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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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gehofft hatte. Für sie, aber ebenso für sich selbst. Er wollte unbedingt einen Sohn. Immerhin war er der letzte männliche Waringham, und in wenigen Wochen würde er an die Front zurückkehren. Er lebte gefährlich, und es war seine Pflicht ebenso wie sein Wunsch, einen Erben zu haben. Trotzdem – jetzt, da es vielleicht so weit war, machte die Vorstellung ihn beklommen.
    »Nun, das wäre alles andere als ein Wunder«, bemerkte er schließlich und bemühte sich, sein Unbehagen hinter einemmokanten Lächeln zu verbergen. »Und wenn es so ist und du einen Sohn bekommst, könnte ich wohl einigermaßen sicher sein, dass du nicht doch noch umfällst und mich an die Yorkisten auslieferst, denn sie würden ihn als Sohn eines Verräters enteignen. Das ist eine echte Beruhigung.«
    »Vielleicht wird es ja eine Tochter«, gab sie liebenswürdig zu bedenken. Sie konnte lächeln wie ein Kobold.
    »Vielleicht auch von jedem eines«, schlug er vor.
    Ihr Gesicht wurde schlagartig finster. »Bloß nicht.«

Pembroke, August 1463
    »Nichts will uns
mehr gelingen«, las Blanche vor. » Im Juli hat der junge König von Schottland eine ansehnliche Armee über die Grenze geführt, die die Yorkisten in Norham Castle belagerte. Marguerite war so zuversichtlich, dass das Blatt sich nun wenden werde, dass sie gar König Henry mit nach England gebracht hatte. Aber wir sind wieder gescheitert. Die Schotten sind tapfere Soldaten, doch viele haben ihre Tapferkeit mit dem Leben bezahlt. Die Yorkisten sind einfach zu zahlreich und zu gut ausgerüstet. Es ist wie verhext. Wenn ich dir die Wahrheit sagen soll: Ich fange an, mich zu fragen, ob Gott dem jungen Edward auf Englands Thron vielleicht den Vorzug gibt, dem alles in den Schoß fällt, während uns alles unter den Händen zerrinnt. Und ich bin nicht der Einzige, der sich diese Frage stellt. «
    Blanche ließ Julians Brief in den Schoß sinken und sah auf. »Das klingt nicht gut.«
    »Es klingt, als sei dein Bruder im Begriff, seine seit jeher zweifelhafte Lancastertreue in den Wind zu schreiben«, entgegnete Jasper bitter.
    Sie runzelte die Stirn. »Es ist himmelschreiend ungerecht, das zu sagen. Er riskiert sein Leben für Marguerite und deinen Bruder, genau wie du!«
    Er hob begütigend die Hand und betrachtete sie mit einer Miene, die Belustigung ebenso wie Spott ausdrückte. Es amüsierte ihn immer, mit welchem Feuereifer Blanche die Ihren in Schutz nahm. »Lies weiter«, schlug er vor. »Dann werden wir ja sehen, wer von uns Recht hat.«
    Blanche senkte den Blick und suchte die Zeile. Es war ein heißer Spätsommertag mit einem vergissmeinnichtblauen Himmel, und sie saßen keine zehn Schritte von der Brandung entfernt im Schatten eines der schroffen Felsen, hinter welchen sich der kleine Schmugglerhafen unweit von Pembroke verbarg. Sie wohnten seit zwei Monaten in einer der bescheidenen Hütten des Dörfchens. Eine lange Zeit für ihre Verhältnisse.
    Neben ihnen lag die kleine Caitlin auf einer Decke und schlummerte. Owen rannte über den felsigen Strand und scheuchte die Möwen auf.
    »Der schottische Feldzug wurde ein Fiasko«, hatte Julian geschrieben. »Marguerite ist mit Edouard zurück nach Frankreich geflohen, aber inzwischen wissen wir wohl alle, dass von ihrem Cousin König Louis keine Hilfe zu erwarten ist. Sie hat auch nicht gesagt, wann sie zurückzukehren gedenkt. Selbst die unerschrockene Marguerite d’Anjou hat alle Hoffnung verloren, fürchte ich. Um ihr Mütchen an mir zu kühlen, hat die Königin mir die ehrenvolle Aufgabe übertragen, ihren Gemahl sicher zurück nach Schottland zu geleiten. Ich habe ihn in die Obhut der schottischen Königinmutter gegeben. Der König war im Geiste klarer, als ich ihn lange gesehen habe, aber gerade deswegen ist er natürlich niedergeschlagen und mutlos, und ich fürchte, er ist bei keiner sehr guten Gesundheit.«
    Jasper wandte den Kopf ab und fuhr sich mit der Linken durch die Haare. Er ließ die Hand dort, sodass sein Unterarm den Großteil seines Gesichts bedeckte.
    Blanche fuhr fort: »Die Treue zu König Henry und zu Prinz Edouard ist im Norden ungebrochen. Aber ohne mehr Truppen und mehr Geld werden wir nichts Entscheidendes ausrichten können. Von Schottland bin ich nach Alnwick zurückgekehrt, welches wir mit Mühe halten, und dort traf ich unseren CousinSomerset. Das ist die nächste schlechte Nachricht: Er hat sich mit Edward überworfen und seine wertvolle Position als unser Auge und Ohr am yorkistischen Hof aufgegeben

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