Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
vertrautesten Rittern zusammen und schmiedete Ränke. »Es war ein verdammt ungünstiger Zeitpunkt, den Kämpfen im Norden den Rücken zu kehren«, grollte er.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Tristan. »Du hast uns noch nicht erzählt, was ihr den ganzen Winter über getrieben habt.«
»Wir sind mit de Brézé – das ist der Seneschall der Normandie, Marguerites neuer ›guter Freund‹ – in Schottland gelandet und haben Somerset und König Henry an Bord genommen. Wann war das, Lucas?«
»Oktober.«
Julian nickte. »Unser König war bestens aufgelegt und hat sich seiner Gemahlin in aller Höflichkeit vorgestellt«, fuhr Julian trocken fort.
Tristan schüttelte missfällig den Kopf über die spöttische Bemerkung, und Frederic wandte den Blick zur Decke.
»Wir sind nach Northumberland gesegelt und haben Alnwick eingenommen. Doch als wir hörten, dass Warwick mit großen Verbänden anrückte, ließ Marguerite nur eine kleine Garnison zurück und floh wieder einmal nach Schottland.« Ihn hatte sie auch zurückgelassen. Um ihm zu zeigen, dass er ihre Gunst verloren hatte, nahm er an. Weil er sich weigerte, seine Deckung aufzugeben und mit allen Männern, die er hatte, offen in den Kampf zurückzukehren, obwohl sie sich doch so bemüht hatte, einen Keil zwischen ihn und die Tudors zu treiben. »Beinah de Brézés gesamte Flotte fiel auf der Fahrt nach Schottland einem Sturm zum Opfer, viele Männer sind ertrunken. Marguerite rettete sich mit ihm, Henry und dem Prinzen nach Berwick. Bis Weihnachten hatten die Yorkisten uns Bamburgh,Alnwick und Dunstanburgh abgeknöpft, letzten Monat haben wir alle drei Burgen zurückgewonnen. Und so kann es noch jahrelang weitergehen, wenn ihr mich fragt, ohne dass sich je wirklich etwas bewegt. Schön, Edward hat keinen Rückhalt im Norden, und die schottische Grenze ist ein Einfallstor für seine Feinde. Aber was nützt uns das, solange seine Feinde uns bestenfalls wankelmütige Freunde sind, wir also keine schlagkräftige Armee aufstellen können, um ihn aus Westminster zu jagen?« Er breitete ungeduldig die Arme aus.
»Es ist eine festgefahrene, unbefriedigende Lage«, stimmte Lucas zu. »Aber vielleicht kann Somerset das ändern.«
Julian verspürte ein flaues Gefühl in der Magengegend. Tristan und Frederic sahen verständnislos von Lucas zu ihm, und er berichtete unbehaglich: »Somerset wird sich zum Schein mit Edward aussöhnen und sich um sein Vertrauen bemühen.« Und der junge König würde dem mächtigen Lancaster-Lord bereitwillig vergeben, was geschehen war, und ihn freudestrahlend in seinen Kronrat berufen, da war Julian sicher. Edward war vertrauensselig und jederzeit zur Aussöhnung mit seinen Feinden bereit. Das war eine seiner sympathischsten Eigenschaften. Und Julian fühlte sich miserabel bei der Vorstellung, dass sie seine Gutartigkeit ausnutzen würden.
»Jetzt sei nicht so zimperlich, Waringham«, schalt Tristan. »Du hast gerade selbst gesagt, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann.«
»Schon, aber …«
»Dein Gewissen in allen Ehren, aber du solltest nicht vergessen, dass die Yorkisten mit genau den gleichen Mitteln kämpfen. Dass sie nicht einmal davor zurückschrecken, deine Frau als Spionin zu missbrauchen.«
»Woher weißt du das?«, fragte Julian erschrocken.
Tristan zuckte die Schultern. »Sie hat es Kate anvertraut, Kate Frederic, Frederic mir.«
»Es geht doch wirklich nichts über verschwiegene Freunde«, knurrte Julian. Und er war verwundert, als er sich hinzufügen hörte: »Es war nicht Janets Schuld. Ihr Bruder …«
»Du brauchst uns nichts zu erklären«, unterbrach der Ritter. »Jeder hier im Raum hat mehr Verständnis für die Notlage deiner Gemahlin und ihren Konflikt als du.«
»Ah ja? Vielen Dank«, gab Julian verdrossen zurück. »Vielleicht liegt es daran, dass keiner hier im Raum außer mir gegen seinen Willen mit ihr verheiratet wurde.«
Frederic kritzelte und reichte Julian die Tafel. » Wenn du klug bist, nimmst du sie mit zum Parlament und schlägst die Yorkisten mit ihren eigenen Waffen. Es ist unschwer zu erkennen, dass deine Frau für dich durchs Feuer gehen würde. Sie wird ihrem Bruder sagen, was immer du ihr aufträgst «, las Julian murmelnd vor. »Hm. Ich wünschte, ich hätte deinen Optimismus, Frederic. Aber so hinreißend sie auch sein mag, ich trau ihr nicht weiter, als ich ein Schlachtross werfen könnte. Ich kann einfach nicht.«
Außerdem wollte er nicht, dass sie auch nur in Edwards Nähe kam.
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