Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
redeten sie.
»Er ist so ein unfassbarer Tor, Julian. Wenn Warwick nicht ab und zu dazwischenführe, würde Edward mir jedes seiner Geheimnisse anvertrauen. Jedes. Er traut mir … vollkommen. Er ist arglos wie ein Lamm.«
»Das ist er.«
»Ich habe mich in meinem ganzen Leben noch nicht so erbärmlich gefühlt.« Es war nur ein Flüstern, aber das machte es nicht weniger verzweifelt.
»Ich weiß, Somerset. Es ist schwer, ihn nicht zu schätzen, und es fühlt sich falsch an, ihn zu hintergehen. Unehrenhaft. Aber du tust trotzdem das Richtige. Denn es war auch unehrenhaft, Henry vom Thron zu stoßen. Euch alle zu enteignen. Den kleinen Richmond ausgerechnet einem Bastard wie Black Will Herbert als Geisel zu geben. Edward of March ist nicht so herzensgut, wie man meint, und er hat das Recht als Erster gebrochen.«
Somerset nickte. »Ich weiß das alles. Aber …« Er seufzte verstohlen und hob die Schultern. »Na ja. Ich glaube, wenn diese Maskerade mich das Leben kostet – und das wird sie vermutlich –, dann hab ich nichts Besseres verdient.«
»Sag so was nicht …«
»Er will, dass ich für ihn nach Burgund reise«, fiel Somerset ihm ins Wort. »Zusammen mit Black Will Herbert. Derweil soll Warwick mit dem König von Frankreich verhandeln. Er will mit beiden ein Abkommen schließen, und mit Schottland auch.«
»Ehrgeizige Pläne«, bemerkte Julian trocken. »Manchmal zeigt sich, was für ein Kindskopf er noch ist.«
»Sei nicht so sicher. Er ist ein trickreicher Diplomat. Und Louis von Frankreich hat Warwick seine Schwägerin Bona von Savoyen als Gemahlin für Edward angeboten. Das ist es, was Edward so gefährlich macht: Er ist der begehrteste Junggeselle in der ganzen Christenheit. Sag Marguerite, es werde höchste Zeit, dass sie ihr Söhnchen verlobt.«
Julian nickte.
»Wann gehst du zurück?«, wollte Somerset wissen.
»Sobald dieses Parlament vorbei ist.«
»Ist das nicht viel zu riskant? Ich weiß, womit er dich erpresst.«
»Meine Gemahlin deckt mich. Mein … Doppelleben.«
Somerset warf ihm einen verwunderten Seitenblick zu. »Die yorkistische Schönheit, die sich beim Tanz so angeregt mit unserem Vetter Warwick unterhält? Bist du sicher?«
»Ich kann mich auf sie verlassen«, erwiderte Julian mit mehr Überzeugung, als er empfand. Er war Somersets Blick gefolgt, und es gefiel ihm nicht sonderlich, wie Janet lächelte, wenn Warwick ihr etwas zuraunte.
»Gebe Gott, dass du dich nicht täuschst«, murmelte Somerset. »Wär jammerschade um den kleinen Richmond. Und was soll ich dir sagen, Julian, da kommt dessen Mutter. Die heilige Megan mit ihrem trotteligen Gemahl Hal Stafford.«
Julian war verwundert über die Bissigkeit, aber ehe er sich nach dem Grund dafür erkundigen konnte, trat das Paar schon zu ihnen.
Er erhob sich lächelnd. »Megan.« Er freute sich, sie zu sehen. Ganz gleich, was sie getan hatte, ganz gleich, dass er ihre Entscheidung weder begreifen noch billigen konnte – an seiner Zuneigung für Megan Beaufort hatte sich nichts geändert. Nur das eigentümliche Flattern in der Kehle, das ihre Nähe früher gelegentlich ausgelöst hatte, spürte er nicht mehr. Es geschehen noch Zeichen und Wunder, dachte er flüchtig: Julian of Waringham wird klüger.
Er begrüßte auch Hal, und Somerset folgte seinem Beispiel, eine Spur kühler vielleicht.
Sie nahmen wieder Platz, und ohne dass sie ihn darum bitten musste, berichtete Julian Megan das Wenige, was er über ihren Sohn wusste. »Ich schätze, es geht ihm gut«, schloss er mit einem etwas unbehaglichen Blick in Herberts Richtung. »Der neue Earl of Pembroke lässt deinen Sohn zusammen mit den seinen erziehen. Das klingt angemessen, denke ich.«
»Aber als Megan ihn gebeten hat, ihr von dem Jungen zu erzählen, hat er sie mit ein paar knappen Worten abgefertigt«, sagte Hal leise, unverkennbar wütend.
Julian hob kurz die Schultern. »Er ist nicht gerade das, was ich einen Sonnenschein nennen würde.«
Und Somerset fügte hinzu, was Julian dachte: »Das hätte dir vorher jeder sagen können, Megan, aber du wolltest ja auf niemanden hören.«
Sie senkte den Kopf und nickte. »Danke, dass du mich an meinen Irrtum erinnerst, Cousin, und mich Demut lehrst«, entgegnete sie.
Julian sah sie verblüfft an. Er hatte noch nie gehört, dass Megan dergleichen mit Hohn sagte.
»Meinem Neffen ergeht es auch nicht besser«, sagte Hal und berichtete ihnen vom kleinen Duke of Buckingham, dem Sohn seines verstorbenen Bruders, der
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