt herum, hört ihr. Und schickt eine Magd nach Erfrischungen.«
    Als die beiden Mädchen hinausgegangen waren, sagte Kate unsicher zu Janet: »Wollt Ihr nicht Platz nehmen, Madam?«
    Julians junge Frau setzte sich auf die Kante eines Sessels am Tisch, und auch Bruder und Schwester nahmen Platz. In wenigen, nüchternen Worten und ohne überflüssige Details berichtete Julian, was sich am Tag zuvor in Westminster ereignet hatte. »Und jetzt stehen wir schön dumm da. Hastings wird über jeden unserer Schritte Bescheid wissen, als habe er uns über die Schulter gesehen. Und du weißt, was das heißt.« Marguerite konnte auf den einst so treuen Waringham warten, bissie alt und grau wurde. Er konnte nicht zu ihr. Somerset und alle anderen Lancastrianer, die

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