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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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ebenso an einen von Edwards Getreuen als Pfand überreicht worden war wie Richmond.
    Auf der Tanzfläche jenseits der Tafeln war irgendetwas vorgefallen. Die eleganten Paare verharrten plötzlich, gerieten aus dem Takt, die Instrumente der Spielleute verstummten, und eine bunte Traube aus fein gekleideten Edelleuten bildete sich um einen Punkt links der Mitte. Mit mäßiger Neugierde schauten sie hinüber, und als Julian feststellte, dass er seine Frau nicht mehr sehen konnte, erhob er sich langsam. »Entschuldigt mich einen Moment …«
    Er trat auf die dicht gedrängte Gruppe zu und zwängte sich fast rüde nach vorn.
    Janet lag reglos auf den kalten Steinfliesen. Warwick kniete an ihrer linken Seite, eine Dame, die Julian nicht kannte, an ihrer rechten.
    Unsanft stieß Julian seinen Cousin beiseite. »Finger weg. Was ist passiert?«
    Warwick machte ihm willig Platz. Julian beugte sich über Janet und ergriff ihre Hand. Die Finger waren eisig kalt, das Gesicht von unnatürlicher Blässe.
    »Sie ist plötzlich ohnmächtig geworden«, sagte Warwick undlegte Julian die Hand auf die Schulter. »Ich bin sicher, es hat nichts zu bedeuten. Das reichliche Essen, der Tanz, die engen Kleider …«
    Behutsam richtete Julian Janets Oberkörper auf und hob sie hoch. Ihre Lider flackerten, aber sie wachte nicht auf. »Sag deinem König heißen Dank für das unvergessliche Fest«, trug er Warwick auf. »Ich bringe meine Frau nach Hause.«
    Sie machten ihm Platz. Julian eilte zur nächsten Tür und verließ die hell erleuchtete Halle.
     
    Es war noch nicht völlig dunkel, stellte er fest, als er ins Freie trat. Immer noch zogen graue Wolken über den Himmel, aber es hatte aufgehört zu regnen, und die Luft war so klar und rein wie frisch gewaschen. Sicher tat sie Janet gut. Unweit der Stallungen ließ er seine Frau ins Gras gleiten, hockte sich neben sie, rieb ihr abwechselnd die Hände und wartete. Als er gerade anfing, sich ernsthaft zu sorgen, wachte sie auf. Mit einem Ruck schreckte sie hoch und sah sich verwirrt um. »Was ist passiert …«
    »Schsch. Sachte.« Er drückte sie zurück ins feuchte Gras. Zu kalt, dachte er flüchtig. Sie muss schnellstmöglich nach Hause. »Du bist ohnmächtig geworden.«
    »Oh …« Es klang dünn und desorientiert, aber ein wenig Farbe war auf ihre Wangen zurückgekehrt.
    Roland, der sie nach Westminster begleitet hatte, kam aus dem vorderen Stallgebäude herbeigelaufen. »Mylord? Ist etwas passiert?«, fragte er erschrocken.
    Julian schüttelte den Kopf. »Kein Grund zur Beunruhigung. Lady Janet hatte einen Schwächeanfall. Lauf in die Halle und hol unsere Mäntel. Die Halle ist voller Yorkisten, also nimm dich zusammen und geh niemandem an die Kehle.«
    Roland grinste. »Nein, Mylord.«
    »Beeil dich.«
    Der junge Mann stob davon.
    Janet setzte sich auf, und Julian nahm ihren Arm, um sie zu stützen. »Fühlst du dich krank?«, fragte er.
    »Nein. Ein bisschen schwindelig, das ist alles.« Lächelnd schaute sie zu ihm auf. »So besorgt, mein Gemahl?«
    Er ließ sie los, stand auf und kreuzte die Arme vor der Brust. »Ich konnte dich schlecht dort liegen lassen, oder?«, gab er unwirsch zurück. »Wie hätte das ausgesehen?«
    Sie nickte, streckte ihm die Hand entgegen, und er zog sie auf die Füße. Ihre Rechte war nicht mehr so eisig, aber sie kam ihm klein wie eine Kinderhand vor, und er behielt sie in seiner, legte sie auf seine Brust und zog seine Frau mit dem freien Arm an sich, um sie zu wärmen. Welch ein seltsames Paar sie waren, ging Julian auf. Körperlich vollkommen vertraut miteinander. Kein Detail dieser Hand war ihm unbekannt; die kleinen Halbmonde der Nagelbetten, die runden Fingerknöchel, die blassen Sommersprossen auf dem Handrücken. Und den Leib, den er an sich drückte, kannte er besser als seinen eigenen. Aber außerhalb der Bettvorhänge waren sie immer noch Fremde, umschlichen einander misstrauisch und vorsichtig wie streunende Katzen, traten in voller Rüstung gegeneinander an, ohne je das Visier zu öffnen.
    »Ich bin dankbar für den guten Grund zu verschwinden«, bekannte er. »Also wenn dir wirklich nichts fehlt und es nichts zu bedeuten hat, war es nicht das schlechteste Ende, das dieses Bankett nehmen konnte.«
    »Mir fehlt nichts«, versicherte sie. »Dass es nichts zu bedeuten hat, glaube ich hingegen nicht. Als es das letzte Mal passiert ist, war ich schwanger.« Sie lächelte, aber sie sah ihm nicht in die Augen dabei.
    Julian schwieg. Es war das, was er

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