Das Spiel der Könige - Gablé, R: Spiel der Könige
als gäb es ein Gewitter.« Und er dachte, meine Güte, Waringham, fällt dir wirklich nichts Besseres ein als das Wetter?
Doch mit der ihr eigenen Courtoisie folgte Janet dem wenig originellen Themenwechsel. »Höchste Zeit, dass es regnet. Die Bauern müssen die Felder für den Winterweizen pflügen, aber die Erde ist hart wie Stein.«
»Wir haben erst Mitte September«, entgegnete er. »Das hat notfalls noch bis nächsten Monat Zeit.«
»Im Oktober sät man Wintergerste und Hafer, Mylord«, belehrte sie ihn.
Julian konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Ah. Man merkt, dass du auf dem Land groß geworden bist.«
Ihr Gesicht nahm diesen koboldhaften Ausdruck an, und vermutlich lag ihr irgendeine Frechheit auf der Zunge, aber sie behielt sie bedauerlicherweise für sich, weil die alte Berit hastig auf sie zugewatschelt kam.
»Hoher Besuch, mein Lamm«, verkündete sie Julian außer Atem.
Ein heimtückischer Schrecken durchzuckte ihn bis in die Fingerspitzen. »Hoher Besuch« konnte nichts Gutes verheißen, ganz gleich, wer es war.
»Ah ja? Und wer erweist uns die Ehre?«
»Der Earl of Warwick«, antwortete sie voller Ehrfurcht.
Julian wechselte einen Blick mit seiner Frau.
»Soll ich ihn herführen?«, fragte Berit eifrig. Sie war der Auffassung, dass Julian sich zu selten unter seinesgleichen bewegte, und vermutlich entzückte dieser Besuch sie deswegen so.
Er schüttelte den Kopf. »Das gehört sich nicht. Einer meiner Ritter soll es tun. Du führst sein Gefolge in die Halle und sorgst dafür, dass es bewirtet wird. Frederic soll sicherstellen, dass die Pferde versorgt werden. Schick uns Wein und Erfrischungen. Von mir aus bring sie selbst, aber tu mir einen Gefallen, Berit, und nenn mich in seiner Gegenwart nicht ›Lamm‹, verstanden?«
Sie lächelte ihn treuherzig an und knickste. »Ja, Mylord.«
Als Julian Tristan Fitzalan mit dem Earl of Warwick durch den Garten kommen sah, stand er höflich auf. Seine Frau wollte seinem Beispiel folgen, aber er legte ihr leicht die Hand auf die Schulter.
»Lady Janet!« Warwick schenkte ihr sein charmantestes Lächeln, nahm ihre Rechte in beide Hände und beugte sich darüber. »Ihr seht hinreißend aus. Wer ist Euer Schneider? Ich muss ihn Lady Anne empfehlen. Dieses Moosgrün kleidet Euch hervorragend.«
»Danke, Mylord.« Sie schaffte es, vor ihrem einstigen Dienstherrn nicht den Blick zu senken, stellte Julian zufrieden fest, aber sie errötete ein wenig. »Mein Schneider bin ich selbst, aber Sir Lucas besorgt mir das Tuch aus London und wählt es aus.«
»Verstehe. Das berühmte Auge der Durham. Nun, Madam, an Euch ist sein Talent wahrlich nicht verschwendet.«
»Ich denke, das reicht, Richard«, warf Julian ein und betrachtete seinen Cousin kopfschüttelnd.
Warwick drückte ihm freundschaftlich die Hand, sah aber immer noch zu Janet und fragte augenzwinkernd: »Er mag es nicht, wenn jemand Euch Komplimente macht, wie? Insgeheim träumt er vermutlich davon, Euch vor fremden Blicken zu verstecken und in dem hässlichen Kasten dort drüben in eine Dachkammer zu sperren.«
»Ich habe ganz und gar nichts gegen Komplimente an meine Frau, aber was ich nicht schätze, sind abfällige Bemerkungen über meine Burg, Cousin«, warf Julian ein.
»Nein?« Warwick schaute ihn an. »Und dabei dachte ichimmer, die Wahrheit sei für dich ein höheres Gut als Höflichkeit.« Seine Worte waren immer noch gutmütiger Spott, aber aus seinen Augen war jede Heiterkeit gewichen. Das Blau strahlte intensiver als gewöhnlich, und Julian erkannte verwundert, dass Warwick außer sich vor Zorn war.
Doch er war zu höfisch, um das vor einer Dame zu zeigen oder die Gebote guter Manieren zu missachten. Also beglückwünschte er Janet und Julian zu ihrem Sohn, als die Amme ihn auf dem Weg zum Mittagsschlaf an ihnen vorbeitrug, und zog Julian auf, weil dieser dem kleinen Robin schon ein Holzpferdchen schnitzte, ehe der Junge seinen ersten Geburtstag beging.
»Kein Waringham ist je zu jung, um ein Pferdenarr zu sein«, entgegnete Julian.
Nachdem Berit Wein gebracht hatte und sie auf das Glück des kleinen Robin angestoßen hatten, stand Janet auf und erkundigte sich: »Wir dürfen doch gewiss hoffen, dass Ihr zum Essen bleibt, Mylord?«
Warwick verneigte sich sparsam. »Von Herzen gern, Madam.«
»Dann entschuldigt mich einen Moment, damit ich ein paar Vorbereitungen treffen kann.«
Warwick wartete, bis sie um die Ecke des Hauptgebäudes gebogen war, ehe er sagte: »Das
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