Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
Lords gestritten. Aus ihrer Meinungsverschiedenheit in der Frage, ob Edward eine französische oder burgundische Prinzessin heiraten soll, scheint eine handfeste Feindschaft zu werden. Warwick ist eifersüchtig auf Herberts Nähe zu ihrem König. Herbert misstraut Somersets Friedensabsichten – vermutlich, weil er die Ländereien im Südwesten verliert, wenn der Thronräuber dem Duke of Somerset sein Eigentum zurückgibt –, und natürlich ist Warwick geneigt, sich mit Somerset zu versöhnen, weil er weiß, dass es Herbert schaden würde. Seht zu, was ihr daraus macht.
Im Winter waren wir ein paar Wochen an einem sicherenOrt, den ich hier nicht nennen will. Dort habe ich am Namensfest des heiligen Antonius eine Tochter bekommen. Wir haben
sie im Andenken an Jaspers Mutter Caitlin getauft. Jetzt sind
wir wieder dort, wo Jasper sich am wohlsten fühlt: ganz in der Nähe seines Todfeindes. Leb wohl und Gott schütze euch alle.
Sie waren also nach Pembrokeshire zurückgekehrt, schloss
Julian seufzend. Er war nicht wirklich überrascht.
»Wann ist das gekommen?«, fragte er Anabelle.
»Gründonnerstag. Der junge walisische Gentleman mit den
feuerroten Haaren hat es gebracht.«
»Nur gut, dass ich nicht hier war«, entfuhr es Julian.
»Ja, mir war schon aufgefallen, dass er nicht Euer bester
Freund ist, Mylord«, entgegnete sie mit einem spitzbübischen
Lächeln.
Julian grinste verstohlen, dann küsste er sie auf die Wange. »Danke, Anabelle.« Er hielt den Brief hoch. »Sollte das Haus
Lancaster je wieder zu seinem Recht kommen, werde ich dafür
sorgen, dass deine Königstreue belohnt wird. Einstweilen müssen wir auf den Lohn im Jenseits hoffen.«
Sie hob gleichmütig die Schultern. »Ist recht, Mylord. Ich
glaube, es schadet nicht, wenn ich dort etwas guthab …«
Lachend wandte er sich zur Tür. »Sobald ich etwas zu berichten habe, gebe ich dir einen Brief. Und du weißt ja …«
»Sollten hier Yorkisten ans Tor klopfen, muss ich als Erstes
die Briefe in den Graupen verbrennen, ja, Mylord. Ihr habt mir
das ungefähr hundert Mal gesagt.«
»Na, na«, machte er. »So oft nun auch wieder nicht.«
Es war seine Idee gewesen, sein Haus in Farringdon zur
Hinterlegung von Nachrichten zu benutzen und Anabelle zu
dem Zweck zur Komplizin zu machen. Sie war sofort Feuer und
Flamme gewesen, und die Neuigkeiten, die er und Blanche −
mit anderen Worten die Lancastrianer in England und in Wales − sich auf diesem Weg zukommen ließen, hatten sich schon
manches Mal als nützlich erwiesen. Aber es war gefährlich,
und er wollte lieber nicht wissen, was William Hastings mit Anabelle täte, wenn sie je erwischt würde.
»Kein Wort von diesen Briefen zu meiner Frau, hörst du.«
Anabelle runzelte die Stirn. »Ach nein?«
Julian zuckte unbehaglich die Schultern. »Nur zur Sicherheit. Vermutlich können wir ihr trauen, aber …«
»Wir wollen nicht unsere Köpfe darauf verwetten?«
»So ist es.«
»Abgemacht.«
Das Parlament begann am neunundzwanzigsten April, und wenngleich es bis in die zweite Maiwoche hinein fast ohne Unterlass regnete, war die Atmosphäre in Westminster doch unerwartet sonnig. Der öffentliche Lehnseid, den Henry Beaufort, der Duke of Somerset, König Edward leistete, versetzte den König und viele Yorkisten in Euphorie.
Edward hob den mächtigsten aller Lancastrianer auf, schloss ihn innig in die Arme und sagte: »Welch ein Freudentag, Mylord. Euer Vater und der meine waren Todfeinde. Wir besiegeln heute das Ende dieses unseligen Risses, der das ganze Land entzweit hat. Wir wollen vergeben und vergessen, was geschehen ist, und fortan wie Brüder sein.«
Somerset neigte das Haupt, als drohe die Rührung ihn zu übermannen. »Eure Güte beschämt mich, mein König«, sagte er. »Mit Freuden nehme ich dieses großmütige Angebot Eurer Freundschaft an.«
Oh, Cousin Somerset, dachte Julian beklommen. Ich hätte nie gedacht, dass du so überzeugend lügen kannst. Er wusste, Somerset tat es für Lancaster, aber ein schaler Beigeschmack blieb trotzdem, und sicher fand niemand ihn bitterer als Somerset selbst.
Edward wandte sich an die Versammlung. »So wisset, Mylords, dass Henry Duke of Somerset alle Taten gegen Uns und Unseren Thron vergeben sind. Und zum Zeichen Unserer aufrichtigen Liebe und Unseres Vertrauens in ihn heben Wir seine Enteignung auf und geben ihm alles zurück, was bis vor zwei Jahren sein Eigentum war.«
Julian schaute zu Black Will Herbert hinüber. Der
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