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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Kost.
    »Wie geht es Blanche und der jungen Megan?«, fragte seine Mutter, als sein ärgster Hunger gestillt war.
    »Prächtig.« Julian war erleichtert, dass sie nicht mehr von seinem Vater sprach. »Megan wird Edmund Tudor heiraten, stell dir das vor.«
    Sie zog eine Braue in die Höhe. »Tatsächlich? Ich könnte mir vorstellen, ihre Mutter wird nicht begeistert sein.«
    »Megan war so klug, gleich den König zu fragen. Ich habe keine Ahnung, wie sie ihn überredet hat, aber er hat eingewilligt. Blanche weiß irgendwas darüber, glaube ich, aber …« Er breitete kurz die Arme aus. »Sie ist ungewöhnlich zugeknöpft und übt sich neuerdings in Diskretion.«
    Lady Juliana lächelte mokant. »Mach dir keine Sorgen, mein Sohn. Das wird nicht lange anhalten. Edmund Tudor und Megan Beaufort, sieh an, sieh an.« Zum ersten Mal kam wieder Leben in ihre Augen. »Nun, ich für meinen Teil finde, das ist eine hervorragende Idee. Megan ist steinreich und besitzt sehr viel Land. Dein Freund Edmund wird ein sehr mächtiger Mann in England werden. Das wiederum ist gut für König Henry.«
    Julian nickte. »Der ohne mächtige Freunde an seiner Seite hilflos ist und umhertreibt wie ein ruderloses Schiff auf dem Meer.«
    »Das trifft den Nagel auf den Kopf«, gestand sie freimütig.
    Julian blinzelte verwundert. Er hatte mit scharfem Widerspruchgerechnet. »Er ist übrigens mein Vormund«, sagte er dann. »Edmund Tudor, meine ich natürlich, nicht der König.«
    Lady Juliana schien diese Nachricht weniger zu überraschen als ihn. »Eine gute Wahl. Sein Vater sagte mir übrigens, Edmund werde bald für den König nach Wales gehen. Wirst du ihn begleiten?«
    »So war es geplant. Ich würde auch gern. Aber Edmund sagt, erst soll ich mich um Waringham kümmern.«
    »Waringham hat es bitter nötig«, stimmte sie zu. »Es ist ausgeblutet. Die Pferdezucht wirft nicht mehr so viel ab wie vor Kriegsende, und viele der Bauern sind vor Robert geflüchtet, ihre Felder liegen brach. Du wirst alle Hände voll zu tun haben.«
    Schon bei dem Gedanken fühlte Julian sich hoffnungslos überfordert. »In dem Falle sollte ich jetzt wohl lieber schlafen gehen, wenn du gestattest.« Er stand auf.
    Seine Mutter geleitete ihn zur Tür. »Gute Nacht, mein Sohn. Ich bin froh, dass du nach Hause gekommen bist.«
    »Ich nicht.«
    »Nein. Ich weiß.«
    Julian wünschte ihr höflich eine gute Nacht und wandte sich nach links, wo die kleineren Kammern lagen, aber seine Mutter zupfte ihn am Ärmel.
    »Da«, sagte sie und zeigte auf die Tür schräg gegenüber. »Das ist das Schlafgemach von Lord Waringham. Deins, mit anderen Worten.«
    »Oh ja, richtig …«, murmelte er, überquerte den Korridor und betrat sein neues Refugium.
    Der Raum erinnerte ihn nicht an Robert, sondern vielmehr an dessen Vater. Julians Onkel Raymond hatte sich vor zehn Jahren am Heiligen Abend in dieses Bett gelegt, auf dessen Kante Julian sich nun behutsam setzte, und war am Weihnachtsmorgen einfach nicht mehr aufgewacht. Dabei hatte er immer gesagt, er wolle in seinen Stiefeln sterben, noch als uralter Mann. Für Julian und Blanche war er mehr ein Großvater als ein Onkel gewesen: nicht so streng wie ihr Vater, für jeden Unfug zu haben, ein großartiger Geschichtenerzähler und vorallem immer daheim. Julian hatte ihn sehr geliebt und an dem Weihnachtsfest, da er gestorben war, seine Kammer nicht einmal für die Messe verlassen, um Gott seinen Zorn zu bekunden. Vielleicht die erste Gelegenheit, bei der er – ein achtjähriger Knirps – seinem Vater getrotzt hatte.
    Mit den Fingern der Linken befühlte er den schweren Bettvorhang und betrachtete das hohe Kopfteil der Schlafstatt, welches mit dem gleichen feinen Wollstoff gepolstert war. Ein schwarzes Einhorn war in den grünen Hintergrund gestickt: Das Wappen derer of Waringham. Julian war überzeugt, er werde darunter kein Auge zutun. Doch seine müden Knochen forderten ihr Recht, und er schlief ein, kaum dass er sich ausgestreckt hatte.
     
    »Es ist nicht so, dass wir nicht wirtschaftlich wären«, erklärte Geoffrey ernst. »Im Gegenteil. Je mehr Stuten wir haben, je größer die Zucht geworden ist, umso weiter sind die Unterhaltskosten pro Kopf gesunken. Pro Pferdekopf, meine ich. Es sind nur die Preise, die nicht mehr stimmen.«
    »Der Krieg ist aus«, bemerkte Julian mit einem ergebenen Schulterzucken.
    Gleich nach dem Frühstück, das er allein im einstigen Wohngemach der Familie eingenommen und hastig hinuntergeschlungen

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