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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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erwartest du denn? Du bist meine Feindin. Eine yorkistische Spionin, die dem Thronräuber Edward von jedem meiner Schritte berichtet hätte, wenn ich es nicht verhindert hätte, und außerdem …«
    »Außerdem bin ich deine Frau, Mylord. Und ich liebe dich. Ich habe mich lange geweigert, mir das einzugestehen, aber es ist nun einmal passiert.«
    Fluchtartig stand Julian vom Bett auf, ging bis zum Fenster, lehnte sich mit dem Rücken an die kalte Mauer daneben und verschränkte die Arme. Er wollte so etwas nicht hören. Er wollte nicht, dass sie ihn liebte. Mit fünfzehn Jahren hatte er aufgehört, an diesen ganzen faulen Zauber zu glauben, und er wollte verdammt sein, wenn er sich jetzt als erwachsener Mann wieder davon verführen ließ, sich schwach und verwundbar machte. »Ich nehme an, das sagst du, um deinen Bastard zu schützen«, entgegnete er.
    »Ich sage es, weil es die Wahrheit ist«, gab sie achselzuckend zurück.
    »Dann werde ich dich davon kurieren. Hör zu, Janet: Dein Balg bleibt nicht einen Tag länger auf dieser Burg. Heute Nacht bringe ich ihn nach …« Im letzten Moment hielt er sich davon ab, ihr den Namen zu sagen. »In ein Kloster. Als Findelkind. Zur gleichen Zeit wird Lucas nach London reiten und einen toten, blonden männlichen Säugling besorgen. In London gibt es ja bekanntlich alles zu kaufen, und Lucas weiß, wo. Den Leichnam legen wir in die Wiege. Und morgen früh werden wir meinen angeblichen Sohn und Erben zu Grabe tragen. Hast du verstanden?« Er sah ihr ins Gesicht. »Dein Bastard wird Mönch. Nicht Lord Waringham.«
    Sie reagierte völlig anders, als er erwartet hatte. Sie blieb reglos auf dem Bett sitzen, die Finger locker im Schoß verschränkt und blickte ihn unverwandt an, und er sah Schmerz und Furcht in ihren Augen, aber nicht das blanke Entsetzen, mit dem er gerechnet hatte, und auch keinen Abscheu. Sie hatte gewusst, dass so etwas passieren würde, ging ihm auf. Sie hatte sich mit dem Gedanken vertraut gemacht und gelernt, ihn zu akzeptieren. Julian kam nicht umhin, sie für ihre Beherrschung und ihre Kraft zu bewundern.
    »Ist dieses Kloster weit von hier?«
    »Nein.«
    »Und wird er es dort gut haben? Warm? Genug zu essen?«
    »Es ist eines der reichsten Klöster Südenglands mit einer hervorragenden Schule. Er wird es gut haben, sei unbesorgt.« Julian würde das ›Findelkind‹ mit einer ausreichenden Menge Bargeld ausstatten und in so edles Tuch hüllen, dass die Mönche in St. Thomas zwangsläufig zu dem Schluss kommen mussten, es handele sich um einen Bastard von edelstem Geblüt, und entsprechend würden sie ihn behandeln.
    »Darf ich ihn wiedersehen?«, fragte sie, und ihre Stimme klang nicht mehr ganz so fest.
    Nein, wäre die kluge Antwort gewesen, aber Julian musste feststellen, dass er es nicht fertigbrachte, das zu sagen. Erschalt sich einen widerwärtigen Jammerlappen und antwortete: »Wenn du mir meinen Sohn und Erben geboren hast, können wir meinetwegen hin und wieder zum Hochamt hinreiten. Ich schätze, die Brüder werden eine Amme für ihn engagieren, aber auch sie wird die Messe besuchen. Mit ihrem Schützling.«
    Janet rang mit den Tränen, aber sie brachte ihre Gefühle rasch wieder unter Kontrolle. Das Kinn hörte auf zu beben. Der verräterische Glanz blieb in den Augen, doch das war alles. »Ich sehe ein, dass es nicht anders geht.« Es klang, als sage sie es vor allem, um sich selbst diese schlichte Tatsache ins Gedächtnis zu rufen. »Und ich bin dir dankbar, dass du so großzügige Vorkehrungen triffst.«
    Er nickte beklommen. »So wie ich dir dankbar bin, dass du mir Stürme und Tränen ersparst.«
    »Ich werde sie am Grab des armen, namenlosen toten Kindes vergießen«, sagte sie mit einem Lächeln, von dessen Traurigkeit Julian ganz elend wurde.
     
    Lucas Durham – der einzige Mensch in Waringham, der die Wahrheit über Janets Kind kannte – war ebenso wenig erbaut von dem Plan wie Julian selbst, doch er wäre im Traum nicht darauf gekommen, seinem Freund und Dienstherrn seine Hilfe zu verweigern. Beide verließen und betraten sie die Burg in dieser Nacht nicht durch das Haupttor, sondern über zwei Leitern, die sie im Schutz der Dunkelheit innen und außen an die Burgmauer gestellt hatten, hinter der Kapelle, sodass niemand es sah. Auf diese Art und Weise konnten die Torwachen keinen Verdacht schöpfen.
    Julians Weg nach St. Thomas war finster und wurde ihm lang. Es war empfindlich kühl, sodass er sich genötigt sah, das unschuldige,

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