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Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige

Titel: Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Freunde, aber Wales allein kann England nicht retten. Somerset war unsere letzte Hoffnung.« Er sah Janet an. »Ich schätze, jetzt ist der Krieg wirklich aus.«
    Sie sagte lange Zeit nichts. Er konnte nur raten, was sie dachte. Frohlockte sie über Yorks endgültigen Sieg? War sie erleichtert, dass ihr Mann nicht mehr ins Feld ziehen würde? Träumte sie davon, dass er sich mit den Tatsachen arrangierte, sich mit dem yorkistischen Regime aussöhnte und sie alle in Frieden leben konnten?
    Janet ließ ihn im Ungewissen; ihre Miene blieb undurchschaubar. Bedächtig löste sie die Kordeln, die das Steppwams verschlossen, und streifte es über seine Schultern. Stück um Stück zog sie ihm die Kleider aus, und er ließ sie gewähren und sah ihr zu. Schließlich drückte sie ihn in die Kissen, deckte ihn zu, zog sich das Hemd über den Kopf und schlüpfte neben ihm unter das Federbett. Mit der Rechten strich sie ihm die blonden Locken zurück und küsste die geschlossenen Lider. »Wofür schämst du dich nur so?«, fragte sie leise.
    Erschrocken riss er die Augen auf. »Wie kommst du auf so einen Gedanken?«
    Janet deutete ein Schulterzucken an, und das schwache gelbe Licht der Öllampe ließ ihre Haut in einem matten Goldtonschimmern, den er ganz vergessen hatte. »Ich seh’s dir an«, antwortete sie.
    Zögernd hob er die Hand und legte sie auf ihre glatte, kühle Schulter. »Für meine Erleichterung vermutlich«, gestand er. »Ich habe getan, was ich konnte. Was ich mit meinem Gewissen vereinbaren konnte. Aber es war nicht genug. Vielleicht hätte ich alle Bedenken, jede Rücksichtnahme auf den kleinen Richmond und mein Versprechen an dessen Vater in den Wind schlagen müssen. Ich weiß nicht mehr, was richtig ist. Aber Gott helfe mir, ich bin froh, dass es vorbei ist.«
    Janet glitt auf ihn und legte einen Finger an seine Lippen. »Schsch. Ich bin froh, dass du deinem Gewissen und dir selbst treu geblieben bist.«
    »Weil du Yorkistin bist«, spöttelte er matt.
    »Weil ich deine Frau bin, Mylord.«
     
    Weder am folgenden Tag noch in den Wochen darauf erschienen yorkistische Soldaten in Waringham, um Julian und seine Ritter zu verhaften, und als der Sommer kam, hörte er auf, nach ihnen Ausschau zu halten. Lord Stanley mochte einen Verdacht hegen, wen er da von Hexham bis Rochester gejagt hatte, denn im weitgehend yorkistischen Kent gab es nicht viele Adlige und Ritter, die in Frage kamen. Doch allem Anschein nach war Julians Deckung immer noch intakt, was er nur den fantasievoll zusammenfabulierten Berichten zu verdanken hatte, die seine Gemahlin und seine Schwester jeden Monat zu Lord Hastings’ Erbauung verfasst hatten, und er war beiden dankbar. Auch wenn er verbittert über ihre Niederlage und über Somersets Tod war, steckte doch nicht genug von einem Märtyrer in ihm, dass er Lust verspürt hätte, für den gescheiterten lancastrianischen Widerstand jetzt noch zu sterben. Zumal er schauerliche Gerüchte darüber gehört hatte, was der Bruder seiner Frau hinter den verschwiegenen Mauern des Tower of London mit gefangenen Lancastrianern anstellte. Auch wenn er ratlos war, wie er jetzt weitermachen, was er mit dem Rest seines Lebens anfangen sollte, brüteteer doch viel lieber in Waringham seine düsteren Gedanken aus als in einem lichtlosen, eisigen Kerker, und um sich ihnen nicht gänzlich zu ergeben, widmete er sich seinen vernachlässigten Pflichten.
    Die Fohlzeit war wie üblich die arbeitsreichste auf dem Gestüt. Voll Neugier erwartete Julian den Nachwuchs der neuen Zuchtstuten, plante zusammen mit Geoffrey, welcher Hengst welche Stute decken sollte, und beobachtete mit sorgsam verborgener Zufriedenheit, wie viel Verantwortung und Umsicht Roland bei der Arbeit im Gestüt an den Tag legte. Der Stallmeister verließ sich blind auf den knapp Siebzehnjährigen, die Stallburschen begegneten ihm mit Respekt ebenso wie mit Freundschaft und der bedauernswerte Melvin mit etwas, das an Anbetung grenzte. Roland verdiente sich diese mit einer ganz und gar untypischen Geduld, die er seinem schwachsinnigen Freund entgegenbrachte, und er sorgte dafür, dass die ruppigen Stallburschen keine grausamen Späße mit Melvin trieben. Nach wie vor drückte Roland sich um seine Pflichten als Julians Knappe, wann immer er damit durchkam, aber wenn Julian seine Dienste in Anspruch nahm, war sein Neffe respektvoll und zuvorkommend. Ein völlig neuer Mensch, stellte Julian erstaunt fest.
    Ehe die Fohlzeit vorüber war, begann die

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