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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Und zwar gründlich. Und nun musst du mich entschuldigen.«
    » Sie hat dich eingewickelt«, stieß Warwick angewidert hervor. »Nicht wahr? So ist es doch. Marguerite, dieses durchtriebene Luder, hat dir ein Lächeln geschenkt, und schon frisst du ihr aus der Hand. Ich hoffe, sie hat dich für deinen Treueschwur angemessen entlohnt. Es heißt ja, sie sei eine heißblütige Bettgenossin …«
    Julian verschränkte die Arme und betrachtete seinen einstigen Dienstherrn mit Unverständnis. »Das ist ziemlich schäbig. Ich wusste ehrlich nicht, dass du so sein kannst.« Er war eher verwundert als enttäuscht.
    Warwick machte eine ungeduldige Geste. »Sie ist ein Miststück, Julian, glaub mir. Hör nicht auf sie. Geh ihr nicht auf den Leim.« Der Blick, mit dem er seinen jungen Cousin betrachtete, war scharf, durchdringend, aber er hatte auch etwas Flehendes.
    Es wird hell, stellte Julian fest, als ihm bewusst wurde, wie genau er Warwicks Züge erkennen konnte. »Sei unbesorgt«, sagte er. »Sie ist sehr schön. Und sie ist … kühn, glaube ich. Das gefällt mir. Aber ich bin nicht in die Königin verliebt, falls du das annimmst, weil ich mich niemals verliebe, und ich gehe ihr ganz gewiss nicht auf den Leim. Zufrieden?«
    Warwick lächelte humorlos. »Hat sie dir die besorgte Prinzenmutter vorgespielt? He? Ich hoffe, du glaubst nicht im Ernst, dass Henry der Vater von dem Balg ist, oder?«
    »Doch, ehrlich gesagt. Zumindest war ich noch nicht auf die Idee gekommen, daran zu zweifeln.«
    »Dann solltest du vielleicht auch darüber nachdenken.«
    Julian nickte und saß auf. »Leb wohl, Richard.«
     
     
     
     

Waringham, Juni 1455
    Ein letzter Rest blauen Abendlichts verlieh den Bäumenauf dem Dorfplatz und den Häusern von Waringham weiche Konturen, sodass sie ein wenig unwirklich erschienen. Julian hielt sein Pferd an und sah zur neuen Dorfkirche hinüber. Das alte Gotteshaus war vor fünf Jahren abgebrannt, während der Revolte, als sich viele anständige Männer, aber auch viel Gesindel aus ganz Südengland erhoben, hinter einem Kriegsveteran namens Jack Cade zusammengeschart hatten und bewaffnet nach London gezogen waren, um den König zu zwingen, der Misswirtschaft ein Ende zu machen, die korrupten Hofbeamten zu entlassen und zu bestrafen. Fremde waren durch Waringham gekommen, und auch einige Männer aus dem Dorf hatten sich den Rebellen angeschlossen. Sie hatten sich in der Kirche getroffen, um ihr weiteres Vorgehen zu beraten, und als es dunkel wurde, war der Earl of Waringham – Julians Cousin Robert – mit seinen Männern zur Kirche hinuntergeritten und hatte sie angezündet. Alle, die ins Freie flohen, hatten sie an die umliegenden Bäume gehängt und unter ihren Füßen Feuer entzündet. Keiner der Rebellen, weder Fremde noch Dorfbewohner, war mit dem Leben davongekommen. Als das anschwellende Rebellenheer nach London gezogen war, hatte der König das Weite gesucht und sich in Kenilworth in den Midlands verkrochen. Doch als Julians Vater von den Vorfällen in Waringham gehört hatte, war er nach Hause gekommen, hatte Blanche nach Bletsoe zu Megan gebracht und Julian als Knappen zum Earl of Warwick geschickt, damit sie nicht länger Zeugen der Schreckensherrschaft ihres teuflischen Cousins sein mussten, und er hatte während dieses kurzen Besuchs kein Wort mit Robert gesprochen.
    Aber Julian würde die Nacht, da die alte Kirche abgebrannt war, wohl niemals vergessen, und wenn er hundert Jahre alt werden sollte. Denn Robert hatte ihn mitgenommen. »Heute Nacht machen wir einen Kerl aus dir, Julie«, hatte er gesagt und den dreizehnjährigen Knaben mit zum Pferdestall gezerrt. Julian hatte sich gesträubt und gewehrt, so gut er konnte. Nicht weil er ahnte, was passieren würde, sondern weil er es hasste, von seinem Cousin herumkommandiert zu werden. Aber Robert hatte ihm angedroht, ihn an einem Seil hinter sich herzuschleifen, wenn er nicht freiwillig mitkam. Also war Julian mitgeritten, hatte alles gehört und alles gesehen. Die entsetzlichen Schreie. Die lebenden Fackeln, die aus der lichterloh brennenden Kirche taumelten. Die zuckenden, verkohlten Füße der Gehenkten. Und als alles vorüber war, hatte König Henry Robert of Waringham ein kostbares Silberreliquiar und einen Dankesbrief für sein königstreues Handeln geschickt …
    Julian betrachtete den Dorfanger, der Schauplatz dieses grausigen Spektakels gewesen war, ohne sich schaudernd abzuwenden. Dazu gab es keinen Grund. Die neue Kirche war ein

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