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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schiff ragte stolz zwischen den kleinen Schmuggler- und Fischerbootendes hinter gewaltigen Klippen versteckten Hafens auf, doch als die Mannschaft aus den armseligen Hütten zusammenströmte, freudestrahlend an Bord kam und die Segel setzte, sah die Red Rose wie eine Königin in Festtagsrobe aus. Julian kam es vor, als habe er nie zuvor einen Anblick von solcher Schönheit und Verheißung gesehen.
    »Verrat mir eins«, hatte er Jasper neiderfüllt aufgefordert. »Wie kommt ein enteigneter Rebell an solch ein prächtiges Schiff?«
    Jasper sah sich an Deck um, und seine Augen leuchteten voller Stolz. »Ich habe sie zufällig in Bristol liegen sehen«, antwortete er. »Unter anderem Namen allerdings. Sie gehörte deinem Cousin Warwick. Aber die Matrosen waren ausnahmslos Waliser. Ich hab ein wenig mit dem Kapitän geplaudert, und dann sind wir einfach davongesegelt.«
    »Du hast sie Warwick gestohlen ?«
    »Wenn du darauf bestehst, es so zu nennen.«
    Julian grinste. Das wurde immer besser. »Wenn du das nächste Mal ein Schiff nutzlos herumliegen siehst, gib mir Bescheid. Ich will auch eins.«
    »Da du noch im Besitz deiner Ländereien und Titel bist, nehme ich an, du kannst dir eines bauen lassen. Ein Schiff kostet weniger als eins deiner Schlachtrösser.«
    »Im Ernst? Dann werd ich es vielleicht tun.«
    »Meine Rede seit Jahren«, murmelte Lucas Durham.
    »Lucas meint, Englands Zukunft liege im Seehandel«, erklärte Julian und machte aus seiner Belustigung ob dieser skurrilen Idee keinen Hehl.
    »Wenn ein Durham es sagt, ist es vermutlich wahr«, erwiderte Jasper ohne besonderes Interesse. »Aber ganz gewiss wird sich Lancasters Wohl oder Wehe nicht zuletzt auf dem Meer entscheiden. Wir brauchen mehr Truppen und Waffen aus Frankreich. Darum brauchen wir mehr Schiffe.«
     
    Dieser Gedanke ging Julian nicht mehr aus dem Kopf. Er verbrachte viele Stunden am Bug der Karacke, wo es am heftigsten schaukelte, und blickte nach rechts – nach steuerbord, wie dieMatrosen ihn belehrten – aufs offene Meer hinaus, lauschte dem Wind und dem Knarren der Segel, roch die salzige Luft, spürte die Gischt wie einen kühlenden Schleier auf Gesicht und Händen und ließ sich willig von der See verzaubern.
    Als sie das offene Meer verließen, besserte sich Blanches jämmerlicher Zustand. Sie segelten ein Stück die Loire hinauf, dann die Vienne, und Julian bewunderte sowohl die geografischen Kenntnisse des Kapitäns wie auch dessen Augenmaß beim Steuern des Schiffs. So erreichten sie Chinon ohne Missgeschicke am Nachmittag eines heißen Sommertages. Julian, Jasper, Lucas und Blanche gingen von Bord – Letztere mit einiger Erleichterung –, und nachdem Jasper kurz mit den Wachen an der Anlegestelle gesprochen hatte, verständigte einer der Männer den Kastellan, einen französischen Edelmann, der sie höflich willkommen hieß.
    Sie folgten ihm in den gewaltigen Donjon, eine finstere, enge Treppe hinauf zu einer kleinen Halle.
    Königin Marguerite saß in einem prunkvollen Sessel ein Stück rechts des mannshohen, leeren Kamins. Die Hände auf die vergoldeten Armlehnen gelegt und mit hoch erhobenem Haupt sah sie den Ankömmlingen entgegen. Ihre Miene war unbewegt – unmöglich zu deuten.
    Neben Jasper sank Julian vor ihr auf ein Knie, aber er senkte den Blick nicht, sondern schaute sie unverwandt an.
    »Gentlemen. Lady Blanche«, grüßte sie, ohne zu lächeln. Ihr Blick ruhte auf Julian. Dann machte sie plötzlich große Augen, schlug die Hände zusammen und rief aus: »Mylord of Waringham! Ihr seid es. Ich hätte Euch beinah nicht erkannt ohne Euer Wappen. Es muss lange her sein, seit wir uns zuletzt gesehen haben.«
    Er nickte knapp. »Fünfzehn Monate, Majesté.«
    » Mon dieu! Wie doch die Zeit verfliegt. Und was mögt Ihr getrieben haben in all den Monaten? Außer die Schwester von Edwards vertrautem Chamberlain zu heiraten, meine ich natürlich. Ein Schritt, der Eurer Karriere am yorkistischen Hof gewiss förderlich sein wird, da bin ich zuversichtlich.«
    Jasper erhob sich unaufgefordert. »Das hat er nicht verdient, Marguerite …«
    »Halt den Mund«, fuhr Julian ihn ungewohnt scharf an und kam ebenfalls auf die Füße. »Ich brauche keine Fürsprache. Im Übrigen gibt es nichts, was du sagen könntest, das sie nicht längst weiß.« Er sah die Königin wieder an. »Ist es nicht so, Madame?«
    Marguerite antwortete nicht. Unverwandt schaute sie ihn an, mit halb geschlossenen Lidern, was sie im gleichen Maße hochmütig

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