Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Beleidigung, jede kühle Zurückweisung der letzten zwölf Monate, für die schiere Existenz ihres Kindes und für alles, was Yorkisten und Lancastrianer einander angetan hatten. Und sie besiegelten einen Bund. Als Julian sich mit einem halb unterdrückten Schrei entlud, war ihm vage bewusst, dass ihn noch nie eine Frau so gewollt hatte, dass ihm keine Frau zuvor so nahe gewesen war und so viel von sich gegeben hatte.
Endlich ließ sie seinen rechten Arm los, und er schob ihn unter sie, legte die Hand auf ihr herrlich weiches Gesäß, um sie für die letzten Augenblicke noch ein wenig näher zu ziehen, und sie warf den Kopf herum, presste die Lippen auf seinen Mund und küsste ihn. Immer noch gierig saugte sie sich daran fest, umkreiste seine Zunge mit der ihren, die ihm kühl und klein erschien, und er fand, sie schmeckte süß, vermischt mit einem winzigen Hauch Bitterkeit, ungefähr wie Karamell.
Allmählich beruhigte sich ihr Atem. Julian löste sich langsam von ihr, zögerlich, streckte sich auf dem Rücken aus und stopfte sich ein Kissen in den Nacken. Blinzelnd starrte er in den grünen Baldachin hinauf und fragte sich, was zum Henker das zu bedeuten hatte.
Beinah schreckte er zusammen, als Janet näher rückte. Ihre Hand schob sich unter seine Schecke, schlängelte sich unter das Wams und glitt zu seiner Brust hinauf, wo sie innehielt.
»Wie dein Herz hämmert«, murmelte Janet.
Das ist weiß Gott kein Wunder, dachte Julian und sagtenichts. Nach einer Weile sammelte er seinen Mut und drehte den Kopf auf dem Kissen. Ernst schauten sie einander an, ratlos und eine Spur verlegen.
»Dein Arm blutet«, sagte sie schließlich leise. Ihre Stimme erinnerte ihn an das Schnurren einer Katze: kehlig, tief und zufrieden.
Er fühlte die Nässe den schmuddligen Verband und den Ärmel durchsickern, aber er schaute nicht hin. Er verspürte ein eigentümliches Bedürfnis, in diesen meergrauen Augen zu versinken. »Dann hast du ja, was du wolltest«, bemerkte er.
»Wie ist es passiert?«, fragte sie.
Julian zog eine Braue in die Höhe. »Spionage hinter Bettvorhängen?«
Sie zuckte fast unmerklich zusammen. Einen Moment sah sie ihm noch in die Augen, und er erkannte, dass er sie gekränkt hatte. Dann rückte sie ein Stück von ihm ab und legte sich ebenfalls auf den Rücken. »Glaubst du das wirklich?«, fragte sie.
Er dachte darüber nach und sagte dann wahrheitsgemäß: »Nein.«
»Wie wäre es dann, wenn du dich entschuldigst«, regte sie ohne besonderen Nachdruck an.
Julian setzte sich auf und schnürte seine Hose zu. » Du legst mir ein Kuckucksei ins Nest, und ich soll mich bei dir für ein unbedachtes Wort entschuldigen?«, fragte er ungläubig. »Ich denke nicht, Madam.«
Sie richtete sich ebenfalls auf, griff nach einem Laken und wickelte es um sich. Offenbar war es ihr mit einem Mal ein ebensolches Bedürfnis wie ihm, ihre Blöße zu bedecken. »Du tust so, als hätte ich es mit Absicht getan. Aber weder wollte ich des Königs Bastard, noch wollte ich dich hintergehen.«
»Nein, ich weiß«, antwortete er seufzend. »Aber das ändert nichts an der Vertracktheit der Lage. Im Übrigen wäre ich dankbar, wenn du Edward in meinem Haus nicht König nennen würdest. Wenigstens in meinem Bett nicht.« Er konnte ein süffisantes Grinsen nicht ganz unterdrücken.
Janet wandte den Blick ab, und eine dicke, weizenblondeHaarsträhne legte sich wie ein Seidenband auf ihre entblößte Schulter.
»Wirst du das Kind leben lassen?«, fragte sie leise.
»Was?«, fuhr er erschrocken auf. »Natürlich werde ich es leben lassen. Entschuldige mal, hältst du mich für ein Ungeheuer?«
Langsam drehte sie den Kopf und sah ihn wieder an. Es war ein langer, forschender Blick, und schließlich erwiderte sie: »Ich weiß überhaupt nicht, wofür ich dich halten soll, Julian. Seit deine Schwester sich meiner angenommen und mir einen Zugang zu den Menschen hier ermöglicht hat, ist mir klar geworden, wie sehr sie alle dich lieben. Egal ob Bauer oder Ritter.« Er wandte verlegen den Blick ab, doch sie fuhr unbeirrt fort. »Sogar Roland, auch wenn er versucht, sein bestgehütetes Geheimnis daraus zu machen. Und es hat mich stolz gemacht, mit welcher Achtung und Zuneigung alle hier von dir sprechen. Aber zu mir warst du nie anders als abweisend und zornig. Als du gedroht hast, mich zu töten, hatte ich keinen Grund zu zweifeln, dass es dir ernst damit war.«
»Es war mir verdammt ernst damit«, erwiderte er hitzig. »Was
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