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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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eröffnete: »Der König von Frankreich treibt ein doppeltes Spiel, Madame. Während er Euch leere Versprechungen macht, verhandelt er insgeheim mit dem Earl of Warwick über ein Bündnis zwischen der französischen Krone und dem Hause York.«
    Marguerite sah ihn an, als habe er ihr gerade verkündet, dass sie am nächsten Morgen auf den Scheiterhaufen gestellt werde. Für einen Moment stand blankes Entsetzen in ihren Augen. Dann fand sie die Fassung wieder und fragte scheinbar gelassen: »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Woher schon«, gab Jasper mit der so typischen Ungeduld zurück. »Ich habe Spione in Warwick ebenso wie in Westminster. Ein doppeltes Spiel treibt im Übrigen auch der Thronräuber Edward, denn er verhandelt gleichzeitig mit Burgund, währendWarwick in seinem Namen dem König von Frankreich immerwährende Freundschaft verspricht.«
    Blanche zeigte auf den Krug und fragte Marguerite: »Soll ich vielleicht, Majesté?«
    »Seid so gut«, bat die Königin abwesend.
    Lucas erhob sich hastig. »Erlaubt mir, Mylady …«
    Er schenkte ein, stellte den ersten der ebenfalls schlichten Becher vor Marguerite und schob Blanche den zweiten zu. Mit einem kleinen, mitfühlenden Lächeln.
    Sie nickte, nahm den Becher und leerte ihn in einem Zug.
    »Langsam«, mahnte Julian leise. »Du hast drei Tage nichts gegessen.«
    »Aber ich sterbe vor Durst«, zischte sie zurück.
    Spätestens jetzt hätte Marguerite nach Speisen schicken müssen, aber das tat sie nicht. Julian begann das Ausmaß ihrer finanziellen Nöte zu erahnen.
    »Nach Lage der Dinge solltet Ihr vielleicht erwägen, nach England zurückzukehren«, schlug er behutsam vor.
    »Um dort genau was zu tun?«, fragte die Königin verdrossen. »Ohne Geld und ohne Armee?«
    »Es gibt noch genügend Engländer, die bereit sind, für Lancaster zu kämpfen«, erwiderte er.
    »Ah ja? Wo wart Ihr dann das ganze letzte Jahr? Und denkt nicht, Ihr wäret der Einzige, der sich rar gemacht hat.«
    »Schluss jetzt«, knurrte Jasper. »Ihr wisst genau, warum er nicht kommen konnte und dass er mehr als sein Leben riskiert, indem er jetzt hier ist. Vielleicht wäre Eure Gefolgschaft in England zahlreicher, wenn Ihr Euch ein wenig dankbarer zeigen würdet, Madame.«
    Marguerite stand auf und donnerte die Faust auf den Tisch. »Ihr verfluchter, respektloser …«
    »Nein, Mutter, bitte nicht«, sagte eine helle Stimme von der Tür, die eher besonnen als ängstlich klang.
    Die vier Besucher erhoben sich, wandten sich um und verneigten sich vor dem Prince of Wales.
    Wie alle Lancaster war Edouard hochgewachsen, und erwirkte älter als seine neun Jahre. Gemessenen Schrittes trat er über die Schwelle. Er strahlte eine Selbstsicherheit aus, die beinah schon etwas von Autorität hatte und die so natürlich war, dass sie nur einer tiefen inneren Überzeugung entspringen konnte. Julian spürte, wie sein Herz leichter wurde. Dieser Knabe wirkte schon heute königlicher, als sein Vater es je vermocht hatte. Edouard hatte das Zeug, die Ehre seines Hauses wiederherzustellen.
    Dem Jungen folgte ein vielleicht vierzigjähriger Mann mit einem scharfkantigen, aber gut aussehenden Gesicht, lebhaften dunklen Augen und angegrauten dunklen Locken. Er legte Edouard eine Hand auf die Schulter und sah die Besucher mit einem fragenden, verhaltenen Lächeln an. Der Prinz drehte den Oberkörper ein wenig zur Seite, sodass die Hand von seiner Schulter rutschte. Man hätte meinen können, es sei eine zufällige Bewegung gewesen, aber das glaubte Julian nicht.
    »Lasst mich Euch miteinander bekannt machen«, sagte der Knabe. »Monseigneur: Mein Onkel, Jasper Tudor, der Earl of Pembroke …«
    »Leider nicht mehr, Edouard«, unterbrach Jasper.
    »Für mich schon«, fuhr der Prinz unbeirrt fort. »Der Earl of Waringham, der meine Mutter und mich nach der Schlacht von Northampton vor den Yorkisten gerettet hat, seine Schwester, Lady Blanche, und Sir Lucas Durham. Gentlemen, Mylady: Pierre de Brézé, Seneschall der Normandie.«
    Marguerite nickte anerkennend. »Sehr gut, Edouard.« Vorstellungen unter Adligen waren eine heikle Angelegenheit, und er hatte die richtige Reihenfolge gewählt.
    Julian verneigte sich höflich vor dem Franzosen. Er hatte nur eine ungefähre Vorstellung, was ein Seneschall war, aber er brauchte keine Erläuterungen, um zu erkennen, dass dieser de Brézé ein einflussreicher Mann sein musste.
    Der Seneschall der Normandie erwiderte ihren höflichen Gruß, trat dann zu Marguerite und

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